Die Bodhisattvas

 vorgetragen von Dimitar Mangurov am 26.01.2014 in Varna

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„…Diese sind’s, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes“

                                                             Offenbarung des Johannes (7:14)

                                                      

Nach der demokratischer Umwandlung in Bulgarien erzählte ein ehemaliger Offizier des Geheimdienstes im engen Kreis eine Geschichte aus der Zeit des Totalitarismus. Er war dienstlich im damaligen Leningrad (jetzt Sankt Petersburg) und beschloss unter anderem, die Eremitage zu besichtigen, genauer gesagt die in den unterirdischen Kammern gelagerten Artefakte, die den gewöhnlichen Besuchern nie gezeigt werden. Eine KGB-Majorin begleitete ihn dabei. Der Offizier bewunderte lange die zahlreichen „skythischen“ Funde bewundert, aber am meisten beeindruckte ihn ein Paar Ohrringe, die etwa drei cm lang waren und aus Hunderten, sogar Tausenden winzig kleinen Goldkörnern bestanden, die auf wundersame Weise aneinanderklebten. Die Majorin erklärte, dass heutzutage kein Handwerker in der ganzen Welt in der Lage wäre, so etwas herzustellen. Die Russen sollen im Weltall ähnliche Versuche unternommen haben, jedoch mit einem sehr bescheidenen Ergebnis. „Welches Volk hat dieses Technologiewunder vollbracht?“ – rief unser Landsmann aus. Die Antwort war mehr als überraschend: „Die alten Bulgaren.“

Die „Genossen“ konnten natürlich oben in den Sälen keinesfalls solche Artefakte ausstellen, die von Touristen aus der ganzen Welt besichtigt werden, denn ihnen hätten sie auch dieselbe Antwort geben müssen. Die offizielle Version lautete schließlich, dass im Jahre 681 Asparuch diesseits der Donau eine zahlenmäßig schwache Horde mongolisch aussehender Halbwilde herüberführte, die außer geschicktes Pferdereiten und Schwertschwingen nichts anderes beherrschte. Anschließend sollen sie sich im „slawischen Meer“ aufgelöst haben und nur der Name „Bulgaren“ soll von ihnen übrig geblieben sein. Nun gab es diese „unbequemen“ Ohrringe und die tausenden ähnlichen „skythischen“, „keltischen“, „gotischen“, „griechischen“ u.dgl. Artefakte, die die Wissenschaft vor eine Reihe störender Fragen des historischen, mystischen, ja sogar kosmischen Typs stellen. Wie soll der zweifellos kluge Zeitgenosse begreifen, dass die Zähmung des Pferdes, die die Bulgaren zum ersten Mal im dritten vorchristlichen Jahrtausend in den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres vollbracht haben, eine „Anreitung“ des Verstandes zum Zwecke der Ich-Entwicklung – der Hauptaufgabe des Menschen im Erdenäon – darstellte? Wie soll der hochtechnisierte Mensch erkennen, dass hinter dem geschickten Schwingen der Schwerter durch die alten Bulgaren die richtige Ausrichtung des Ich (des zweischneidigen Schwertes aus der „Offenbarung des Johannes“) steckt, die nach einem umfassenden geistigen, alle bisherigen Epochen umfassenden Plan die Evolution der ganzen Menschheit bezweckt? Dass die Herstellung der erwähnten Ohrringe ermöglicht wurde durch die konsequente Befolgung dieses Plans, dessen Umrisse erst zukünftig vor der nichts ahnenden Menschheit deutlich hervortreten werden? Ob der im fünften Jh.n.Chr. im heutigen Frankreich geborene Magnus Felix Ennodius das Vorhandensein eines solchen Plans und die Hauptrolle der Bulgaren in diesem Plan geahnt haben mag, können wir nicht mit Sicherheit behaupten, aber die Worte, die er im Jahre 486  in der Lobrede auf Theoderich aufgeschrieben hat, sind mehr als beredt: „Die Bulgaren, das ist das Volk, das alles bekam, was es sich gewünscht hatte; sie glaubten, dass die Welt ihnen offen stand; sie bezweifelten nie ihren Sieg; das ist das Volk, über das sich die Welt wunderte.“

Warum lebten die alten Bulgaren in der Überzeugung, dass die Welt ihretwegen geschaffen wurde? Welche ist die nie versiegende Quelle, aus der sie immer die Kraft schöpften, um auch heute die Welt mit ihren Errungenschaften in allen Lebensbereichen zum Staunen zu bringen? Können wir die Vorsehung Gottes über die Erdenmenschheit und konkreter über unser Volk wenigstens berühren, um hinter die Aufgabe zu kommen, die das Hauptwerkzeug Gottes zur Erfüllung dieser Vorsehung hat? Wir wollen es versuchen, und die bevorstehenden Jahrzehnte werden zeigen, ob wir recht hatten!

Vor jedem Menschen stehen drei Hauptfragen, die er zu lösen hat und von denen unsere Zukunft abhängt. Die erste ist die Frage nach Christus und dem Ich, die zweite – die Frage nach den geistigen Hierarchien und die dritte – die Frage nach der Bodhisattva-Loge und der mit ihr verbundenen Meister. Vom Titel des vorliegenden Beitrags ist ersichtlich, dass hier auf die dritte Frage eingegangen wird, ohne dass diese von den anderen zwei, mit denen sie eine Dreiheit bildet, abgesondert wird. Mit einem majestätischen Schwung lüftete Rudolf Steiner 1909 in der Anwesenheit der erstaunten Zuhörer den Vorhang vor den geistigen Höhen, die lange Zeit für den immer tiefer ins Materielle versinkenden Menschen verborgen waren. „Gefühlt und erkannt wird in den Stätten wahrer Geisteswissenschaft, dass es eines gibt, was zunächst geht durch alle Kulturen der nachatlantischen Zeit; was schon gegangen ist durch die uraltindische, die urpersische, die chaldäisch-ägyptische Kultur und so weiter, was gehen wird auch durch diejenigen Kulturen, die auf diese folgen bis zur nächsten großen Katastrophe und darüber hinaus… „es ist, wenn man es in Wirklichkeit betrachtet, nicht etwas Abstraktes, sondern etwas Konkretes, ein Wesen“, im Vergleich zu dem „alle anderen Wesen, seien es die sieben heiligen Rishi oder selbst höhere Wesenheiten die gar nicht heruntersteigen bis zu physischen Verkörperung, Sendboten sind, so können wir es bezeichnen mit einem Namen, den der Orient richtig geprägt hat“ – die Gesamtheit (der Geist) der Bodhisattvas. Die christliche Anschauung würde es als Heiligen Geist bezeichnen.“[1]

Jede frohe Botschaft, jede Weisheit auf Erden führt zu dieser Quelle der ursprünglichen Weisheit, die die zwölf im Kreis (d.h. wie in einer Loge) angeordneten Bodhisattvas in den schwindelerregenden geistigen Höhen der Welt der Vorsehung (Buddhi) und in ihrer Gesamtheit eine besondere Wesenheit bilden, die Steiner „den Großen Lehrer“ nennt, der „ in der nachatlantischen Epoche“ oft die Menschenform angenommen hat“. Wenn wir „im Laufe unserer irdischen Entwicklung Verkörperungen der Bodhisattvas finden, nennen wir sie deshalb die großen Lehrer der Menschheit, denn in ihnen ist das Wesentliche der Bodhisattvas als Verkörperung der Weisheit.“[2]

Wir müssen aber das Christus-Prinzip vom Bodhisattva-Prinzip sehr gut abgrenzen, denn die unrechtmäßige Vermischung der beiden stellt einen der größten okkulten Fehler dar. Dort – in der Welt der Vorsehung, im Zentrum der Loge – finden wir Christus, der „von allem befreit ist, was er auf Erden und nahe der Erde geworden ist“. Christus ist „die Grundlage der Menschheit, das, woraus jedes Leben stammt“ und er manifestiert „Seinen Ruhm und Seine eigene Herrlichkeit“. Die Bodhisattvas haben das Privileg, Sein Wesen zu betrachten und sich an Ihm zu ergötzen. Dieses Leben stiftende Christus-Wesen wird auf dem Erdenplan als eine Lehre widerspiegelt. Christus ist nicht einfach ein Meister, vielmehr entstehen die Lehren in den verschiedenen Kulturepochen, damit die Menschen Ihn besser begreifen. Er ist eher das Objekt, als das Subjekt des Lernens“, sagte Steiner[3].

Nach diesen Ausführungen müsste selbst ein voreingenommener Esoteriker begreifen, dass die richtige Klärung der Bodhisattva-Frage, die eine der schwierigsten in der Christologie ist, und die Enthüllung des im 20. Jahrhundert in menschlicher Form inkarnierten Geistes der Bodhisattvas eine entscheidende Rolle für das geistige Leben der Menschheit spielen. Sich dieser Wahrheiten widersetzen ist eine unverzeihliche Sünde gegen den Heiligen Geist, der den Weg zum kosmischen Ich Christi versperrt, was zum allmählichen Austrocknen des Lebens für das jeweilige Individuum führt und letztendlich sich in Gottesbekämpfung verwandelt. Und das würde nur dem Antichristen in seinem Kampf gegen den ätherischen Christus dienen! Hoffentlich werden die vorliegenden Ausführungen zu einem Hilfsmittel, mit dem dieses bittere Schicksal vermieden wird. Wir wollen nun zu der detaillierten Erörterung des Bodhisattva-Mysteriums vom Anfang bis zum Golgatha übergehen, um den inneren Sinn der kolossalen Wandlung zu erspüren, die nach dem Mysterium von Golgatha eingetreten ist.

Von der Anthroposophie wissen wir, dass das Hauptereignis im entstandenen Kosmos, das seine Bewohner gründlich erschüttert hat, die Menschwerdung der zweiten Hypostase der Trinität ist, die ‚das Wort’ genannt wird. Auf seinem langen Weg zum Opfer auf Golgatha entdeckte das Wort zuerst seine Sternenwesenheit als „Sohn“ (im Tierkreis), dann „verdichtete“ es sich zum Geist der Weisheit auf der alten Sonne. Später offenbarte es sich „planetarisch“ als die Gemeinschaft der sechs Sonnenelohim (Formgeister) im Erdenäon. Dann trat es in die Mondensphäre als Erzengel Michael ein und an der Engelssphäre vorbei begann es, sein makrokosmisches Ich im Laufe von drei Jahren mit den drei Leibern Jesu nach dem Wunder von Epiphanie im Jordanfluss zu verbinden. Irgendwann im Panorama dieser märtyrerhaften Verkleinerungen schuf der Erlöser die Loge der zwölf Bodhisattvas und machte sie zum Hauptwerkzeug zur Durchführung Seines Willens in der Erdensphäre. Die Bildung der Bodhisattva-Loge war kein einmaliger Akt, sondern ein langwieriger Prozess, der bereits in der hyperboräischen Zeit begonnen hatte. In der vorausgegangenen polarischen Zeit – der Widerspiegelung des alten Saturn – war alles einheitlich und wir können noch  nicht von einem Bildungsprozess der Loge als selbständigen Organismus reden. Dieser Prozess begann in der Mitte der hyperboräischen Zeit (der Widerspiegelung der alten Sonne), als sich die Sonne zusammen mit Christus aus ihrer Dreieinheit mit dem Mond und der Erde absonderte. Die Planeten Mars, Jupiter und Saturn existierten bereits als selbständige Planeten, Merkur und Venus bildeten sich etwas später heraus und der Mond und die Erde wurden zu selbständigen Himmelskörpern erst während der lemurischen Zeit. Die Herausbildung des heutigen Sonnensystems verlief auf dem geistigen Plan im niederen Devachan. Damals existierte nichts „Hartes“ und die zukünftigen Bodhisattvas mussten noch als Menschen ausgebaut werden, um später die Führung der Erdenentwicklung zu übernehmen. Aber schon damals wurden sie durch den großen Sonnengeist Christus mit speziellen Aufgaben zu den Planeten hinausgeschickt. Steiner berichtet, dass das Wesen, das eines Tages Gautama Buddha werden sollte, zur Venus, d.h. zum Merkur gesandt wurde. Wohin die restlichen Bodhisattvas gesandt worden sind und was sie dort gemacht haben, wissen wir bisher nicht, aber wir können mit Sicherheit die okkulte Tatsache mitteilen, dass während der großen „Mondenkrise“ in der lemurischen Zeit die zukünftigen Bodhisattvas einen großen Akt vollbracht haben, ohne den unsere ganze Evolution schiefgegangen wäre. Sie waren die Seelen, die Iche mit der notwendigen Kraft, um den stark stagnierenden Mondenkräften zu widerstehen und auf der Erde zu bleiben, wobei sie die Kontinuität der menschlichen Inkarnationen, die nach dem Sündenfall begannen, gewährleisteten. Dank diesem Opfer erlangten sie jene Eigenschaften, die ihnen in der Mitte der atlantischen Zeit erlaubten, die Arbeit an der Loge endgültig abzuschließen und die Rolle von geistigen Führern zu übernehmen. Während der ganzen Zeit konzentrierten sich ihre Bestrebungen auf den sich immer „verdichtenden“ Christus, der die Quelle ihrer Kraft blieb. Bei seinem Drang nach unten vollbrachte Christus „unterwegs“ über die nathanische Seele drei übersinnliche Opfer, indem er am Ende der lemurischen Zeit unsere zwölf Sinne und unseren physischen Leib rettete. Am Anfang der atlantischen Zeit rettete er unsere sieben Hauptorgane und unseren Ätherleib und am Ende der atlantischen Zeit – unsere drei Geisteskräfte und unseren Astralleib. Als Ergebnis dieser Opfer wurde der Mensch zu einer Ich-Entwicklung fähig, indem er den aufrechten Gang, die Sprache und die Anfänge der Denktätigkeit lernte. Das Menschen-Ich sollte vom Erlöser selbst zur Zeitenwende auf der Erde geheilt werden. Nun konnten die Bodhisattvas schon wirken, indem sie bei unserem physischen Leib anfingen. Damit wir wenigstens teilweise den Charakter ihrer Wirkung begreifen können, müssen wir zunächst auf die Frage eingehen, was für ein Wesen der Bodhisattva ist.

Nach seinem Tod steigt der Mensch bis zur planetenartigen Sphäre zwischen Mars und Jupiter auf, der Eingeweihte erreicht die Grenzen des höheren Devachan und kann den Buddhi-Plan betrachten. Die Bodhisattvas steigen zu der Budhi-Sphäre, wo sie in ihrer Gemeinsamkeit das Wesen „Heiliger Geist“ bilden und Christus begegnen, der ihnen aus den höheren Bewusstseinsstufen heruntersteigend entgegenkommt. Vom kosmischen Standpunkt aus ist also Christus die Sonne und die Bodhisattvas sind die zwölf Sterne, die von der Sonne Licht und Wärme, Kraft und Leben erhalten, um diese zu uns auf die Erde weiterzureichen. Als sich Christus als der „Sohn“ im Tierkreis zeigte, trug er die zwölffache Fülle der Vaterskräfte, von denen unser physischer Leib (das Vater-Prinzip) aufgebaut ist. Der Bodhisattva-Kreis wurde nach diesem Muster geschaffen als eine Körperschaft, der vom Heiligen Geist durchleuchtet ist und die zwölf Aspekte des kosmischen Christus in der Erdensphäre widerspiegelt. Der Heilige Geist schöpft Seine Kraft aus der unmittelbaren Kontemplation des Christus. Seit Mitte der atlantischen Zeit steigt diese Kraft zu den Erdenmenschen in der Form der allumfassenden Weisheit herab. Hier entsteht die Frage, um welchen Heiligen Geist es sich handelt.

Das dritte Gesicht der Heiligen Trinität ist das Ergebnis der Vereinigung der Liebe (des Vater-Prinzips) und der Weisheit (des Wort-Prinzips). Bis zum Golgatha-Mysterium strahlte der Heilige Geist (der gemeinsame Geist der Bodhisattvas) nur seinen eigenen Anteil am Logos herunter, d.h. nur die Weisheit. In den bewegenden Abschiedsreden des Johannes-Evangeliums, versprach der Logos den Jüngern (und der ganzen Menschheit), dass Er vom Vater einen tröstenden Geist erbitten wird – den Geist der Wahrheit, den Heiligen Geist, durch den beide „eine Stätte“ in jedem Menschen „bereiten“, der Jesus liebt. Erst als am Kreuz das Wort in seinem makrokosmischen Ich die Weisheit wieder geboren und diese sich in Liebe verwandelt hat, konnte Jesus – ein menschliches Wesen –  zum tatsächlichen Vertreter der ganzen Heiligen Trinität auf der Erde werden. Dadurch fand der Heilige Geist aus der Bodhisattva-Loge nach Pfingsten Zugang zum Ich, indem Er dem Menschen nach und nach die Geheimnisse des Golgatha-Mysteriums und damit das Mysterium der Heiligen Trinität als Liebe, Weisheit und Wahrheit enthüllte. So wurden die Bodhisattvas aus Boten des Heiligen Geistes in den vorchristlichen Zeiten, die die Weisheit des Wortes trugen, zu Nachfolgern des Erlösers und Trägern des Heiligen Geistes als Wahrheit und Erlösung. Es trat folglich eine große Wandlung in der Loge der Zwölf ein, die im ersten christlichen Bodhisattva zum Ausdruck kommt: die Boten des kosmischen Logos wurden zu Nachfolgern des Menschen Christus Jesus, denn der Logos war zum Menschen geworden und hatte Sich für immer mit der Erde verbunden, indem Er Sich ins Zentrum ihrer Entwicklung stellte. Bis zum Mysterium von Golgatha wurde der Sinn der irdischen Entwicklung den Einzuweihenden in der Loge der Zwölf enthüllt; Seit dem Golgatha-Ereignis lebt er in jedem Menschen-Ich als Christus-Impuls. Die Aufgabe der Bodhisattvas besteht darin, uns auf immer höheren Bewusstseinsstufen den Inhalt des Christus-Impulses zu offenbaren und ihn uns praktisch vorzuleben. Um zu begreifen, was uns die Bodhisattvas sagen und was sie tun, müssen wir noch tiefer in ihr Wesen eindringen.

In einem gewissen Sinne ist der Bodhisattva ein kosmisches Wesen, denn schon auf dem Erdenplan arbeitet er durch sein Ich bewusst mit dem Schutzengel zusammen daran, seinen Astralleib in das Geistselbst umzuwandeln. Der gleiche Prozess wird bei der restlichen Menschheit erst auf dem zukünftigen Jupiter stattfinden. Bei dieser Arbeit erhält der Bodhisattva auch in seinem Ätherleib Inspirationen vom Erzengel des jeweiligen Volkes, in dessen Umgebung er aus der Budhi-Sphäre herabgestiegen ist. Nach Ablauf seiner Aufenthalte auf der Erde wird beim letzten Leben der Astralleib in einen Leib mit bestimmten Charakteristika verwandelt, der ‚Nirmanakaya‘ heißt – der leuchtende Leib des Geistselbst. Der Bodhisattva steigt ins Nirwana, erlangt den Buddha-Rang, entlässt den Schutzengel und von seinem Geistselbst als Ich-Prinzip ausgehend beginnt er zusammen mit einer Erzengelwesenheit an der Umwandlung seines Ätherleibes in den Lebensgeist zu wirken, ohne auf die Erde herabzusteigen. Diese Transformation wird uns erst im zukünftigen Äon der Venus möglich sein. Dann übernimmt der nächste Bodhisattva die „Tiara des Himmels“ und beginnt, seine Aufgabe zusammen mit seinem persönlichen Schutzengel zu erfüllen. Die Engel wirken in der Sphäre zwischen Erde und Mond. Rudolf Steiner nennt die Bodhisattvas „die Boten des Himmels“, denn der Mond ist ein geistiger Spiegel, durch den die Sonnenweisheit des Wortes vor dem Mysterium von Golgatha bis zu den Menschen normalerweise eindrang. Dann wurde das Wort dem Bodhisattva-Kreis durch die Geister der Weisheit – die höchsten Wesenheiten im Himmlischen Sophia, der Weisheit Gottes,- enthüllt, die die Vertreter des Prinzips des Wortes im Dasein sind. Diese Weisheit strömte in das Wesen des Heiligen Geistes zusammen (den gemeinsamen Geist der Bodhisattvas) und von dort in den nächsten Epochen über den jeweiligen Bodhisattva hinunter. Dieses „Hinunterströmen“ erfolgte unter der Beteiligung der Archai, Erzengel und Engel, die das Prinzip des Heiligen Geistes im Dasein repräsentieren. Als der Bodhisattva auf der Erde war, stand er im Kontakt mit dem Schutzengel und dem Erzengel des jeweiligen Volkes, aber er hatte keinen Zugang zum Archen. Dieser Zugang wurde nur dann möglich, wenn der Bodhisattva zum Buddha aufstieg. Das liegt daran, dass durch die Zusammenarbeit mit dem Schutzengel der Bodhisattva Impulse zur Einwirkung auf sich selbst erhielt (zur Umwandlung seines Astralleibs in ein Nirmanakaya). Durch die Impulse der Erzengel beeinflusst er wiederum das Schicksal des Volkes. Doch erst wenn der Bodhisattva zum Buddha wird, kann er unter der Einwirkung eines Archen die Entwicklung der ganzen Menschheit in einer Epoche lenken. Während er auf der Erde ist, wird die Vereinigung mit dem Archen für den Bodhisattva zu einem Ideal. Jedes Mal, wenn er zurück zur Einheit der  evolutionslenkenden Loge zurückkehrt, wird diese Beziehung zum Archen wiederhergestellt. In der Vorsehung gehört der Kreis der Zwölf  zu den Archai, Erzengeln und Engeln, deshalb nennt ihn Steiner den ‚Heiligen Geist‘. Aber diesen Kreis können wir auch den ‚Erzengelkreis‘ nennen, da sie die Hauptrolle in ihm spielen. Der Sinn seiner Existenz ist in seinem Schöpfer – dem Wort – und die Erzengel sind die Vertreter des Wort-Prinzips in der Triade der erwähnten Wesen. Die Erzengel erfahren von unten durch die Engel Unterstützung und von oben werden sie von den Archai inspiriert. Die Gemeinsamkeit der drei Hierarchien macht den kosmischen Aspekt der Loge der Zwölf aus.

Hier müssen wir etwas erörtern: die Loge der Zwölf ist nicht der Tierkreis selbst, in dem die höchsten Wesen – Seraphim, Cherubim und Throne – wirken, die das Vater-Prinzip im Sein repräsentieren. Vielmehr sind sie eine Widerspiegelung des Tierkreises durch die Mondenkräfte (als ein geistiger Spiegel). Aber selbst das hat sich nach dem Mysterium von Golgatha in irdischer und kosmischer Sicht geändert, denn Christus „füllte alle Lücken zwischen Mensch und Gott aus“[4], wie der erste christliche Bodhisattva im 20. Jh. treffend sagte. Als das Wort den Tierkreis verließ und sich durch das Tor des höchsten Geistes der Weisheit mit dem Urbild der heutigen Himmlischen Sophia verband, wurde die Sophia zur übersinnlichen Leiter, auf der der Logos zu den Archai, Erzengeln und Engeln und den von unten nach oben strebenden Bodhisattvas hinunterstieg, um aus der Fülle der Kräfte des Vaters diesen zwölffachen geistigen Organismus auszubilden, der vom Heiligen Geist erleuchtet wird und die zwölf Aspekte des kosmischen Christus zum Ausdruck bringt. Das Wissen über ihn tragen die Bodhisattvas in Form der allumfassenden Weltweisheit in die Erdentwicklung hinein. Der Tierkreis ist das hohe Ideal der Himmlischen Sophia, mit dem sie sich verbinden möchte, so wie sie es im Äon der alten Sonne beim Herabstieg des Logos getan hat. Aber damals war das nur ein einmaliger und kein endgültiger Akt. Vom Menschen hängt die endgültige Verwirklichung dieses Ideals ab. Dadurch werden wir unsere Schuld bei Sophia begleichen, ohne die der Logos nicht zum Menschen werden und die Involution in Evolution zu unserer Erlösung und der Einführung des neuen Prinzips der Freiheit und Liebe im Kosmos wenden konnte. Diese Schuld lässt sich nur begleichen, wenn wir die Aufgaben der einzelnen Bodhisattvas begreifen, die bisher auf die Erde heruntergestiegen sind und dann auf die Mission der zukünftigen Bodhisattvas schauen, die in der entfernten Zukunft liegt.

Zu diesem Ziel werden wir das Mittel der Anthroposophie benutzen, die laut Steiner den Bodhisattvas zum Wohl der Menschheit folgen soll.

Die Geisteswissenschaft lehrt uns, dass Gautama Buddha der sechste aus der Reihe der zwölf Bodhisattvas war, der den Buddha-Rang erlangt hat. Sein Vorgänger war Orpheus und über die vier Bodhisattvas vor Orpheus wissen wir fast nichts. Wenn wir uns zurück in die Vergangenheit versetzen, können wir feststellen, dass die Seelenkonstitution des Menschen einer ständigen Wandlung ausgesetzt ist. Diese Wandlung sollten wir berücksichtigen, wenn wir nach Antworten suchen wollen, denn die äußeren Ereignisse der Zivilisation sind lediglich eine Widerspiegelung dessen, was im Inneren des Ich, der Seele und in unseren Leibern vor sich geht. Eine angemessene Methode zum Eindringen in das Mysterium der sich in allen Zeitaltern entfaltenden Tätigkeit der Bodhisattvas ist deren Gegenüberstellung mit den Perioden des menschlichen Lebens.

Nach der physischen Empfängnis bleiben wir neun Monate im Mutterleib. In der Fähigkeit der Frau, ein Kind zu empfangen, die Frucht auszutragen und ein zum selbständigen Leben bereites Lebewesen zu gebären, steckt die Tätigkeit der Himmlischen Sophia. Wenn wir den Augenblick bestimmen, in dem die ganze Menschheit physisch „empfangen“ wurde, können wir nach dem Ausgangspunkt suchen, in dem die leitende Tätigkeit der Loge der Zwölf begonnen hat. Dabei fangen wir beim ersten Bodhisattva an. Nachdem wir unser Ich von den Elohim erhalten haben, drang dieses gegen Ende der lemurischen Zeit in unseren Astralleib ein und hat ihn zusammen mit der Seele und der entscheidenden Hilfe der Götter in eine Empfindungsseele umgewandelt. Diese Seele wurde schnell durch die luziferischen Wesenheiten angegriffen. Die Folge war, dass wir begannen, uns nach Eindrücken von der Erde zu sehnen. Hätten sich die Verführer uns nicht genähert, wären wir für die materielle Welt erst gegen Mitte der atlantischen Zeit geworden geistig sehend geworden. In den früheren Etappen des atlantischen Zeitalters drang das Ich in den Ätherleib ein und begann, diesen in eine Verstandesseele umzuwandeln. Auf diese Seele hat sich die Wirkung der ahrimanischen Geister konzentriert, denn in der Verstandesseele hat der Mensch zum ersten Mal das Aufdämmern des Ich gespürt. Ahriman und seine Scharen hassen nämlich die Freiheit des Menschen am meisten, die aus der bewussten Bemühung des Ich resultiert. Die unbewusste Erbsünde in Lemurien wurde bis zu einem gewissen Grade bewusst und unsere physischen Augen haben sich für die Sicht unter dem Bauchnabel geöffnet. Deshalb bedeckten wir diese Gegend mit Feigenblättern. Bis zu diesem Zeitpunkt führten die Menschen ein halbgeistiges Dasein. Die Mitte der atlantischen Zeit stellt den von uns gesuchten Zeitpunkt dar, in dem mithilfe Ahrimans der Akt unserer irdischen „Empfängnis“ vollzogen wurde und die Bodhisattvas zu wirken begannen. Der Sinn ihrer Tätigkeit besteht darin, dass jeder von ihnen nach Abschluss seiner irdischen Arbeit in sich urbildhaft eine Fähigkeit entwickelt, die nach einer bestimmten Zeitlang zu einer allgemeinmenschlichen Fähigkeit wird. Je früher diese Fähigkeit entwickelt wird, desto später tritt sie unter der restlichen Menschheit in Erscheinung und zwar in einer Zeit, in der sich die menschliche Seelenkonstitution grundlegend von dem Zeitalter des Urbilds unterscheidet. Vielleicht erklärt das, warum Steiner nicht über die ersten Bodhisattvas berichtet, die in jenen zeitlich entfernten Epochen zu Buddhas aufgestiegen sind und unter der Menschheit erst in mehreren Jahrtausenden „gespiegelt“ sein werden. Trotzdem wollen wir im Lichte dieser Erläuterungen den ersten Bodhisattva in einem bestimmten Maß begreifen, um die geistige Logik der Tätigkeit seiner Nachfolger zu verstehen.

Nach der Empfängnis setzt die Arbeit der menschlichen Seele am physischen Leib des Embryos im Mutterleib ein – normalerweise zwischen dem 18. und dem 21. Tag. Das Embryo wird sichtbar größer und ist bereits physisch geformt, aber der Prozess besteht höchstenteils im Ergießen geistiger Kräfte durch die Weisheit Gottes. In einem Zustand haben wir uns nach der Mitte der atlantischen Zeit befunden, als unser physischer Leib im Unterschied zum jetzigen eine sehr plastische Bildung war,  auf die die Hierarchien der Himmlischen Sophia bestimmte Wirkungen ausübten. Zweifellos nahm der erste Bodhisattva an diesen Wirkungen teil und er ragte in die geistigen Höhen über das menschliche Gefäß empor, das ihm zur Erfüllung seiner Aufgabe diente. Wenn dieses Gefäß starb, erlebte der Bodhisattva den Tod nicht in der Art, die uns in den späteren Zeiten bekannt ist, denn sein Dasein war fast ausschließlich geistiger Natur. Das, was er als individuelle Fähigkeit entwickelt, kann auf die Gesamtmenschheit nur unter Wesen gespiegelt werden, die sich nicht mehr auf die uns bekannte Art reproduzieren und eine unsterbliche ätherisch-geistige Existenz führen. Solche Wesen werden die Bewohner während der sechsten Wurzelrasse sein, die auf dem schon jetzt keimhaft entstehenden neuen Kontinent in den Tiefen des Stillen Ozeans leben wird. Worin diese Fähigkeit besteht und wie sie gespiegelt wird, weiß nur ein wahrer christlicher Eingeweihter.

Auch der zweite Bodhisattva ragte über das körperliche Gefäß empor und er arbeitete an seiner Aufgabe unter veränderten Bedingungen. In der späteren atlantischen Zeit drang das Ich in den physischen Leib ein und bewirkte die Ausbildung der Bewusstseinsseele. Wir sahen unseren ganzen physischen Leib und in uns leuchteten die ersten Strahlen des Denkens auf. Der Mensch wurde zu einem individualisierten seelischen Wesen, das „Ich“ zu sich selbst sagen konnte. Trotzdem waren wir von den Göttern bis zum Ende der atlantischen Zeit völlig abhängig, so wie das Kind im Mutterleib von der Mutter abhängig ist. Die Seele arbeitet an dem Leib und ab dem 21. Tag nach der Empfängnis greift auch das Ich in die Entwicklung ein. Doch die beiden sind nicht der entscheidende Faktor, durch den der Leib bis zum Verlassen des Mutterleibes wächst, sondern das ist die Weisheit Gottes. Auf eine ähnliche Weise baute der zweite Bodhisattva durch die Kräfte der Himmlischen Sophia und durch seine eigenen Kräfte eine neue, noch nicht bekannte Fähigkeit aus, die unter den Menschen wahrscheinlich erst in der ersten Kulturepoche der sechsten Wurzelrasse gespiegelt wird. Diese Spiegelung wird sich eher auf die geistige Tätigkeit konzentrieren, während wir die Fähigkeit des ersten Bodhisattva in der zweiten Kulturepoche derselben Wurzelrasse erleben müssten, allerdings im Bezug auf die Tätigkeit des Ich.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Tätigkeit der ersten zwei Bodhisattvas zwischen Mitte und Ende der atlantischen Zeit die Arbeit an unserem physischen Leib zum Ziel hatte und dem Leben des Menschen im Mutterleib ähnelte. Der Ausgang aus der nebelumhüllten sinkenden Atlantis war dramatisch und verlief in mehreren Etappen. So kommt auch das Kind aus dem dunklen Mutterleib in dramatischen Etappen und unter Geschrei heraus, um im Hellen (unter dem Himmelsgewölbe) seine selbständige Entwicklung aufzunehmen.

Zu Ende ging die vierte Wurzelrasse mit ihren sieben Unterrassen, bei denen der Faktor der menschlichen Entwicklung zum größten Teil der physische Leib war. Es fing die fünfte Wurzelrasse mit ihren den sieben Kulturepochen an, bei denen wir immer tiefer in unsere Leiber eingingen. Dabei hat sich unser Seelenleben dermaßen vertieft, dass wir in uns die Kraft eines Ich aufnehmen konnten –  die einzige Kraft, die uns in die zehnte Hierarchie verwandeln und bis zum Ende der Schöpfung führen kann.

Der übermenschliche Avatar Manu führte die mit Hinblick auf die Zukunft fortgeschrittensten Menschen aus der versinkenden Atlantis heraus. Diese Menschen waren fähig, das Denken zu entwickeln. Diese Strömung erreichte die heutige Wüste Gobi, die damals eine blühende Gegend war und gab den Anfang der altindischen Kulturepoche.

Eine andere Strömung unter der Führung der beiden großen eingeweihten Adepten (Schüler des Manu im Sonnenorakel der Atlantis), die später unter den Namen Skythianos und Zarathustra bekannt wurden, besiedelte weite Gebiete in Europa und Asien. Dabei hatte Zarathustra eher Asien im Blick, während die Hauptaufgabe des Skythianos in der Teilnahme an der Ausbildung eines solchen Seelenlebens bestand, dass der Logos empfangen und Dessen Opfer begriffen werden  konnte. Die äußerst aktive Tätigkeit der beiden Adepten verlief völlig synchron mit der Loge der Zwölf und Steiner nannte sie aus diesem Grund „Bodhisattvas“. Worin die Tätigkeit des dritten Bodhisattva bestand, lässt sich gegenwärtig schwierig beleuchten. Trotzdem werden wir einen Versuch unter Anwendung der Analogie wagen.

Nach der Abtrennung der Nabelschnur des physischen Mutterleibes (der Himmlischen Sophia) beginnen wir, einen eigenen Leib heranzubilden, aber die Verbindung zum mütterlichen Ätherleib bleibt bis zum siebten Jahr sehr stabil. In ähnlicher Weise wurde auch der Faktor der Kulturentwicklung in der ersten nachatlantischen Kulturepoche vom physischen auf den Ätherleib verlegt. Die Weisheit der heiligen Rishi war eine vollständige Wiederholung der atlantischen Weisheit und sie wurde durch Bilder und nicht durch Begriffe weitergegeben. Wenn wir uns mit unserem heutigen Intellekt in jene Zeit versetzen würden, würde niemand etwas von unserer Sprache verstehen. Es standen noch die Verinnerlichung unseres Ich-Lebens und die Einkleidung der großen atlantischen Weisheit in Begriffe bevor. Letztere ging in veränderter Form noch bis zur Zeitenwende weiter. Damals existierten die Begriffe nicht, daher war es nicht wichtig, was der Meister sagte, sondern welche Qualität seine Seele besaß und welche Bilder sie in den Seelen der Hörer hervorrief.

Als ein halbkosmisches Wesen und der größte unter den Meistern, d.h. Adepten, ragte der Bodhisattva weit nach oben über sein irdisches Gefäß hinaus, ohne wirklich zu inkarnieren und den Tod zu erleben. Er war nur astralisch mit seinem Gefäß verbunden und bediente sich nicht aller Elemente seines Gehirns. Der Bodhisattva besaß keine Verstandes- und Bewusstseinsseele, aber  was seinen Ätherleib betrifft, war er trotzdem viel fortgeschrittener als die anderen. Das ermöglichte ihm, Nachrichten aus den geistigen Welten zu überbringen, Impulse für die Zukunftsentwicklung zu geben und zum Vorboten dessen zu werden, was die Menschen durch ihren Astralleib in der zweiten Kulturepoche empfinden sollten. Folglich legte der Bodhisattva während der altindischen Epoche, als er zum Buddha aufstieg, etwas in seinen Ätherleib hinein, was diesen scheinbar in einen Astralleib verwandelte. Dieses Etwas sollte zum Kulturentwicklungsfaktor der nächsten altpersischen Epoche werden. Ob das vom Bodhisattva Erreichte nur damals in Erscheinung getreten ist oder auch in einer viel späteren Zeit treten wird, ist eine Frage, die wir zumindest teilweise zu beantworten versuchen.

Der Ätherleib hängt mit der Zeit zusammen. Steiner sagte in einem kurzen Vortrag, dass die Menschheit im sechsten vorchristlichen Jahrtausend das große Neujahr auf Erden gefeiert hat (vgl. Neujahrsbetrachtungen, GA 165). Um das Wesen des Erlebten zu erläutern, verglich er die Lebenszyklen der Pflanzen und der Menschen. Dem nach befindet sich unsere höhere Natur (das Ich und der Astralleib) während des Schlafes außerhalb unserer niedrigen Natur (des physischen und des Ätherleibes). Die erstere schläft und die letztere ist wach und in ihr finden Wachstumsprozesse statt. Tagsüber ist es umgekehrt – die höhere Natur kehrt zurück und beginnt im Wachzustand die schlafende niedrige Natur „aufzufressen“. Die Pflanzen schlafen im Frühling und im Sommer und wachsen, sie sind nur in der Zeitspanne zwischen Christi Geburt und Epiphanie wirklich wach, wenn die Wachstumsprozesse zum Stillstand kommen. Aber ihr Bewusstsein verbindet sich mit dem mineralischen Bewusstsein der Erde. Wir wissen von der Anthroposophie, dass im Frühling das Ich und die Seele der Erde den planetarischen Leib verlassen und sich in die Sternenwelten begeben, wo sie bei herabgedämpftem Bewusstsein im Sommer die Geheimnisse der Weltenweisheit erleben. Im Herbst kehren sie zurück, um sich zum Winteranfang wieder mit dem planetarischen Mineralreich zu vereinigen. Dabei erinnern sie sich mit wachem Bewusstsein daran, was sie bei den Sternen erlebt haben. Bei der Vereinigung mit dem Mineralreich werden die Pflanzen auch für diese Weltengeheimnisse wach. Sie können nun denken, wie sie vom Mineralreich beeinflusst im Frühling wachsen, Blätter und Blüten bekommen und später Früchte trage, um ihre Bestimmung zu erfüllen. So wie zum Neujahr das Bewusstsein der Pflanzen (d.h. ihrer Gruppen-Iche) durch das Bewusstsein der Mineralien geht, so vereinigte sich im sechsten vorchristlichen Jahrhundert  das Bewusstsein unserer Seele mit dem Bewusstsein unseres Astralleibes, damit wir die endlose Weltenweisheit im Nachdenken versunken betrachten können. Aus diesem Weltenwissen, das damals erlangt worden war, schöpften Zarathustra und alle Eingeweihten nach ihm, einschließlich der Gnostiker der Zeitenwende, bei denen die letzten Strahlen des Weltenwissens völlig erloschen. Während die Pflanzen einmal jährlich während der Heiligen Tage dem Kosmos Auge in Auge gegenüberstehen, wird sich das von der Menschheit erlebte kosmische Bewusstsein im sechsten vorchristlichen Jahrtausend 12000 Jahre später wiederholen. Steiner gibt nicht das genaue Jahr des ersten Erlebnisses an. Lässt sich das nächste Ereignis nun zeitlich bestimmen?

Wenn wir nach der Inschrift der Omurtag-Säule in Pliska urteilen, hat der genaueste Kalender der Welt, der bulgarische Zyklen-Sonnenkalender das Jahr 5505 v.Chr. als seinen Anfang. Ein genauer  Tag wird dort nicht genannt.

kalendar na prabulgarite

Der Kalender der alten Bulgaren

Angel Manev und Tanjo Tanev aus Stara Zagora waren die Einzigen, die diesen Kalender untersucht haben. Dabei haben sie sie ein interdisziplinäres Verfahren angewendet, ohne das das schwierige, aber inspirierende Thema des Bulgarischen Mysteriums nicht zu lösen ist. Was haben sie festgestellt?

Die Astronomen wissen, dass die Satelliten die Planeten, die Planeten –  die Sonne umrunden. Die Sonne macht gemeinsam mit beiden während 26000 Jahre eine volle Umrundung des Tierkreises. Dabei dreht sie sich um einen doppelten Stern im Sternbild Fische – den Zeta Piscium (Revati).

Von Sri Yukteswar, dem Guru des bekannten Paramahansa Yogananda, erfahren wir über eine andere Umrundung im Rahmen der vorhergehenden, die zweimal 12000 Jahre dauert, wobei die erstere von der Frühlingsgleiche abhängt und die letztere – von der Herbstgleiche. Beide Umrundungen befinden sich zu einem Zentrum in Beziehung, welches im Orient ‚das Tor zum Unsichtbaren’ genannt wird. Dort ist der sog. „Sitz Brahmas“. Wenn die Herbstgleiche in das Sternzeichen Widder eintritt, so befindet sich die Sonne diesem „Tor“ am nächsten. Dann sind unsere Verstandes-sinnlichen Fähigkeiten sind in ihrer besten Verfassung, so dass wir in die Geheimnisse der geistigen Welten eindringen können. Nach 12000 Jahren, wenn sich die Herbstgleiche im entgegengesetzten Sternzeichen Waage befindet, versinken wir am tiefsten ins Materielle und unsere geistigen Fähigkeiten sind in ihrer schlechtesten Verfassung. Dann beginnt eine aufsteigende Entwicklung, durch die nach 12000 Jahren wieder der höchstmögliche Zustand erreicht wird. Das Ende der absteigenden Hälfte der 12000 Jahre und der Anfang ihrer aufsteigenden Hälfte hängen mit dem Stern Mesarthim (Gamma arietis) aus dem Tierkreis Widder zusammen. Manev und Tanev haben astrologisch jeden einzelnen Tag des Jahres 5505 v.Chr. geprüft, indem sie nach der Sternenkonstellation gesucht haben, in der sie den ersten Tag des bulgarischen Kalenders finden konnten. Und sie haben diesen Tag tatsächlich gefunden: Das ist den 15. August! Das Sternbild an diesem Tag ist wirklich beeindruckend: alle Planeten, einschließlich der Sonne, stehen über dem Horizont, fünf von ihnen, einschließlich der Sonne,  kulminieren in der Jungfrau, der Jupiter kennzeichnet die Zeitenwende und unten geht Lilith mit stark stagnierenden Kräften auf.

Im Zeitpunkt, in dem der Mond die Trennungslinie zwischen Zeta-Revati im Sternbild Fisch bildet und sich mit Mesarthim im Sternbild Widder vereinigt,  schlägt der Gong zum Zeitenwechsel. Die beiden Forscher haben auch diesen Moment bestimmt –  9 Uhr 49 Minuten und 7 Sekunden. Aus einem persönlichen Gespräch mit Manev weiß ich, dass wir zu jenem Zeitpunkt nicht nur zu einer materialistischeren Weltanschauung übergegangen sind, sondern das auch der Augenblick unseres Herabstiegs von der geistigen zur irdischen Existenz darstellt. Kurzum war das der Tag der Schöpfung. Die alten Bulgaren haben mit Sicherheit nicht in der Art gedacht. Trotz der falschen Schlussfolgerung  ist der Beitrag der beiden Forscher Tanev und Manev unbestreitbar und er verdient Respekt. Der alte bulgarische Kalender selbst ist dem aus den apokryphen Henochbüchern bekannten Kalender sehr ähnlich. Henoch bekam diesen Kalender während der atlantischen Zeit durch den Erzengel Uriel, als er in den Himmel entrückt wurde. Ob Henoch die fünfte semitische Unterrasse symbolisiert, deren Samen die fünfte Wurzelrasse begründete, ob er der erste oder zweite atlantische Bodhisattva war oder etwas anderes, wissen wir noch nicht, aber wichtiger in diesem Fall ist die Tatsache, dass Uriel mit dem Äon des alten Saturn verbunden ist, als die Zeit entstand. Nur die ältesten Völker hatten das Privileg eines engen Kontaktes mit dem Hüter der Weisheit der Zeit.

Eine andere interessante Besonderheit des bulgarischen Kalenders ist die Verwendung der Zahl 12 als Hauptzeitzyklus, und diese Zahl entspricht der Periode, in der der Weisheitsplanet Jupiter die Sonne umrundet. Wir können dem das Datum 15.08. hinzufügen, das in der christlichen Ära zum Fest der Jungfrau Sophia wurde – der irdischen Vertreterin der Weisheit Gottes.

Unter Berücksichtigung aller Tatsachen können wir feststellen, dass im Jahre 5505 v.Chr. die Menschheit das große Weltneujahr auf Erden erlebte. Damals wurde der dritte Bodhisattva zum Buddha. Er erlebte die Weltengeheimnissen der Weisheit und prägte sie seinem Ätherleib ein. Später machten die Bulgaren dieses Jahr zum Anfang ihres Kalenders. Als das Volk, das für die ganze Ich-Evolution der Menschheit verantwortliche ist, waren sie schon immer mit der Bodhisattva-Loge verbunden, da ihre Hauptaufgabe im Aufbau des Ich-Bewusstseins im Menschen besteht. Da der dritte Bodhisattva auch in diese Richtung wirkte, konnte das durch ihn im Ätherleib Ausgearbeitete während der zweiten nachatlantischen Epoche den Astralleibern der damaligen Menschen eingeprägt werden, da das Erlebnis des Astralleibes zum Kulturentwicklungsfaktor wurde.  Während die vorausgegangene Kulturepoche eine spezifische Wiederholung der polarischen Zeit und der in ihr herrschenden Einheit war, trat nun die Trennung zwischen Gut und Böse auf. Diese Trennung war eine Widerspiegelung der Trennung in der hyperboräischen Zeit zwischen Sonne und Mond (zusammen mit der Erde) – also zwischen Gut und Böse. Das vom dritten Bodhisattva Ausgearbeitete ist in Erscheinung getreten.

Wenn wir wieder den ausgewählten Schlüssel zum Begreifen des Bodhisattva-Mysteriums anwenden, können wir Folgendes feststellen. Nach dem siebten Jahr stößt das Kind die Ätherhülle der Mutter zurück und beginnt, sich einen eigenen Ätherleib auszubauen, obwohl es immer noch von der mütterlichen Ätherhülle abhängig ist. In der gleichen Abhängigkeit befanden sich die Menschen der zweiten Kulturepoche, die den Einfluss des Ätherleibes des dritten Bodhisattva empfanden, der in ihnen als Astralleib wirkte. Durch diesen Einfluss erlebten sie in ihren Astralleibern den Übergang von der Eins zur Zwei, der sich am deutlichsten im alten Zarathustra zeigte. Zarathustra lehrte über den Sonnengeist Ormuzd und den düsteren Mondengeist Angra Manyu. Er war der erste Mensch auf Erden, der durch das Ergebnis der Wirkung des dritten Bodhisattva dermaßen erleuchtet war,  dass er in seinem Astralleib das im Weltenneujahr Erlebte und das durch die heiligen Rishi der vorhergehenden Epoche in Bildern ausgesprochene Wissen über die geistigen Welten verstehen konnte. Nicht nur hat er das mit seinem Verstand begriffen, sondern er begann es in menschlichen Begriffen zu formulieren und an die Schüler in seinen Schulen weiterzugeben. Als der erhabenste Nachfolger des dritten Bodhisattva wurde Zarathustra zum menschlichen Urbild für das Erkennen des Bösen. Zarathustra fungierte als eine Brücke, über die sein Lehrer den Weg zur siebten nachatlantischen Kulturepoche wies, wenn die von ihm entwickelte Fähigkeit als die Kraft zum Erkennen des Bösen gespiegelt werden wird. Doch das wird nicht durch den Ätherleib erfolgen, der als Astralleib wirken wird, sondern durch den zum Ätherleib hinuntersteigenden Lebensgeist (durch das Buddhi-Prinzip). Das Buddhi-Prinzip befindet sich in enger Beziehung mit dem kosmischen Christus und der Loge der Zwölf. Im Jahr 6495 n.Chr. werden wir also das Weltenneujahr auf Erden wieder erleben, der Mond wird sich mit der Erde wieder verbinden. Die bereits entstandene „Rasse der Guten“ wird dann nicht nur die Kraft zum Erkennen des Bösen im zurückkehrenden Mond besitzen müssen, sondern auch die Kraft haben, das Böse zum Guten zu wenden. Das Urbild der zweiten Kraft ist Christus mit Seinem Ersten und Zweiten Golgatha und zum menschlichen Urbild muss einer der Zwölf werden.

Hier wird die Tragödie des Orients sichtbar, der Christus nicht begreift. Wenn wir uns an das von Sri Yukteswar Geschriebene halten wollen, dann müssten wir uns im besagten Jahr 6495 dem „Tor des Unbekannten“  am entferntesten befinden und die schwächsten geistigen Möglichkeiten besitzen, also völlig unvorbereitet zur Rückkehr des Mondes sein. Die erneute Verbindung mit dem Mond bedeutet praktisch den Übergang unseres Ich-Bewusstseins durch das Bewusstsein unseres Astralleibes. Dieser Prozess wird das Erlebnis hervorrufen, das Steiner ‚das Weltenneujahr auf Erden‘ nennt. Wir werden dann dem Tor zum Unbekannten am entferntesten sein, aber wir müssen vorher eine solche Ich-Kraft entwickelt haben, dass wir die Prüfung in der Art meistern, wie es der Erlöser am Kreuz vorführte –  damals war Er Seinem Vater am entferntesten. Die Rückkehr des Mondes wird ein solches Entfachen des Bösen in den Astralleibern der „bösen Rasse“ bewirken, die die Christus-Kraft nicht aufgenommen hat, dass sie den Krieg aller gegen alle entfachen wird. Nach Ende dieses Krieges wird auf dem neuen Kontinent eine aufsteigende Entwicklung und ein allmähliches Nähern zu Brahmas Sitz wieder im Laufe von 12000 Jahren einsetzen. So können sich die östliche und die westliche Weisheit in der Anthroposophie treffen, um das Bodhisattva-Mysterium besser zu begreifen, in dem der Christus-Wille ans Licht kommt bis zum Ende der physischen Existenz der Erde. Wir werden nun unsere Reise fortsetzen.

Wie schon erwähnt, hat Skythianos auf die aus der versinkenden Atlantis fliehenden Menschenmassen, die sich in Richtung des entstehenden Europa begaben, großen Einfluss ausgeübt. Unter seiner Führung haben atlantische Eingeweihte drei Einweihungszentren gegründet, die ein gleichseitiges Dreieck bilden. Im ersten Zentrum, das im Norden nahe der heutigen Stadt Archangelsk und dem Weißen Meer in Russland lag, wurde am Denken gearbeitet. Dort entstanden später die berühmten Mysterien der Drotten (Trotten). Im zweiten Zentrum, das sich auf dem Gebiet der spanischen Stadt Santiago de Compostela befand, wurde am Fühlen gearbeitet. Diese Stadt ist indirekt über den Heiligen Jakobus mit dem Gralsmysterium verbunden. Dort endet auch der in Südfrankreich beginnende und über die Pyrenäen und Nordspanien führende mystische Jakobsweg (Camino). Das dritte Zentrum wurde in der Nähe von Varna gegründet, wo das ehemalige Höhlenkloster Aladscha liegt. Dort wurde am Willen gearbeitet. Der Bodhisattva Beinsa Douno bestätigte das Wirken atlantischer Eingeweihten an diesem Ort. Das Aladscha-Kloster selbst ist ein mystisches Gebiet, wo ein ätherisch-geistiges Wesen umherschweift. Bei seinem letzten Erscheinen in der Anwesenheit einer Besuchergruppe verkündete es, dass die Zeit komme. Ein aufgewühlter Mitarbeiter des Museums drückte später die Ansicht aus, dass der Aufstieg des bulgarischen Volks bevorsteht.

Die  Gründung der drei Einweihungsstätten bezweckte die allmähliche Entwicklung der drei Seeleneigenschaften unter der europäischen Menschheit während der tausendjährigen Stille, als im Orient die erste und zweite nachatlantische Zeit zur Entfaltung kamen. Die Entwicklung hatte die Aufgabe, zu einem bestimmten Zeitpunkt den Übergang des kulturbestimmenden Faktors aus den Leibern in die Seele hervorzurufen. Dieser Übergang wurde durch den vierten Bodhisattva zwischen 3500-3450 v.Chr. im Rilagebirge vollzogen, wo sich laut Beinsa Douno eine der ältesten geistigen Schulen der Erde befand. In der Urzeit bildeten die Berge Rila, Pirin und Olymp eine einheitliche Gebirgskette mit einer Höhe von etwa 9000 m, die sich nach und nach senkte und teilte. Der höchste Teil Rilas ist übrigens nie unter Wasser gewesen.

In der Rila-Schule vollzog der Bodhisattva sechs Jahrhunderte vor dem Beginn der dritten Kulturepoche in seinem Astralleib eine Synthese des ganzen Produktes der Arbeit am Denken, Fühlen und Wollen in den drei Spitzen des Europäischen Dreiecks. Dabei vereinigte er durch das Prinzip der Weisheit wie ein Zentrum eines gleichseitigen Dreiecks, um den Weg der menschlichen Entwicklung vom Astralleib zur Empfindungsseele zu bahnen. Sein harmonisierter Astralleib ähnelte einer Empfindungsseele, die mit der Weisheit Gottes eine Einheit bildete. Der Bodhisattva stieg zum  Buddha auf. Die Synthese kam durch die Weisheit im Rila (dem Berg der Weisheit) zustande, denn bis zum Golgatha hatte die Liebe keinen freien Zugang zum menschlichen Astralleib, dieser wurde nach Pfingsten durch die erste christliche Tugend – den Glauben – ermöglicht. Bis dahin musste die Weisheit unsere drei Seeleneigenschaften harmonisieren, die hauptsächlich durch den Astralleib manifestiert wurden, in dem der Verstand wie ein “hungriger Adler“, das Gefühl wie ein „brüllender Löwe“ und der Wille wie ein “ wütender Stier“ die Hauptursachen für unsere Entfernung von der Weisheit waren. Die Art, in der diese „Tiere“ besänftigt wurden, war beim fünften Bodhisattva besonders schön. Die wahre Harmonisierung der Drei um das Zentrum der Liebe werden wir in der sechsten Kulturepoche beim siebten Bodhisattva beobachten können, wenn er uns seinen vollkommen durch das Geistselbst verwandelten „Leib des Ruhmes“ zeigt. Etwa Tausend Jahre vorher wird die Verwirklichung eines Plans abgeschlossen sein, über den uns der siebte Bodhisattva aufgeklärt hat: Anfang des 20. Jh. sagte Beinsa Douno, dass seit 5400 Jahren ein geistiger Plan für die Bulgaren existiert, der sich während der verschiedenen Kulturepochen im Hinblick auf die heutige schicksalhafte Zeit entfaltet hat[5]. Der Anfang der Verwirklichung dieses Plans fällt bemerkenswerterweise mit dem Aufstieg des vierten Bodhisattva zum Buddha im Rila. Damals hat er nicht nur den Übergang vom Astralleib zur Empfindungsseele gestaltet, sondern auch der Ich-Entwicklung einen mächtigen Trieb verliehen, der zur Herausbildung der zahlreichen Erdenvölker geführt hat, in denen das einzelne Individuum sich selbst als Teil des jeweiligen Volkes empfand. Bei der ersten und der zweiten Kulturepoche kann von einem Volksbewusstsein nicht die Rede sein, denn es existierte noch das alte Hellsehen und der Eingriff in das Menschenschicksal durch die geistige Welt war dermaßen sichtbar, dass die Ereignisse als eine Illusion und nicht als die Realität empfunden wurden. Wir können mit Sicherheit behaupten, dass das Wunder von Rila den Wendepunkt auf dem Weg zur Herausbildung des Volksbewusstseins markiert, welches unsere Vorfahren auf der Balkanhalbinsel in alle Weltrichtungen verbreiteten. Nicht von ungefähr wurden die Bulgaren von Beinsa Douno als „das älteste Volk der Erde“ bezeichnet. Die Seele musste sich selbst zuerst als volkszugehörig erleben, um das individuelle Ich-Bewusstsein zu erlangen und dem kosmischen Christus-Ich zu begegnen.

Einer der Hauptinspiratoren der Herausbildung der Völker im riesigen eurasischen Raum ist der geheimnisvolle Skythianos, der in seiner umfangreichen Tätigkeit als sein wichtigstes Werkzeug das bulgarische Volk benutzte. Über die Bulgaren und Skythianos, dessen Name sich aus dem Verb ’skitam‘ „wandern“ herleiten lässt, werden wir später zu sprechen kommen. Nun wollen wir auf die dritte Kulturepoche eingehen, in der die vom vierten Bodhisattva ausgearbeitete Empfindungsseele zum Kulturentwicklungsfaktor wurde.

Aus dem bisher Erörterten wird deutlich, dass die Bodhisattvas  der allgemeinen Menschenentwicklung weit voraus sind, indem sie im Voraus die Fähigkeiten eines neuen leiblich-körperlichen bzw. Seelenwesensgliedes und zukünftig auch eines neuen geistigen Wesensgliedes entwickeln. Das wird von der restlichen Menschheit in einer nächsten oder sogar übernächsten  Epoche erreicht.

Was geschah in der dritten nachatlantischen Kulturepoche?  Der hier angewendete Analogieschlüssel führt uns zum 14. Lebensjahr, in dem das Kind die mütterliche Astralhülle abstößt und beginnt, bis zu seinem 21. Jahr einen eigenen Astralleib auszubauen. In der dritten Epoche entfalteten und wendeten die Fähigkeiten unserer Empfindungsseele an, die der Lebensspanne zwischen dem 21. und 28. Jahr entsprechen, aber in unserem Wesen befanden wir uns immer noch in der Etappe zwischen dem 14. und dem 21. Lebensjahr. Jemand musste die „Tiere“ in unserem Astralleib besänftigen und etwas in unserer Empfindungsseele bewirken.

Den Keim und die Entwicklung einer Empfindungsseele besaß der Mensch bereits seit Lemurien, aber diese wurde zum kulturbestimmenden Faktor erst in der Epoche, die im Zeichen der Zahl 3 steht. Nach dem Heraustritt des Mondes aus der Erde in der lemurischen Zeit wurde die Triade Sonne-Mond-Erde in der ägyptischen Triade Osiris-Isis-Horus widerspiegelt. Die „Trennung“, die in der Göttlichkeit eintrat, verursachte die Entstehung verschiedener Erdenvölker, die sich selbst als eigenständige und eine eigene Sprache benutzende Völker empfanden. Ob vorher eine gemeinsame Sprache bestanden hatte, kann man heute nicht behaupten, aber die “Zerstörung“ des Turmes von Babylon geschah, nach der Herausbildung verschiedener Sprachen (Völker). Luzifer hat sich am Anfang der Kali-Yuga-Zeit inkarniert und es entstand der Prometheus-Mythos. Es existiert ein okkultes Gesetz, nach dem jede luziferische Bestrebung und Tat unumgänglich zum zerstörenden und an die Erde festbindenden Karma, d.h. zu Ahriman führt. Ahriman teilte die „Einheitssprache“, riss den Babylonsturm nieder und begann in seinen Ruinen in den menschlichen Astralleibern,  einzelne Völker herauszubilden, wobei sein Blick auf die physische Welt gerichtet war.  Sowohl der vierte, als auch der fünfte Bodhisattva erhoben sich unter den Bulgaren in den Buddha-Rang, damit die menschliche Entwicklung in die durch die Vorsehung Gottes bestimmte Richtung gehen konnte. Der fünfte Bodhisattva ist Orpheus. Was bewirkte er

Orfej

Orpheus, Statuengruppe aus Marmor, Regionales Museum Stara Zagora

Indem er die Musik als Hauptmedium benutzte, besänftigte der Bodhisattva nicht nur die „Tiere“ in den bulgarischen Astralleibern, sondern er rief auch etwas in ihren Empfindungsseelen hervor, das bisher bei keinem Erdenmenschen existiert hatte. Die Musik konnte physisch wahrgenommen werden, aber die Empfindungsseele spürte unbewusst, dass sie aus den Gebieten kam, aus denen das Licht herunterstrahlt. Die Sonne ist die Quelle des Lichts, die aufging auf und die Empfindungsseele der Zuhörer bestrahlte. Diese Sonne war Christus, dem das Einkleiden in einen physischen Leib noch bevorstand. Aber erst in unserer Zeit sollte durch die Geisteswissenschaft möglich werden, Christus wahrhaftig im Denken zu begreifen. Schon damals hatte uns Orpheus darauf vorbereitet, indem er durch die Musik in unserer Empfindungsseele solche Kräfte anlegte, die später vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein steigen und durch die Bewusstseinsseele bearbeitet werden konnten, um das uns heute bekannte logische Denken hervorzurufen.

Der Bodhisattva legte die Denkpotenz in die Empfindungsseele hinein, denn diese war gegenständlich genug, sie erschien uns objektiv und durch sie konnten wir die uns umgebende Welt auf eine viel geistigere Art empfinden als unsere heutige Einstellung zu unserer Umgebung. Die Erinnerung an die vorherigen Leben war ebenfalls vorhanden. Wir hatten zwar keine eigenen Gedanken, aber das lebendige Wahrnehmen der Außenwelt und die Gegenüberstellung von Physischem dem Geistigem führte immerhin zur Herausbildung der Begriffe. Es entstanden die Geometrie, Astrologie und viele andere Wissenschaften. Das, was man durch Zarathustra, das Weltenneujahr und die heiligen Rishi erlebt und gelernt hatte, musste auf dem physischen Plan angewendet werden. Es blühten die Kulturen von Summer, Babylon, Ägypten, Chaldäa auf. Obwohl die Wissenschaften nicht rein menschlich, physisch waren, da die Begriffe von den geistigen Welten durch die Priester übersinnlich und nicht in vollem Bewusstsein erworben wurden, können die heutigen Mitmenschen, etwa die Ärzte mit jenen Eingeweihten trotzdem nicht mithalten. Wenn wir nur einen Blick werfen auf die zahlreichen bulgarischen Sprichwörter, Sagen, Legenden, Mythen oder auf die atavistischen modernen „Heiler“, können wir eine Vorstellung von der Größe der Kenntnisse und Fähigkeiten gewinnen, die die Meister der dritten Kulturepoche besaßen, als die alte Gnosis entstand. Die Begriffe der Gnosis konnten aber dem Orpheus nicht als Vermittlung zum zukünftigen logischen Denken dienen. Mit seiner Lyra und der gottähnlichen Musik wurde er nicht nur zum Führer aller Barden des Altertums, sondern auch zum großen Wegbereiter der Menschheit auf das Verständnis Christi. Von ihm stammt die Sentenz „Die Menschen sind sterbliche Götter und die Götter – unsterbliche Menschen. Selig ist derjenige, der diese Worte versteht!“  Wenn wir uns in diese Sentenz vertiefen, werden wir wirklich das Wesen seiner Aufgabe – die physische Zukunft des Erlösers vorzubereiten – begreifen. Deshalb findet man heute zahlreiche Darstellungen Orpheus‘, die ihn an einem Kreuz und einer Lyra gekreuzigt zeigen.

Von der griechischen Kultur der nächsten vierten Kulturepoche wurde bis in die heutiger Zeit hinein  der Mythos über den Lyra spielenden Apollo aufbewahrt, was eigentlich ein bulgarischer Orpheus-Mythos ist. Apollo ist die nathanische Seele und die Rettung unserer drei Seeleneigenschaften und unseres Astralleibes am Ende der atlantischen Zeit durch Christus und die nathanische Seele wurde nun durch Orpheus‘ Musik in die Astralleibern der Bulgaren eingeprägt. Orpheus ist eine Art „verkörperter“ Apollo, der „Sohn Apollos“ und lebte in der Zeit, als das alte starke ätherische Hellsehertum, genannt „Eurydike“ (der Ätherleib des Mannes ist weiblich), das durch ein erloschenes Ich-Bewusstsein erreicht wurde, im Absterben begriffen war. Eurydike wurde durch die Schlange der luziferisierten geistigen Weisheit „gebissen“. Sie „starb“ und Apollo (Orpheus) suchte sie in der Unterwelt (der Vergangenheit). Dabei erweichte er mit seiner auf der Lyra gespielten Musik die Götter. Auf dem Rückweg durfte er nicht nach seiner Geliebten (dem alten ätherischen Hellsehen), sondern nur nach vorne zur „Sonne“ blicken, d.h. zum neuen Hellsehen, das nicht durch die Leibeskräfte, sondern durch die Seele (das Ich) erreicht wird. Apollo drehte sich aber zu dem, was er früher war und verlor „Eurydike“ endgültig, indem er zum „Orpheus“ wurde. Der Bodhisattva stieg zum Buddha auf, aber um den Preis der endgültig abgebrochenen Verbindung zwischen dem individuellen und höheren Ich. Er ist das erste Menschenwesen, das im Voraus erlebte das Drama des zum Physisch-Irdischen hinuntersteigenden Ich, das auf der Lyra (der Denkpotenz) und dem irdischen Kreuz gekreuzigt wurde. Aber nur so konnte er seine Verstandesseele vor allen anderen Menschen entwickeln und sie ihnen anbieten. Während sich das Ich in der Empfindungsseele als eine Einheit mit dem Volk begriff („Ich und Abraham sind eins“), bestimmt das Ich in der Verstandesseele durch das Denken sich selbst als eine Einzelpersönlichkeit. Orpheus wurde zum großen Wegbereiter der Menschheit zum individualisierten Empfang des Christus, der nach den drei Opfern über die nathanische Seele in den übersinnlichen Welten nun auf dem physischen Plan unser Ich retten musste.

Aus dem Erörterten geht hervor, dass sich der Buddha-Orpheus und der Buddha aus dem Rilagebirge in den Zustand des Nirwana im Land der Bulgaren erhoben. Ob 5505 v.Chr. der dritte Bodhisattva auch in diesem Gebiet zum Buddha wurde, wissen wir nicht, aber nach Steiner sind alle nachatlantischen Kulturepochen im Mysterienraum des Schwarzen Meeres vertreten. Wie bereits erwähnt, haben die Vorfahren der heutigen Bulgaren Kolonisationszüge in alle Richtungen unternommen um Kulturen zu begründen; dazu liegen viele interdisziplinäre Beweise vor. Physisch war immer jemand von ihnen vertreten, wenn etwas Neues wie der Aufstieg eines Bodhisattva zum Buddha geschah.

Im Zusammenhang mit dem Hauptthema soll ein weiterer Bulgare erwähnt werden, der eine wichtige Rolle für die Menschenentwicklung gespielt hat – Dionysos. Gemeint ist nicht der „alte“ Dionysos, der eine übersinnliche Wesenheit aus einer viel früheren Epoche war, sondern der körperlich inkarnierte „junge“ Dionysos, der laut Steiner etwa 100 Jahre vor Orpheus den berühmten Feldzug nach Indien angeführt und die dortigen Draviden in ein Volk mit großer Kultur verwandelt hat. Dieser Dionysos und der „skythische“ Prinz Rama sind dieselbe Persönlichkeit, und die Frage, ob hinter dem „alten“ Dionysos ein anderer Rama steckt, ist offen. Mit Sicherheit wissen wir aber von der Anthroposophie, dass er der erste Lehrer des Ich war, dessen Seele nach dem Tod in die intellektuelle Kultur der Menschheit eingeflossen und heute dort präsent ist. Nach Luzifers Inkarnation war Dionysos der leuchtendste Vertreter des luziferischen Prinzips, der je gelebt hatte. Etwas Weiteres: Durch diesen Indien-Zug konnte einige Jahrhunderte später der sechste Bodhisattva zum Buddha gerade inmitten des indischen Volkes aufsteigen, während der fünfte – wie der bekannte Mythos erzählt – von den Bacchinnen zerrissen wurde. Letztere symbolisieren den Sonnenkult des Dionysos, der in irdische Leidenschaften degradierte. So kamen im Orpheus das Dionysos-Prinzip (das Luziferische) und das Apollo-Prinzip (das Christliche) zusammen. Das erste Prinzip wirkte auf das Ich individualisierend und verwandelte den Astralleib in den  Kampfplatz der drei Seeleneigenschaften. Dagegen harmonisierte das zweite Prinzip diese durch die Musik. Orpheus konnte beide Prinzipien nicht versöhnen und wurde zerrissen. Die Vereinigung beider Prinzipien konnte nur einem Wesen gelingen, das aus einer anderen Richtung erschien. In der Zeitenwende kamen beide Kulte durch die Hirten und Weisen zum Vorschein, um im Christus eins zu werden. Später teilten sie sich im Verlauf  der Menschenentwicklung erneut, da die Menschen unvorbereitet waren. Heute können wir im bulgarischen Volk viele atavistische Spuren des Dionysos entdecken, etwa in den Kukeri (dem Ritual der Geistervertreibung durch in Tiergestalt kostümierte Männer), Nestinari (Menschen, die rituale Tänze mit nackten Füßen auf glühenden Kohlen ausführen) oder im Fest der Rebstockbschneidung Triphon Saresan.

Orpheus lebt dagegen eher in der Musik und im Tanz weiter. Aber das von den beiden in die Seelen der Bulgaren damals Hineingelegte tritt nun, in der Epoche der Bewusstseinsseele überzeugend zu Tage und wird sichtbar in der Intelligenz des Bulgaren, in seiner Fähigkeit, aus dem „Nichts“ etwas hervorzubringen, mit allen möglichen Situationen zurechtzukommen, sich an die verschiedensten Kulturen anzupassen. Die Kinder holen die Medaillen bei zahlreichen Olympiaden der Mathematik, Informatik usw.

Orpheus hat aber nur einen Teil seiner Aufgabe hinsichtlich der Bewusstseinsseele erfüllt. Am restlichen Teil sollte der sechste Bodhisattva in der vierten nachatlantischen Kulturepoche arbeiten, indem er eine neue Eigenschaft in unser Seelenleben hineinlegte. Infolge des langen Entwicklungsweges seit der atlantischen Flut hat der Mensch eine weitgehende Individualisierung erreicht, aber der Preis dafür war die erloschene Fähigkeit, sich an seine früheren Leben zu erinnern. In der vorausgegangenen Epoche kam die Erinnerung über die wesentlich objektivere, gegenständlichere Empfindungsseele zustande, nun geschah das durch die wesentlich unklarere, trägere, innerlich erlebten Seele der Vernunft und des Gefühls, die der Mensch nicht mehr zum Eindringen in seine früheren Inkarnationen benutzen konnte. Das Anbinden an die Erde seit der dritten Kulturepoche kam als ein Körperkult zum Ausdruck und das Erdenleben gewann immer mehr an Bedeutung. Als ein Spiegel der atlantischen Zeit, in der wir nachts mit den zahlreichen Wesenheiten der geistigen Welten kommunizierten, gab es nunmehr auch zahlreiche Götter, aber die Menschen erlebten sie abstrakt und anthropomorphisch. Dionysos inkarnierte als Plato und besaß in dieser Gestalt immer noch ein lebendiges Verhältnis zur geistigen Welt. Er wendete die Begriffe auf die physische Welt an, und zwar in der alten Form aus der vorherigen Epoche, als die Begriffe durch die Priester auf übersinnliche Weise erlangt wurden. Aber dann kam sein Schüler Aristoteles und prägte die Begriffe für die geistigen Welten aus eigener Kraft, was den Menschen von der Welt des Geistes trennte und rein irdische Wissenschaften begründete. Bei Plato existierte die Idee der Reinkarnation, obwohl sie ziemlich verwischt war. Aristoteles verzichtete auf diese Ansicht, prägte die zehn irdischen Begriffe und schickte Alexander in die Welt hinaus, um seine Errungenschaften zu verbreiten. Nur durch eine solche Anschauung konnte nämlich das Erscheinen eines Impulses sichtbar werden, der sich von der gesamten nachatlantischen, von der Atlantis stammenden Weisheit unterschied. Der Christus-Impuls musste bewusst erkannt werden, damit wir mit seiner Kraft den Rückweg von der Materie zum Geist zurücklegen. Bis zum Anfang der vierten nachatlantischen Epoche war der Mensch nicht in der Lage, den Bodhisattvas etwas zu überbringen, was sein eigenes Gemütsleben hervorgebracht hatte. Sogar die schicksalhafte Entscheidung, was gut und böse war, wurde durch die Bodhisattvas von oben heruntergeholt. Neben diesem „Mechanismus“ bestand auch ein anderer: wenn ein Mensch eine böse Tat begangen hatte, sah er astralisch die rachesüchtigen Erinnyen und Furien und begriff, dass er Böses angerichtet hatte. Die bis heute bestehende bulgarische  Wendung „wie eine Furie toben“ bezeugt die bulgarische Herkunft der Bezeichnungen der geistigen Wesenheiten in der griechischen und manchen anderen Mythologien.  Nun aber war es an der Zeit, dass in uns etwas von innen herauskommen sollte, das wir den Bodhisattvas überbringen konnten. Der sechste Bodhisattva inkarnierte, um dieses unbekannte Gefühl zu empfinden, das in der geistigen Welt nicht existierte. Bis zum sechsten Jh.v.Chr. konnte keiner der Bodhisattvas eine „richtige“ Inkarnation erleben. In der Zeitspanne zwischen Aischylos (6. Jh.v.Chr.) und Euripides (5. Jh. v.Chr.) begann sich „die innere Stimme“ in den Menschen – d.h. das Gewissen – zu melden. Dann konnte der sechste Bodhisattva vollständig in den 29jährigen Sohn des Shuddhodana eintauchen. Er wurde unter dem Bodhi-Baum (dem Feigenbaum) erleuchtet und stieg zum Buddha auf, denn in seinem Herzen wurde die Kraft geboren, das Mitleid und die Liebe zu erkennen. Diese Fähigkeit gab er seinen Schülern als die „Lehre des achtstufigen Weges“ weiter, in der er auf den Pfad hinwies, den die Menschenentwicklung gehen sollte. Eine einzige Inkarnation reichte ihm, um diesen Weg zu überblicken, den unsere innere Seelenentwicklung in der vierten, fünften und sechsten nachatlantischen Kulturepoche zu gehen hatte. Das Werkzeug zu Gautamas Aufstieg zum Buddha war das Gewissen, das er nicht nur als Keim im Menschen vorausgesehen, sondern auch als Impuls aus sich selbst herausgeströmt hat. Er entwickelte seine Bewusstseinsseele und in ihr erlebte er die Lehre vom Mitleid und der Liebe. Die Menschheit befand sich in jener Zeit in der Epoche der Verstandesseele, auf die Buddha seine Lehre konzentrierte, damit sie im Menschen wirken konnte. Nachdem die Bewusstseinsseele später zum Kulturentwicklungsfaktor geworden war, konnte sie sich im „Achtstufigen Weg“ manifestieren. Das Eindringen in die Verstandesseele geschah also durch die Bewusstseinsseele, aber weil die Entwicklung der Ersteren das Gehirn hart und unempfindlich für eine derartige Lehre machte, brauchte Buddha ein weicheres Gehirn, das für die dritte Kulturepoche typisch war. Er fand es in Indien, wo Dionysos eine Zivilisation begründet hatte, die auf dem Prinzip der Kasteneinteilung (der Synarchie) basierte. Der Sohn Shuddhodanas ist geboren als ein Sakya  und die Saken sind Bulgaren aus Skythien. Es mag seltsam klingeln, aber neben dem allbekannten Bild Gautama Buddhas existieren auch andere Bilder, wo er als hellhäutig und blauäugig dargestellt wurde. Die Bulgaren hatten blaue oder braune Augen, blonde, rote oder kastanienbraune Haare, sie hatten nicht die typisch asiatische Hautfarbe und Augenform. Attila aus dem Stamm Dulo wurde von einem Zeitgenossen als rothaarig und blauäugig beschrieben, der Latein und Griechisch beherrschte, als einen sehr höflichen und edlen Herrscher, der nie über nichtmilitärische Ziele herfiel.  Zu den Zwecken dieser Untersuchung ist die Tatsache wichtiger, dass er in Indien eine vorherige Menschenstruktur in der Epoche der Verstandesseele wiederholen konnte (die Empfindungsseele und das weiche Gehirn), um in die Verstandesseele eine zukünftige menschliche Fähigkeit einzupflanzen (den Achtstufigen Weg in der Bewusstseinsseele). Orpheus hatte sich auch in der vorausgegangenen Epoche der Empfindungsseele bedient, damit wir heute über das logische Denken verfügen, denn zur Entwicklung der Verstandesfähigkeiten besitzt die Verstandesseele keine Kräfte. Mit Dionysos haben wir vor unseren Augen die wichtigsten vorchristlichen Wegbereiter des modernen menschlichen Denkens.

Vom Erörterten wird Folgendes klar: Je näher zur Erde der zur Inkarnation strebende Logos gelang, desto tiefer stiegen die Bodhisattvas hinunter und desto geringer wurde der Abstand zwischen ihnen und ihren irdischen Gefäßen. Dabei waren sie in der Lage, einen bestimmten Teil ihrer Seele zu entwickeln. Sie verkörperten das innere Wesen des Menschen. Nachdem sie eine Eigenschaft ausgearbeitet hatten, pflanzten sie diese in den Menschen ein. Hier muss sofort präzisiert werden: Wenn sich der Bodhisattva am Ende seiner Erdenaufgabe in das „Urbild“ einer Eigenschaft verwandelt und dieses Urbild nach seinem Tod als eine Kraft seine Wirkung entfaltet, beginnt es von oben herunterzuströmen und ermöglicht jedem Menschen die spätere Entwicklung dieser Eigenschaft. Will man den ausgewählten Analogieschlüssel auf Gautama Buddha anwenden, so kann man sagen: Er strahlte den Gewissensimpuls zur Empfindungsseele aus (betrifft den Lebensabschnitt zwischen dem 21. und 28. Jahr), welche die Vergangenheit symbolisierte; Er entwickelte die Bewusstseinsseele (die Zukunft) und erfasste mit dieser die Verstandesseele (seine Epoche) von innen. Aber die Verstandesseele musste auch von außen durch ein Wesen erfasst werden, das ganz anders wirkt, das sie nicht einfach unterrichtet, sondern sie formt und bildet. Bisher gestalteten die Bodhisattvas das innere Wesen des Menschen, während Christus die ganze menschliche Natur gestaltete. Wenn die Bodhisattvas ihren Astralleib in das Geistselbst umwandelten, gab Christus einen mächtigen Impuls zur Umwandlung des Ätherleibes in den Lebensgeist. Und die nächsten Bodhisattvas mussten von Wegbereitern der Logos-Ankunft zu Logos-Nachfolgern werden. Es gab sechs Wegbereiter vor Zeitenwende und sechs Nachfolger danach. Der Übergang zur neuen Aufgabe wurde durch den gegenwärtigen siebten Bodhisattva vollzogen. Über ihn sagte Steiner überzeugt, dass er sich erst 5000 Jahre nach der Übernahme der Himmelstiara zum Buddha erheben wird – d.h. in der sechsten Kulturepoche. Jeder seiner Gefährten war jeweils in einer Epoche präsent und die Zeitspanne zwischen Orpheus und Gautama Buddha war sogar auf sieben Jahrhunderte reduziert. Warum ist eine so drastische Änderung eingetreten?  Wie bereits erwähnt, zeigte sich das makrokosmische Logos-Ich bei seinem Opferbringenden Abstieg zur Erde auf den einzelnen „Stufen“ der Himmlischen Sophia jeweils anders. Der älteste Zarathustra sprach vom „Großen Sonnengeist“. Die Sonnensphäre ist die ursprüngliche Wohnstätte der zweiten Götterhierarchie – der Herrschaften, Mächte und Gewalten und sie schließt auch die Sphäre von Mars, Jupiter und Saturn ein. Als die sechs vorchristlichen Bodhisattvas zu ihren irdischen Gefäßen hinunterstiegen, um den Menschen Weisheit zu bringen, schöpften sie diese Weisheit vom Sonnenlogos, jedoch nicht direkt, sondern durch die Vermittlung der Mondensphäre (Merkur und Venus einschließend), die durch die dritte Götterhierarchie der Archai, Erzengel und Engel repräsentiert wird. Bis zur Zeitenwende zeigten uns die sechs Bodhisattvas den Sonnenlogos als einen Mondlogos, sie waren die „Mondboten“. Nachdem das makrokosmische Logos-Ich die Sonne verlassen hatte, und auf der Erde durch den Tod und die Auferstehung gegangen war, konnten nunmehr die sechs restlichen Bodhisattvas ihre Lebenskraft unmittelbar aus der Quelle des Golgatha-Mysteriums schöpfen, um die Sonnenweisheit Christi in einer völlig neuen Form zu tragen, die der Vermittlung der Mondenkräfte nicht mehr bedurfte. Seit Pfingsten ist die Christus-Sonne in jedes menschliche Ich eingedrungen und wartet dort darauf, gefunden zu werden, damit wir mit ihrer Kraft in der siebten Kulturepoche die Erde mit dem Mond und anschließend die Erde mit der Sonne in den geistigen Welten verbinden und die während der hyperboräischen Zeit verlorengegangene Dreieinheit von Sonne, Erde und Mond wieder herstellen. Dieser große Plan lässt sich nicht durch die Weisheit allein realisieren, selbst wenn es die Sonnenweisheit ist, sondern durch die im Ich neugeborene Weisheit, die in Liebe transformiert wird. Christus nahm die große Transformation der makrokosmischen Weisheit in makrokosmische Liebe vor. Von da an wurden die Bodhisattvas von Meistern der Weisheit zu Meistern der Weisheit und Liebe. Die Arbeit an der Umwandlung ihres Astralleibes in ein Geistselbst wurde ebenfalls einer grundlegenden Wandlung unterzogen. Aus dem Lukas-Evangelium wissen wir, dass ein Engel (der ehemalige Schutzengel Gautama Buddhas mit dem Namen Vidar) den Hirten auf dem Feld erschien und ihnen die Nachricht von der Geburt des Erlösers in der Stadt Davids verkündete.  Danach sahen sie das „Engelsheer“. Dieses Heer war Gautama Buddhas Nirmanakaya. Aber warum ist es nicht ein in sich geschlossener „Körper“, ein Engel (Geistselbst), sondern eine Menge?

Jeder der sechs ersten Bodhisattvas wandelte nur teilweise den Astralleib seines Gefäßes in ein Geistselbst um, das später in der Menschheit als Kraft zur Geltung kam. Je mehr wir uns der Zeitenwende näherten, desto schneller kam der jeweilige Bodhisattva zur Metamorphose in einen Engel. Als die Hirte das “ Engelsheer“ sahen, bestand dieses aus den sechs Produkten (Kräften) der Bodhisattvas, die sich in eine besondere Art von Wesen verwandelt hatten. Da der „Teil“ Gautama Buddhas der Engelsstufe am nächsten stand, nahm er den wichtigsten Platz im Heer ein und die Hirten sahen ihn im Ätherisch-Astralen als eine Engelsaura. Das  Engelsheer hatte sich sechs Jahrhunderte früher bei der Erleuchtung des Bodhisattva unter dem Bodhi-Baum gebildet, um sich nun auf das in Jesus-Kind (die nathanische Seele) in der Krippe zu richten und in seinen Ätherleib einzutauchen. Sieben Jahre später – also zwischen dem fünften und dem siebten Lebensjahr stieß Jesus die mütterliche Ätherhülle zurück. Vidar nahm diese reinen Ätherkräfte zur Aufbewahrung in seinem Lebensgeist mit. Sie lösten sich nicht im Weltenäther auf und konnte mit ihnen den Ätherleib Jesu im Garten Gethsemane beleben. Zu dieser Zeit war der Prozess der Transformation des Ätherleibes Jesu aus einem makrokosmischen Ich in einen mikrokosmischen Lebensgeist dermaßen fortgeschritten, dass er kaum in der Lage war, den Zerfall des physischen Leibes aufzuhalten. Das verursachte den Blutschweiß. In seinem zwölften Lebensjahr verband sich die nathanische Seele bei dem Besuch in Jerusalem mit dem Ich Zarathustras, streifte die mütterliche Ätherhülle ab und verband sich mit dem Nirmanakaya Buddhas. Dabei wurde der Buddhismus dermaßen verjüngt, dass er später über Johannes den Täufer in einer völlig erneuerten Form zur Geltung kam. Jesus selbst erfuhr erst um sein 24. Lebensjahr von den drei rettenden Opfern Christi über die nathanische Seele (d.h. über ihn), aber er teilte das seiner Mutter in einem Gespräch erst mit, als er 30 war. Nach diesem Gespräch verwandelte sich Maria in die Jungfrau Sophia und Jesus begab sich zum Jordanfluss, damit das Wunder der Menschwerdung des Wortes stattfinden und sein nachfolgender Tod eintreten konnten, den die nathanische Seele als das vierte Opfer erlebte.

Aus dem bisher Erörterten sehen wir, dass der erste Bodhisattva, der die Möglichkeit haben wird, seinen Astralleib vollständig in ein Geistselbst umwandeln, der siebte in der Reihe der Zwölf ist, denn vor dem Mysterium von Golgatha gab es noch nicht die für eine solche Umwandlung benötigten Kräfte auf dem Erdenplan. Wir haben bereits hervorgehoben, dass bei den frühen Bodhisattvas die Verbindung mit dem irdischen Gefäß auf der Stufe des Astralleibes erfolgte. Bei Orpheus reichte sie bis zum Ätherleib und bei Gautama Buddha – bis zum physischen Leib, was fast einer irdischen Inkarnation ähnlich war. Nach Gautama Buddha können wir damit rechnen, dass sich der siebte Bodhisattva nach Ende seiner irdischen Inkarnationen (jeweils eine alle Hundert Jahre) genauso fest mit den Leibern des Gefäßes verbinden wird. Steiner erwähnte nur eine irdische Inkarnation von ihm – 105 Jahre vor der Zeitenwende wurde Jeshu ben Pandira zum Verkünder der physischen Erscheinung des Logos. Jeshu wurde von seinen Gegnern gesteinigt und an ein Kreuz gehängt.

Die ersten Bodhisattvas hatten kein wirkliches Todeserlebnis. Falls Orpheus tatsächlich getötet sein sollte, erlebte er den Tod deutlich spürbarer, Gautama Buddha stieg in den Himmel nach einem natürlichen Tode hinauf und Jeshu ben Pandira erlebte den Tod dramatisch und führte vor, was den Logos Selbst erwartet. Wir können mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass bei seinen vorherigen Herabstiegen zwischen dem sechsten und dem zweiten Jh.v.Chr. der siebte Bodhisattva im Unterschied zum Jahre 105 v.Chr. keinen gewaltsamen Tod erlebt hat. Die Kraft, den Tod zu erleben, kam bei Jeshu aus dem Gewissen in seiner Empfindungsseele. Der Keim des Gewissens beim Menschen entsteht als die Spiegelung der drei übersinnlichen Opfer der Christus-Sonne, was auch als das Hauptgeheimnis den Schülern der vorchristlichen Mysterienschulen enthüllt wurde. Jeshu ben Pandira stützte sich auf dieses Geheimnis und den von Gautama Buddha ausgestrahlten Gewissensimpuls und konnte seine Aufgabe des Verkünders und Wegbereiters erfüllen. Das bezahlte er mit seinem Leben. Nach Pfingsten begann die Christus-Sonne, im Menschen-Ich als das Christus-Gewissen zu leben. Aber sie kam wieder durch die Empfindungsseele zum Vorschein und muss über die Verstandesseele zur Bewusstseinsseele gelangen und diese dermaßen durchdringen, dass der Mensch den Übergang zum Geistselbst meistern kann.

Unseren Lebensabschnitt, der das Erleben im Ich der Empfindungs-, Verstandes- und Bewusstseinsseele beinhaltet, nennt man ‚Sonnenabschnitt‘. Unter Anwendung des Analogieschlüssels können wir wieder seine Genauigkeit prüfen. Der siebte Bodhisattva begann, das Gewissen in seiner Empfindungsseele zu erleben, erhöhte sie zu einer Verstandesseele und erlebte es in der Bewusstseinsseele. Nachdem er im Laufe von 5000 Jahren seinen ganzen Sonnenabschnitt durchlebt haben wird, wird er sich in der sechsten Kulturepoche zum Geistselbst erheben und zum ersten Bodhisattva werden, der seinen Astralleib vollständig in einen „Engel“ mit der Christus-Kraft des Ich in seinem Ich umgewandelt haben wird. Später werden wir darlegen, wie er an dieser Aufgabe bisher arbeitet. Doch es entsteht die logische Frage, ob in den drei Erdenjahren Christi der Bodhisattva auf dem Erdenplan dem makrokosmischen Christus-Ich direkt begegnet ist und was aus dieser Begegnung erfolgt sein könnte.

Im Neuen Testament werden drei Auferweckungen erwähnt. Die Geisteswissenschaft weiß, dass der Junge zu Nain später – im dritten Jh.n.Chr. – als Mani gelebt und den Manichäismus begründet hat. Lazarus dagegen war das einzige Menschenwesen, das durch Christus persönlich eingeweiht worden war. Deshalb konnte er Christus bis zum Golgatha-Kreuz folgen, um das Sophien-Verständnis der Ereignisse zu empfangen und das Johannes-Evangelium zu schreiben. Er wurde auch des Privilegs gewürdigt, auf die Vergangenheit und Zukunft der Menschheit in seiner Offenbarung zu blicken. Im 13. Jh. wurde er in Arbanassi zur Hauptfigur jenes Mysteriums, aus dem im 15. Jh. das Rosenkreuzertum geboren wurde.

Über die nächsten Inkarnationen der Tochter des Jaïrus sagt Steiner allerdings nichts. Wenn die Iche der anderen drei Auferweckten eine solche grundlegende Entwicklung erlebt haben, müssen wir uns fragen, welches Ich in dem Mädchen steckt, das mit dem Hierophantenaufruf des Logos ins Leben zurückgerufen wurde. Dieses Mädchen war der siebte Bodhisattva! Die Seele und das Ich des Mädchens waren die Seele und das Ich des Bodhisattva. Neben der Mutter und dem Vater wohnten auch die drei erhabensten Schüler unter den zwölf Jüngern dem sakralen Geheimnis bei.

In der Vorlesung „Die Große Schlacht auf Erden“ haben wir den Sinn der rettenden Christus-Tat sehr eingehend dargelegt. Durch diese Tat wurden die Kräfte der Zukunft für die Menschheit geheilt (das weibliche Element) und der Weg zur sechsten Kulturepoche gebahnt, wenn das Geistselbst in die vorbereiteten Seelen hinuntersteigen wird. Die geeignetste Individualität, in der der Samen dieser Epoche aufkeimen konnte, war der zukünftige Buddha Maitreya. Die zwölfjährige Tochter des Jaïrus besaß schon einen eigenen Ätherleib, aber die Geschlechtsreife war bei ihr noch nicht eingetreten. Außerhalb des physischen Leibes befanden sich alle restlichen Wesensglieder: der Ätherleib, der noch nicht ausgebildete Astralleib nebst der mütterlichen Astralhülle sowie die Seele und das Ich des Bodhisattva. Vom Ätherleib Jesu, der vom Christus-Ich durchdrungen und größtenteils in den Lebensgeist verwandelt worden war, flossen belebende Kräfte zum Ätherleib des Mädchens wie zu einem Altar. Das Mädchen wurde physisch zum Leben auferweckt. Gleichzeitig erfasste mit dem Aufruf „Talitha kumi“ das Ich des verkörperten Logos den Keim der Verstandesseele im Ätherleib und prägte sich dort als Gewissen ein. Wie die anderen zwei Auferweckungen wurden hier die Auferweckung und die Einprägung verwirklicht, während der Neophyt ein halb schlafendes Bewusstsein hatte. Aber die Wirkung, die der Träger des Buddhi-Prinzips auf den Ätherleib und die seelisch-geistige Natur des Bodhisattva ausgeübt hatte, mussten künftig bei den nächsten Inkarnationen zur Geltung kommen, jedoch bei wachem Bewusstsein. Ohne durch Christus ätherisch „gespeist“ zu sein, wären die zukünftige beschleunigte Evolution des Bodhisattva wie auch die Kräfte, den ihn später erwartenden Angriffen standzuhalten, nicht möglich geworden.

Es sticht ins Auge, dass die Persönlichkeiten, die in den drei Jahren direkt oder indirekt einen Kontakt mit dem Erlöser hatten, sich stark von den Persönlichkeiten unterscheiden, die in den uns bekannten christlichen Strömungen stehen. Erst gegen Ende seines Lebens erfuhr etwa Steiner von Michael die Geheimnisse der platonischen und aristotelischen Strömungen der Seelen, der Schule in Chartres und der Sonnenschule Michaels. Aber einige der Seelen, die das seltene Privileg genossen hatten, den Logos während der Zeitenwende zu berühren, scheinen eine eigene Strömung zu bilden, die sehr eng mit der alten Gnosis, dem Gralsmysterium und natürlich mit den Bodhisattvas zu tun hat (vgl.„Die drei Strömungen und der Schulungsweg“ ). Das im Jahre 5505 v.Chr. während des Großen Weltneujahres Erlebte wurde in der dritten Kulturepoche bei der Entstehung der wahren esoterischen Gnosis widerspiegelt, die nur in den tief verborgenen „Gnosis-Mysterien“ kultiviert werden konnte. Diese Mysterien lebten noch bis zum Anfang der christlichen Zeitrechnung, ja sogar bis zum europäischen Mittelalter, allerdings in einer modifizierten Form (Steiner nannte sie ‚die göttlichen Mysterien‘), die einen exoterischen Charakter besaß. Doch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung wurden zahlreiche Schriften der exoterischen Gnosis vernichtet.

Die Vertreter der esoterischen Gnosis in der Zeitenwende besaßen zwei vollkommen entwickelte Seelen – eine Empfindungs- und eine Verstandesseele. Durch die zweite waren sie unmittelbar mit ihrer historischen Zeit verbunden und durch die erste konnten sie nach der „Aktivierung“ ihrer Kräfte in die tiefen kosmischen Wechselbeziehungen der Verwirklichung des Golgatha-Mysteriums eindringen. Diese Fähigkeit nennt man heute ‚assoziatives‘ Denken. Orpheus (und Dionysos) haben mit der Musik das abstrakte logische Denken in die Empfindungsseele eingepflanzt, das in der Bewusstseinsseele erlebt wird. Aber nur die Vertreter der wahren Gnosis aus jener Zeit beherrschten neben dem abstrakten auch das assoziative Denken, das die Bewusstseinsseele nach und nach in eine imaginative Seele umwandelt, die das Geistselbst in sich aufnehmen kann. Bei solchen Persönlichkeiten spielt die Musik mit Sicherheit eine große Rolle in ihrem Leben, da sie die besten Kräfte in ihrer Empfindungsseele erweckt und zur Umwandlung der auf den ersten Blick kühlen Bewusstseinsseele in eine hellsehende beiträgt.

Ein herausragender Vertreter der Gnosis aus der Zeitenwende ist Dionysius Areopagita. In seinen jungen Jahren hat er lange in Ägypten gelebt, wo er sich auch während der Kreuzigung aufhielt. Wie das Evangelium berichtet, erfasste ein starkes Erdbeben die ganze Erde, nachdem der Erlöser Sein Leben ausgehaucht hatte. Dionysius soll vor Entsetzen erschaudert sein und gesagt haben: „Entweder leidet Gott der Urheber der Natur oder es geht die Welt zugrunde!“. Hier sehen wir die aktivierte Empfindungsseele, die die kosmische Verbindung zwischen der äußeren Finsternis und dem auf dem Golgatha-Hügel Geschehenden erfasst.

Als späteres Mitglied des Obersten Rates in Athen – dem Areopag – hörte Dionysius vom Apostel Paulus die frohe Botschaft und seine Empfindungssseele wurde aktiviert. Doch seine Verstandesseele wollte Beweise haben. Beim Verlassen Athens machte Paulus das Kreuzzeichen über einen Blinden, der sehend wurde und von Paulus beauftragt zu Dionysius ging. Daraufhin ließ sich Dionysius gemeinsam mit seiner ganzen Familie taufen. Paulus ernannte ihn zum Bischof Athens und zum Leiter der ersten esoterischen christlichen Schule auf der Erde. Neben den anderen Jüngern war er beim Tod der Jungfrau Sophia im Garten Gethsemane anwesend. Dionysius wurde ermordet. Einige Jahrhunderte später schrieb ein Nachfolger von ihm mit demselben Namen die Schrift „Über die himmlische Hierarchie“, deren Inhalt von Areopagita kommt, und später von Schüler zu Schüler in seiner Schule weitergereicht wurde.

Wir haben uns mit dieser Individualität befasst, weil sie in ihren nächsten Inkarnationen eine große Rolle in der geistigen Entwicklung Europas und der ganzen Welt spielen sollte, die mit dem Hauptgeheimnis des Christentums – dem Golgatha-Mysterium – zusammenhängt, das in Form von Urbildern im Heiligen Kelch enthalten ist.

Joseph von Arimathäa gehörte auch zu den Gnosis-Eingeweihten, drang in die tiefen kosmischen Wechselbeziehungen des Golgatha-Mysteriums ein und wurde nach dem Willen Christi zum ersten Gralshüter. Der heilige Kelch musste physisch in den Westen gebracht werden, wo die Ritter des Königs Artus sich betätigten. Sein Weg ging zunächst durch das Land, das die Bulgaren seit Jahrtausenden bewohnt hatten. Die Bulgaren sind die alteingesessene Bevölkerung der Balkanhalbinsel, die von den nach dem achten Jh.v.Chr. hergekommenen Griechen mit dem beleidigenden Spottnamen ‚Thraker‘ genannt wurden, was „Barbaren“ bedeutet. Die Griechen waren eine aus Ägypten stammende Bevölkerung mit dunkler Haut und lockigen Haaren. Durch Piratenzüge und räuberische Einfälle nahmen sie zuerst die südlichsten Teile der Halbinsel Peloponnes und später weitere Gebiete ein. Autoren des Altertums beschreiben sie als Nichtsnutze, die sich mit List, Intrigen und Hinterhältigkeit auf der Balkanhalbinsel niedergelassen haben. Im Unterschied zu ihnen waren die Bulgaren tapfere und fähige Kämpfer, die eine hohe geistige und materielle Kultur besaßen. Sie schufen die kretisch-mykenische Kultur (die in der Zeitenwende durch die drei Könige vertreten war) wegen des zukünftigen Christus-Verständnisses. Sie hatten einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der hebräischen Strömung (vertreten durch die Hirten zur Zeitenwende) geleistet, die mit dem inneren moralischen Erleben des Willens zusammenhängt. Die Bulgaren schufen Troja, nach dessen Vernichtung sich der Bulgare Aineias zu der Apenninischen Halbinsel begab, um die Grundlage des Weltimperiums Rom zu schaffen. Im Grunde der glänzenden altgriechischen Kultur steht die Geistigkeit der Bulgaren. Die Namen der Balkanhalbinsel und des Kontinenten Europa kommen ebenfalls von den Bulgaren. Über dieses Volk ging Joseph von Arimathäa mit dem Gral, den die Bulgaren als erste berührten. Danach kamen Apostel Andreas „der Erstberufene“ und Apostel Paulus, um die Bulgaren zu den ersten Christen Europas zu machen, wobei ihr Christentum einen esoterischen Charakter hatte und anders als das spätere Christentum von Konstantinopel war, das heute ‚Orthodoxie‘ genannt wird.

Aber auf diese Ereignisse gehen wir später ein, nun wollen wir zum Gral zurückkehren, der am Anfang der christlichen Zeitrechnung unter den Eingeweihten Erkenntnis-Impulse ausgelöst hat. Je mehr aber die wahre esoterische Gnosis erlosch, desto geringer wurde die Zahl der Menschen, die ihre Empfindungsseele anregen und die kosmischen Wechselbeziehungen des Mysteriums von Golgatha erleben konnten. Deshalb wurde der Gral durch geistige Mächte zur Aufbewahrung von der Erde mitgenommen und sollte später wieder den Menschen als Impulse der Gefühle, des geistigen Erlebnis übergeben werden, die den Übergang von der Verstandes- zur Bewusstseinsseele vorbereiten sollten. Aber dem ging die Entstehung des Manichäismus voraus.

Von den überlieferten mittelalterlichen Schriften, die die Feinde Manes’ verfasst haben, erfahren wir folgende Sage. In Alexandria des zweiten Jh. lebte ein Sarazene, der Skythianos hieß. Aristoteles nachahmend  hat er vier Bücher geschrieben. Nach seinem Tod erbte sein Schüler Therebinthus (Terabinth) seine Bücher und sein Geld. Der Name Therebinthus bedeutet ‚heilige Eiche‘, so wie die Eiche gegenüber dem Zelt Abrahams heißt, vor der er den drei Erzengeln begegnet. Therebinthus ging nach Judäa, aber da er dort unerwünscht war, zog er nach Persien weiter. Auch von dort wurde er vertrieben, diesmal von den Anhängern Mithras, der eigentlich ein bulgarischer Gott war. Bei einer Witwe fand Therebinthus Unterschlupf. Gegen Anfang des dritten Jh. n.Chr. stellte er sich auf das Hausdach und wandte sich in einer zeremoniellen Art, indem er seinen Stock aus Feigenbaum hielt, an die Naturgeister der Luft. Daraufhin fiel er hinunter und starb. Das Geld und die Bücher blieben bei der Witwe. Mit dem Geld kaufte sie einen siebenjährigen Jungen mit dem Namen Kubrik (Kobrik), der im Mesopotamien am oberen Lauf des Flusses Kuta in der Stadt Mardin geboren wurde. Sie hat ihn adoptiert und ihm eine persische Ausbildung angedeihen lassen. Der Junge wuchs im Kreise von Philosophen auf. Nach dem Tod der Witwe erbte er ihre Bücher und das Geld, änderte seinen Sklavennamen in Mani (Manes), was auf persisch ‚Unterhaltung‘ bzw. ‚Sprache‘  bedeutet, nannte sich aber selbst Paraklet (Heiligen Geist).

Der Sohn des persischen Königs wurde krank und niemand konnte ihn heilen. Mani erklärte, dass er es schaffen würde, doch der Sohn starb. Mani kam in den Kerker, jedoch gelang es ihm, nach Mesopotamien zu fliehen. Der Kerkermeister wurde zur Mahnung getötet. In Mesopotamien stritt Mani mit dem Bischof Archelaos in der Gegenwart von Philosophen, die als Richter den Streitgesprächen beiwohnten. Er floh und versteckte sich in einem armen Ort. Archelaos suchte ihn, Mani sprang aus seinem Versteck, wurde aber von der Wache des persischen Königs aufgegriffen. Im Jahre 275 hat man ihn bei lebendem Leib gehäutet. Sein Körper wurde den Raubtieren zum Fraß hingeworfen und seine Haut vor dem Tor der Stadt Gondischapur aufgehängt, wo ein paar Jahrhunderte später die furchtbare Akademie entstand. Das ist der Anfang des Manichäismus.

In seinem Brief an den bulgarischen Zaren Peter schrieb der Patriarch von Konstantinopel Theophylaktos, dass der Ägypter Skythianos sich selbst ‚Vater‘ nenne, sein Schüler Therebinthus sich als ‚Buddha‘, d.h. Gottessohn selbst bestimme und Kubrik sich für Manes (Heiligen Geist) erkläre.

In dieser Geschichte ziehen einige Umstände unsere Aufmerksamkeit auf sich. Zuerst die Tatsache, dass am Anfang des Manichäismus der geheimnisvolle Skythianos steht, der ein Sarazene ist. Sarazene bedeutet jemand, der nicht von Sarah (der Frau Abrahams) stammt und folglich kein Jude ist, sondern arabischer oder anderer Herkunft ist. Skythianos nennt sich selbst ‚Vater‘, was nur bei einem Eingeweihten gerechtfertigt ist, der das Mysterium des physischen Leibes kennt. Steiner bestätigte, dass Skythianos dieses Mysterium sehr gut kennt. In diesem Sinne kann er ‚Dhyani-Buddha’ genannt werden, obwohl er nicht zu den zwölf Bodhisattvas gehört. Auf diese Frage werden wir später aus einem anderen Gesichtspunkt eingehen. Therebinthus und Manes gehören auch nicht zu den Bodhisattvas, aber sie bestimmen sich selbst jeweils als ‚Buddha‘ und ‚Geistselbst‘ (Bodhisattva). Nach der Inkarnation als die Tochter des Jaïrus begann sich der Bodhisattva, alle hundert Jahre in ein menschliches Gefäß zwischen dessen 30. und 33. Lebensjahr (nach dem Beispiel Christi) zu inkorporieren.  So wie der Erlöser für drei Jahre von den Leibern Jesu Besitz ergriff, drang auch der Bodhisattva in die Leiber des Gefäßes ein. Dabei waren der Prozess der Eindringung und der Grad der Umwandlung unterschiedlich und hingen von der jeweiligen Menschenentwicklung ab. Man kann nicht behaupten, dass in Kubrik der siebte Bodhisattva inkorporiert ist, aber es versteht sich von selbst, dass Mani vom Bodhisattva Inspirationen zur Gründung des Manichäismus bekommen hat. Mani starb einen furchtbaren Tod, aber dadurch versiegelte er den Anfang des großen manichäischen Impulses, so wie Christus auch einen furchtbaren Tod gestorben ist. Therebinthus nannte sich ‚Buddha‘, weil er das Geheimnis des Ätherleibes kannte, mit den Naturgeistern kommunizierte und wahrscheinlich von Gautama Buddha inspiriert wurde – der Feigenbaum verbindet beide in offensichtlicher Weise.

So nahm der Manichäismus seinen Lauf inmitten der Menschheit als eine spezifische Abart der vorchristlichen althebräischen Strömung. Doch im Unterschied zu dieser  richtete sich das denken im Manichäismus nicht nach innen, auf den durch das Fühlen durchdrungenen tatenlosen Willen, sondern auf das Zentrum  des Willens hin. So war es möglich, Taten aus Liebe in Freiheit zu vollbringen und dem Bösen entgegenzuwirken. Die alten Juden lebten nach dem Gesetz der Notwendigkeit. Unter ihnen konnte die Liebe nur über die Blutsverwandtschaft zum Vorschein kommen, während der Manichäismus unter freien Menschen aufkam, die um den Gral vereint waren.

Es wurde schon darauf hingewiesen, dass der Gral in den Himmel geholt wurde, um ein paar Jahrhunderte später in gewandelter Form hinuntergereicht zu werden. Aber zunächst hat im vierten Jh. jenes geistige Konzil an der östlichen Schwarzmeerküste statt, das auf eine bemerkenswerte Weise die Marksteine der zukünftigen christlichen Entwicklung Europas legte. Durch das, was er in seinem vorherigen Leben erreicht und Christus in ihn während der Zeitenwende hineingelegte hatte, konnte der inkarnierte Manes persönlich das Treffen organisieren, indem er die großen Lehrer Zarathustra, Skythianos und Gautama Buddha aufrief. Letzterer war in geistiger Art anwesend. Laut Steiner soll bei diesem Treffen der Plan erörtert worden sein, wie die Menschen die Weisheit der Bodhisattvas aus der Sphäre der Vorsehung empfangen konnten. Nicht die Bodhisattvas hatten sich den Menschen zu offenbaren, sondern die Menschen mussten sich zu den Bodhisattvas erheben –  durch eine neue Einweihungsart, die der Epoche der Bewusstseinsseele angemessen war und als geistige Quelle das Mysterium von Golgatha hatte. Der Mensch musste sich vom „Quadrat“ (des (physischen Leibes, Äther- und Astralleibes und des und Ich) zur geistigen Zwölfheit erheben, von der der dreieinige Geist hinuntersteigt. Es dürfte keinen Zweifel geben, dass hinter diesem Konzil der Bodhisattva stand. Wir sind aber der Meinung, dass dort auch viele andere Fragen erörtert wurden, u.a. die Entstehung des „christlichen Volkes“ und des sog. „Slawentums“, das zum Träger der zukünftigen sechsten Kulturepoche werden sollte. Wieder von Steiner wissen wir, dass Skythianos eine Einweihungsstätte unter den „Skythen“ gegründet hat, in der er auf das innere Wesen ihrer Seelen so eingewirkt hat, dass sie auf eine völlig andere Durchdringung durch die vom Golgatha-Mysterium ausgehenden Kräfte vorbereitet wurden. Als Sergej Prokofieff sein Buch „Die geistigen Quellen Osteuropas und die künftigen Mysterien des Heiligen Gral“ schrieb, in dem er versucht, die geistigen Hintergründe der russischen Geschichte zu begreifen, stützte er sich nicht nur auf die Geisteswissenschaft, sondern auch auf die äußere Geschichtsschreibung. Diese berichtet, dass der Skythenstaat auf dem Gebiet Südrusslands vom siebten Jh.v.Chr. bis zum dritten Jh.n.Chr. existiert hat und vollständig von den „Goten“ drei Jahrhunderte vor der Ankunft der „slawischen Stämme“ in Europa zerstört wurde. Prokofieff stellte sich die berechtigte Frage, wie dasjenige, das Skythianos in die Seele der Skythen bis zum dritten Jh.n.Chr. eingepflanzt hatte, auf die Seele des „Christus-Volkes“ übergehen konnte, welches auf dem gleichen Gebiet, jedoch ab dem neunten bis zehnten Jh.n.Chr. entstand. Dieses neue Volk soll nach den Historikern im fünften Jh. nach Europa etwa aus der Region Altais, des Sajangebirges und des Baikalsees bzw. aus irgendeiner Region des Fernen Ostens eingewandert sein. Für Prokofieff existieren zwei mögliche Antworten. Die erste lautet, dass die Slawen beim Einzug in das Land der schon lange Zeit vorher „verschwundenen“ Skythen ein Gebiet betreten, in dessen geistiger Atmosphäre immer noch die Folgen der Tätigkeit Skythianos’ spürbar sind. Die zweite Antwort hat eine materiellere Ausrichtung, die sich auf den Umstand stützt, dass die Archäologen Beweise für die „skythische“ Kultur sogar im alten China finden. Also könnten die zukünftigen Ostslawen außenhistorisch mit den Skythenstämmen und deren Hauptführer Skythianos in den weiten Gebieten hinter dem Ural in Asien in Kontakt gekommen sein. Die germanischen Stämme sollen aus den gleichen fernöstlichen Gebieten Asiens nach Europa zwischen dem zweiten Jh.v.Chr. und dem zweiten Jh.n.Chr. eingewandert sein. Indem Prokofieff Steiner zitiert, behauptet er, dass gerade „die alten Germanen“ und „die alten Slawen“ die beiden Migrationsströmungen seien, die die ganze weitere Bevölkerung hervorgebracht haben. In diesem Bild scheint es keinen Platz für die Bulgaren zu geben. Dagegen vertreten wir die Ansicht, dass die Bulgaren das ursprünglich vom Gott auserwählte Volk sind, das die ganze Ich-Evolution der Menschheit anzutreiben hat. Demnach haben die Bulgaren aktiv an der Herausbildung der germanischen, slawischen und jeder anderen bedeutenden Völkerschaften oder einzelner Völker in der Menschengeschichte gewirkt. Das Ziel dieser Untersuchung ist nicht, die zahlreichen rein äußerlich-historischen Tatsachen darzulegen, die diese mutige Behauptung beweisen, sondern die große geistige Vorsehung zu berühren, die hinter dem physisch Sichtbaren steht. Wenn die Historiker über die ‚große Völkerwanderung‘ sprechen, die an der Grenze zwischen Altertum und Mittelalter stattgefunden hat, klingt es äußerst seltsam, dass sie zwischen der zweiten Hälfte des zweiten Jh.n.Chr. und der zweiten Hälfte des siebten Jh.n.Chr datiert wird. Das ist nämlich die Periode zwischen der Entstehung des Alten Großbulgariens im Norden und Nordosten des Schwarzen Meeres bis zum Ural im zweiten Jh. und seinem Zerfall und der Gründung Donaubulgariens durch Asparuch im Jahre 681.

„Die große Völkerwanderung“ bedeutet nicht das Eindringen von Barbaren aus dem fernen Asien nach Europa, sondern die Bildung von Koalitionen verschiedener Völker und Stämme zwecks Vernichtung des Römischen Reichs und wegen der zukünftigen christlichen Entwicklung Europas. Die Anführer dieser Koalitionen waren immer die Bulgaren, die in der Antike durch Aineias (Äneas) die Grundlage Roms gelegt hatten und nun dieses Reich vernichteten. Die Bulgaren Attila und Odoaker beendeten im fünften Jh.n.Chr. die Existenz des Weströmischen Reiches und der bulgarische Kaiser Konstantin der Große schuf im vierten Jh.n.Chr. das Oströmische Reich. Er erklärte das Christentum zur Hauptreligion und lud den großen christlichen Eingeweihten – den Bulgaren Urfil – ein, in die Gebiete südlich der Donau zusammen mit den zehntausenden Bulgaren zurückzukehren, die im vierten Jh.v.Chr. von Alexander von Mazedonien in die Gebiete nördlich der Donau vertrieben worden waren. Von Konstantin bis Justin dem II. folgten 15 Kaiser, von denen mindestens zwölf bulgarischer Abstammung waren. Sie schufen die Größe des sog. „Byzantinischen“ Reichs, das bis zu seinen letzten Tagen im 15. Jh. nie diesen Namen getragen hat.

An diesem Prozess nahmen keine Slawen oder Germanen teil, die aus Asien eingewandert waren, denn in Asien hat es nie solche gegeben. Die germanische Völkerschaft entstand aus den Kelten, die vom vierten Jh.v.Chr. bis zum vierten Jh.n.Chr. gelebt hatten, als ihr Erzengel die Führung über alle esoterischen Strömungen in Europa und der Welt übernahm. Die Kelten selbst waren das Endergebnis der kolonisatorischen Zivilisationszüge der Bulgaren von der Balkanhalbinsel und von Kleinasien aus in westliche Richtung zwecks Vorbereitung der dortigen wilden Bevölkerung auf seine zukünftige christliche Entwicklung. Der erste Zug fand am Anfang der dritten Kulturepoche statt, die zweite Welle – nach der Zerstörung Trojas und die dritte – nach dem Beginn der erwähnten Piratenangriffe der Hellenen auf die südlichen Teile der Balkanhalbinsel. Als das Keltentum entstanden war, empfingen seine geistigen Führer – die Druiden – die Spiritualität der Bulgaren in der Person des getischen Eingeweihten Zalmoxis. Und als nach dem vierten Jh. die Kelten völlig verschwunden waren, tauchten auf einmal die sog. „Goten“ auf, die nach der Meinung der heutigen Historiker Germanen sind. Ein Volk der „Goten“ hat nie existiert und den Staat der Skythen (Bulgaren) im nördlichen Schwarzmeergebiet zerstört. Deshalb vermögen die deutschen Archäologen trotz der zahlreichen Expeditionen in diese Region bis heute kein Artefakt zu finden, das eine germanische Anwesenheit hier belegen könnte. Sie werden auch keine finden, denn unter „Goten“ verstehen alle Autoren des Altertums die bulgarischen Geten. Den Austausch der Namen machte höchstwahrscheinlich der römische Kaiser Caracalla zu Beginn des dritten Jh. Er hatte die Gewohnheit, sich selbst Beinamen wie Germanicus, Arabicus, Particus usw. zu geben. Ein Vertrauter soll scherzhaft eingeworfen haben, dass der Kaiser seinem Namen auch Geticus maximus hinzufügen sollte. Den Vorschlag fasste Caracalla als eine Anspielung auf seinen Bruder Geta auf, den er töten ließ. Nach Getas Ermordung wurde jeder, der diesen Namen auch nur geflüstert hatte, zum Tode verurteilt. Der Witzbold wurde ebenfalls ermordet. Von da an wurden die Geten ‚Goten‘ genannt. Es ist wahr, dass die alten germanischen Stämme an der Zerschlagung des Weströmischen Reichs teilgenommen haben, aber die führende Kraft dabei waren die Bulgaren.

Bis zu dieser Zeit hat auch niemand von Slawen gesprochen. Aber die Teilnehmer des geistigen Konzils hatten Pläne über die Slawen. Seit dem neunten bis zehnten Jh. sollte im Gebiet des Alten Großbulgarischen Reichs, wo Skythianos unter den bulgarischen „Skythen“ gewirkt hatte, das „Christus-Volk“ entstehen, d.h. „das Volk des Wortes“ und damit die Gemeinschaft der „Slowenen“ (slaw. слово „Wort“), die in ihrer Seele den Geist des Grals tragen sollte. Aber vorher wurde der heilige Kelch vom Westen nach Osten verlegt.

Im achten Jh.n.Chr. entstand in Westeuropa die reale okkult-historische Gralsströmung, in der eine Persönlichkeit zum Hüter des heiligen Kelchs wurde. Der erste Hüter war Titurel, der von Engeln den Kelch entgegennahm. Bei ihm spielte sich das Gralsmysterium hauptsächlich in seiner Empfindungsseele ab, in der die Beziehung zur geistigen Welt am reinsten und stabilsten ist. Bei Amfortas erhob sich das Erlebte zu einer chaotischen Verstandesseele und er wurde durch „Klingsors Lanze“ erstochen, was auch seinen Vater (oder Großvater) Titurel betraf. Jemand musste Amfortas (die Verstandesseele) heilen und die ursprünglichen Kräfte der Empfindungsseele (Titurel) retten, die immer noch mit der geistigen Welt verbunden waren. Das machte der letzte Gralshüter Parzival. Er entwickelte seine Bewusstseinsseele, heilte Amfortas und machten den Weg für die Kräfte der Empfindungsseele frei, damit sie sich zu einer Bewusstseinsseele erheben. So erhielt der Mensch die Möglichkeit einer neuen, völlig bewussten Beziehung zu den höheren Welten. Parzival hat tatsächlich gelebt und gewirkt auf – im neunten, sogar im zehnten Jh. Er ist der wieder inkarnierte Manes.

Das höhere Ziel der Gralsmysterien ist der Übergang von der Bewusstseinsseele zum Geistselbst durch die Einpflanzung der Gralssubstanz in die Menschenseele und von da zu der Entstehung einer neuen sozialen Gemeinschaft, die von dem einheitlichen, vom Christus herausgehenden Heiligen Geist vereint und durchdrungen ist. Dieses Ideal wird erst in der sechsten Kulturepoche zur Wirklichkeit werden, was vom zurückgelegten Weg in die richtige Richtung abhängt.

Nach Parzival kam der Heilige Kelch ins Reich des Priesters Johannes. Die Menschen im Mittelalter stellten sich vor, dass dieses geheimnisvolle Reich außerhalb der den Kreuzzüglern zugänglichen Gebiete liegt. Dorthin wurde der Gral hinübergetragen – „vorübergehend und als er in Europa wieder unsichtbar geworden war“[6]. So wie das Geistselbst nicht auf der Erde gefunden werden kann, so ist auch dieses Reich kein irdisches, obwohl es scheinbar im geographischen Osten liegt. Von nun an standen die Seelen der Eingeweihten vor der Aufgabe, zu Trägern der Gralssubstanz in ihrer Bewusstseinsseele zu werden und sich für das herunterströmende Geistselbst zu öffnen. Diejenigen, die den Übergang von Parzival zum „Presbyter Johannes“ schlossen, waren die Bulgaren.

Wir wissen von der Anthroposophie, dass dem Artus-Christentum, das sich in Richtung Westen – Osten entwickelte, nach dem Mysterium von Golgatha vom Osten nach Westen das Christentum des Grals entgegenkam. Die erste Strömung suchte den Lebensgeist des Christus im Umkreis der Erde durch die Kontemplation der Elementargeister der Natur und die zweite trug das Christus-Ich als einen Impuls, der durch Herz und Blut der Christen ging. In der ersten Strömung spiegelte sich die kosmische Christus-Sonne. Deshalb war der König Artus von zwölf Rittern umgeben, was der Sphäre der Vorsehung und der Bodhisattva-Loge nachempfunden ist. Aber Christus war Mensch geworden und hatte Sich über Jesus mit dem Blut (dem Judentum) und der „Sieben“ verbunden. Nachdem die Kraft der Ritter zur Verbindung mit dem Lebensgeist Christi schwächer wurde, ging die Artusströmung unter. Im achten Jh. kam die Strömung der Gralshüter auf, die durch das Gralsblut miteinander verbunden waren. Die Artusritter sahen und hüteten physisch den heiligen Kelch. Nachdem die Engel den Kelch mitnahmen und Titurel ihn wiederbekommen hat, wird der Gral auf übersinnliche Weise gehütet. Während die Artus-Burg Tintagel im heutigen Westengland physisch existiert hat, war die Burg Monsalvat in „Spanien“ für die physischen Augen unsichtbar, weshalb auch die Gralsströmung selbst völlig verborgen von der Außenwelt bestand.

Die entgegenkommende Strömung (von Osten nach Westen) trug die Christus-Sonne im Blut als Bruder der ganzen Menschheit, ohne Beziehung zur Blutsverwandtschaft, deshalb entstanden auch die ersten christlichen Brüdergemeinschaften in Europa nicht im Westen, sondern unter den Bulgaren in Kleinasien und auf der Balkanhalbinsel. Das Gralsmysterium wirkte tief in der Empfindungsseele unserer Vorfahren und trieb sie zur Brüderlichkeit an, aber diese Gemeinden entstanden in der Epoche der Verstandesseele und der fortschreitende Prozess wurde logischerweise durch viele Irrungen begleitet. Eine neue Bruderschaftsart war fällig.

Im Jahre 869 trafen sich beide Strömungen in Mitteleuropa, und zwar hauptsächlich in der geistigen Welt. Der erste Mensch, in dessen Seele diese Begegnung in ihrer Tiefe stattfand, war Parzival. Er vollzog den besagten Übergang von der Verstandes- zur Bewusstseinsseele, in der man das Gralsmysteriums bewusst erlebt werden kann. Das Werkzeug dazu – die kosmische Intelligenz – war ebenfalls schon auf die Erde hinuntergestiegen und erleuchtete den Verstand der höchstentwickelten Menschen. Es kam die Zeit des Königs Boris I. und seiner Epoche machenden Taten. Im Jahre 840 übernahm der Erzengel Raphael sowohl die Führung der Menschheit als „Zeitgeist“ als auch die Aufgabe eines Gruppen-Ich des bulgarischen Volkes. Von den vier Erzengeln Michael, Gabriel, Raphael und Uriel, die ein Weltkreuz durch die vier Feste – Michaelistag, Christi Geburt, Ostern und Johannestag in der geistigen Welt bilden, ist Raphael für das Hauptfest – Ostern zuständig, von dem das Gruppen-Ich der Menschheit geboren wurde. Die Bulgaren sind von Anfang an für die Ich-Entwicklung zuständig, wobei diese Aufgabe in Abhängigkeit von den Wandlungen in der geistigen Welt und im menschlichen Seelenleben erfüllt wurde. Acht Jahrhunderte lang existierten das Christentum und das Heidentum im bulgarischen Volk unter der Führung des vorherigen Erzengels parallel. Boris I. hatte die Aufgabe, das Christentum zum offiziellen Glauben in diesem Volk auszurufen, dessen heidnische Wurzeln und Traditionen seit Jahrtausenden bestanden hatten und in alle Richtungen hinausgetragen worden waren. Wenn wir unter den Indianern auf dem amerikanischen Kontinent Stämme mit den Namen Päonen und Kikonen finden, die u.a. in den Büchern Thomas Mayne Reids erwähnt wurden, sollen wir uns nicht wundern, dass dieselben Namen unter den thrakischen Stämmen vorkommen.

Es ist eine okkulte Tatsache, dass die willensstärksten und kriegerischsten der „aufsässigen“ Bulgaren, die von der geistigen Welt gelenkt wurden, den langen Weg wegen der Ich-Entwicklung jener Bevölkerung zurückgelegt haben, die dem Aussterben geweiht war. Welchen Mut, welchen starken Willen Boris I. gehabt haben mag, um sich dem Paganismus mit unerschütterlicher Entschiedenheit entgegenzustellen und eine Wende beim Volk zu bewirken, das eine Leistung zu erbringen hatte, von der die Menschenzukunft abhing? Solche Entschiedenheit kann nur von der geistigen Welt kommen. Und sie kam von den sechs Sonnenelohim, die das makrokosmische Christus-Ich von der Sonne empfangen hatten und dieses bis zu seiner Inkarnation in Jesus „begleiteten“. Einer von diesen Elohim erschien Boris I. und verkündete ihm den Willen desjenigen, der nach Ostern „die ganze Macht im Himmel und auf Erden erhalten“ hatte. Wohlgemerkt: Das war kein Engel, Erzengel oder Arche, sondern ein Eloah! Warum? Denn es stand die Herausbildung des „Volkes des Wortes“ bevor und der „Gemeinschaft des Wortes“ (des Slawentums), die in der sechsten Kulturepoche das Geistselbst über die Bewusstseinsseele empfangen und das Schicksal der Erdenmenschheit bestimmen werden, indem sie ihr durch sich selbst den Weg zur Überwindung des Krieges aller gegen alle und zur sechsten Wurzelrasse zeigen. Ihre Hauptvorbestimmung erfüllend, stellten sich an den Anfang dieses grandiosen Plans die Bulgaren durch ihren Vertreter Boris, dem der Eloah den Gottesplan eröffnet hatte.

Skythianos hatte schon lange vorher den Geist des Grals in die Empfindungsseele der nördlich des Schwarzen Meeres lebenden Bulgaren eingepflanzt. Seit dem neunten Jahrhundert begann dort die Ausbildung des „Christus-Volkes“. Es stellt sich die Frage, welches Volk das ist. Vom heutigen Standpunkt aus sind das die Völker Russlands (in seinem europäischen Teil), Weißrusslands und der Ukraine. Diese sind nicht nur das Christus-Volk, sondern auch Slawen. Und wer sind die Slawen?

Der Begriff ‚Slawe‘ wurde zuerst vom kroatischen Historiker Vinko Pribojević im 14. Jahrhundert gebraucht. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand von den Autoren des Altertums irgendwelche Slawen erwähnt. Nach dem Tod Peters I., der seltsamerweise ‚der Große‘ genannt wird, schoben die Jesuiten den russischen Herrschern das sog. “Testament des Peter I.“ unter, mit dem die katholische Kirche das Christus-Volk von seiner wahren Vorbestimmung ablenken wollte. Katharina II., die ebenfalls die ‚Große‘ genannt, weitete das besagte Testament zum verhängnisvollen Panslawismus aus, dessen Spuren bis heute in der russischen Politik zu finden sind. Bisher gibt es keine endgültige Antwort auf die Frage, woher die Slawen gekommen sind. Wie bereits erwähnt, kamen aus der versinkenden Atlantis Menschenmassen nach Europa, aber sie trafen hier auch auf bereits eingesessene Bevölkerung. Im Laufe von Tausenden Jahren bereiteten sie sich auf die Ankunft Christi. Nach der Zerstörung der von den Bulgaren gebauten Stadt Troja wurde der Übergang zur vierten Kulturepoche eingeleitet, die sich, wie wir wissen, im Westen entfaltete. Viele Vorfahren der Bulgaren siedelten in die Gebiete über, die bis zur Atlantikküste Europas und den Britischen Inseln reichten, um die spätere Entstehung des Keltentums zu ermöglichen. Andere schufen Rom oder besiedelten wohl auch die heutigen slawischen Gebiete, jedoch nicht nur das vom Christus-Volk bewohnte Territorium, sondern auch die Gebiete Mitteleuropas. Die hellenische Invasion führte ebenfalls zu Aussiedlungsprozessen in westliche und nordwestliche Richtung. Wie bereits erwähnt, drängte Alexander der Große vor seinem Feldzug in den Osten den Großteil der Geten aus Kleinskythien (dem heutigen Norddobrudscha in Nordostbulgarien) zur anderen Donauseite. Bei all diesen (und vielleicht auch anderen) Zügen, die von Skythianos inspiriert wurden, verbreiteten die Bulgaren das Gen P1H1, setzten ihre Kultur in allen Lebensgebieten durch und wurden zum wichtigsten volksbildenden Faktor für die dortige Bevölkerung. Aus der Vermischung der Bulgaren mit der jeweils örtlichen Bevölkerung entstand auch jene Völkergemeinschaft, die heute die ‚slawische‘ genannt wird. Der Hauptfaktor, der sie als eine Gemeinschaft bestimmt, sind nicht so sehr das Gen oder die Kultur, die im Laufe der Zeit unvermeidlichen Wandlungen unterworfen sind, sondern die Sprache. Das ist die altbulgarische Sprache, die bei der Vermischung mit den einfacheren Sprachen der örtlichen Bevölkerung sich in den heutigen zahlreichen slawischen Sprachen vervielfältigte, indem sie eine unterschiedliche Form einnahm, die von den Aufgaben der Erzengel der jeweiligen Völker abhing. Die modernen Sprachen Slowenisch, Tschechisch, Polnisch, Russisch, Serbisch, Kroatisch usw. stellen ein mit der Zeit evolviertes Bulgarisch dar, das mit den lokalen Dialekten vermischt wurde.

Zur Herausbildung einer Gemeinschaft ist auch ein gemeinsames Schrifttum notwendig. Der Eloah ordnete Boris I. an, Kyrill und Method  wegen des von ihnen (genauer gesagt von Kyrill) ausgearbeiteten Alphabets aufzunehmen. Die Rolle Kyrills war es, das Alphabet zusammenzustellen und die seines Bruders – das Wort Gottes (das Neue Testament) durch das neue Schrifttum zu verbreiten. Zuerst geschah das auf der Grundlage der Glagoliza, und später der Kyrilliza. Beide Alphabete wurden auf der Basis alter Muster entwickelt. So hat die Kyrilliza viele Gemeinsamkeiten mit Urfils Alphabet, das fünf Jahrhunderte früher für die Bulgaren entwickelt worden war. Urfil hatte das Alte und Neue Testament übersetzt und dabei die vier Kapitel des Alten Testaments über die Könige ausgelassen, denn die zahlreichen Kriege, die dort beschrieben werden, hätten die kriegerischen Bulgaren angeblich schlecht beeinflusst. Es ist wahrscheinlich, dass Kyrill und Method aus Mangel an Zeit nur das Neue Testament übersetzt und für das Alte Urfils Vorbild benutzt haben. Die eckige Glagoliza wurde einige Jahrhunderte lang von den Kroaten verwendet, doch die mitteleuropäischen Slawen benutzten das lateinische Alphabet, während die Kyrilliza bis heute von den Bulgaren, dem Christus-Volk und einigen anderen nichtslawischen Völkern benutzt wird. Das enorme geistige Potenzial der Glagoliza-Symbole erwies sich als ungeeignet für die Menschheit, die allmählich die Beziehung zum Göttlichen verlor. Die Glagoliza blieb, um in Zukunft zum Gebrauch zu kommen.

 

 

glagloliza

Runde und eckige Glagoliza, Quelle: alexandradeleva.blogspot.de

Neben dem Schrifttum  erhielten „das Christus-Volk“ und die „Gemeinschaft des Wortes“  von den Bulgaren auch die Religion. Damals lag Bulgarien zwischen den beidem großen europäischen Zentren – dem Oströmischen Reich und dem Heiligen Römischen Reich im Westen. Im Jahre 864  nahm Boris I.  zusammen mit denjenigen Bulgaren, die noch Heiden waren, das Christentum an. Dadurch, dass er zwischen der Orthodoxie und dem Katholizismus lavierte, gelang es ihm, die Autokephalie (Regierung durch ein eigenes Oberhaupt) der bulgarischen Kirche zu erkämpfen, in der im Unterschied zu den beiden anderen Kirchen ein größtenteils esoterischer Kult aufbewahrt wurde. Dieses esoterische Christentum empfing das zukünftige „Christus-Volk“ durch Bulgarien. Es wirkte in einzelnen Seelen bis hin zu Tolstoi weiter, obwohl Peter I. und Katharina II. ihm einen vernichtenden Schlag versetzt haben. Interessanterweise bekam im zehnten Jahrhundert „das Christus-Volk“ das Angebot von den Wolgabulgaren, den mystischen Sufi-Islam (Sufismus) anzunehmen, aber das kam nicht zustande, denn es widersprach der Vorsehung Christi. Die ersten Kiewer Metropoliten stammen aus Bulgarien, die erste russische Heilige Olga ist eine Bulgarin, die ersten russischen christlichen Märtyrer sind die Bulgaren Gleb und Roman. Das ganze russische Schrifttum bestand Jahrhunderte lang aus Abschriften bulgarischer Schriften aus dem Mittelalter, die später parallel mit dem an Geschwindigkeit gewinnenden Panslawismus verfälscht wurden. Selbst der Begründer der russischen Staatlichkeit Rjurik ist kein „Normanne“, sondern ein Bulgare aus dem Geschlecht Dulo. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Herausbildung des „Christus-Volks“ vollständig unter dem durchgehenden Einfluss der Bulgaren verlief. Was die „Gemeinschaft des Wortes“ in westlicher Richtung betrifft, so widersetzte sich der Katholizismus und die von ihm verbreitete lateinische Sprache diesem Unterfangen Boris’. Den westlichen Slawen sollte einige Jahrhunderte später etwas anderes angeboten werden.

Diese Prozesse trafen unumgänglicherweise auf den Widerstand der Paganismus-Anhänger in Bulgarien, die von Boris’ Sohn Wladimir Rassate angeführt wurden. Damals geschah ein fast übersinnliches Wunder, über das die westliche Welt später jahrelang berichtete. Mit dem absoluten Glauben an die Unterstützung durch die geistige Welt erhob Boris das Schwert des Ich gegen das Heidentum und die Blutsverwandtschaft, erstach die 52 Boljaren (Adligen) und ihre erstgeborenen Nachkommen, blendete Rassate und setzte seinen jüngeren Sohn Simeon auf den Thron, der sein Werk fortsetzen sollte. Mit diesem Aufopferungsakt nahm Boris ein großes persönliches Karma auf sich, aber gleichzeitig besiegelte er seine bedingungslose Treue dem Willen Christi. Diese Treue beinhaltete noch etwas anderes: nach dem Jahr 864 musste das bulgarische Volk im Laufe von 1000 Jahren den Körper für den Bodhisattva des 20. Jh. erschaffen, der selbst eine große Tat zu vollbringen hatte. Die Aufgabe wurde im Jahre 1864 mit der Geburt Petar Danovs erfüllt, in den sich 33 Jahre später der Bodhisattva inkorporierte. Ein Jahr nach der Inkorporation erschien ihm derselbe Vertreter der Sonnenelohim, der schon zu Boris I. gesprochen hatte, um ihm die nahende Ankunft Christi im Ätherischen zu verkünden. Er hat Boris’ Werk hoch geschätzt, was wir seinem „Aufruf an mein bulgarisches Volk, die Söhne der slawischen Familie“ entnehmen können, in dem der Eloah Boris den ‚Vater des slawischen Geschlechts‘ nennt. Weiter heißt es dort, dass „im slawischen Haus kein anderer Herrscher geboren wurde, der so fromm und mit reinem Herzen und unerschütterlichen Glauben das geleistete Gelöbnis angenommen und wie Abraham seinen Sohn nicht verschont, sondern ihn dem lebendigen Gott geopfert hat.“ Der Eloah selbst bestätigte, dass die Bulgaren in der Person Boris’ die Begründer des Slawentums und konkreter des „Christus-Volks“ sind. Dies wurde dadurch ermöglicht, dass Boris den Willen Christi in seine Empfindungsseele aufgenommen hat. Seine großen Taten vollbrachte er durch das Erleben des Ich in der Empfindungsseele, in der die Kräfte wirken, die uns direkt mit der geistigen Welt verbinden. Trotz der auffallenden Analogie (Abraham ist der physische Stammvater des gotterwählten Volks und Boris – der geistige Stammvater der gotterwählten Gemeinschaft des Wortes) wissen wir nicht, ob Boris der wieder inkarnierte Abraham ist, aber es steht außer Zweifel, dass er das Gralsmysterium wie Titurel in seiner Empfindungsseele erlebt hat. Titurel setzte den Anfang der verborgenen Strömung der Gralshüter, während Boris zum Vater jener Menschenströmung wurde, die den Gral in der Seele trägt und auf dem äußeren Plan durch physische Taten zum Ausdruck bringt. Boris I. wurde zum ersten Strahl des zukünftigen Bogomilentums, das von seinem Enkel begründet wurde. Der Übergang von Parzival zum „Reich des Presbyters Johannes“ nahm seinen Lauf.

Einen ähnlichen Lauf wie bei Titurel und Parzival, bei denen der Weg vom einen zum anderen ihnen über Amfortas’ Drama führte, nahmen die Dinge beim Übergang zwischen Boris und seinem Enkel Bojan Maga (der Magier). Im Westen wurde Amfortas von Klingsors „Lanze“ in die Leistengegend wegen Wollust getroffen, hier wurde Simeon durch die „Lanze Konstantinopels“ in sein eitles, Macht begehrendes Herz getroffen. Während bei Amfortas die Schwäche der Verstandesseele im Gefühlselement zum Vorschein kam, wurde bei Simeon wegen dessen viel höherer Bildung sein Verstand stärker betroffen. Die unrechtmäßige Benutzung der kosmischen Intelligenz führte zu weit größeren Schäden als bei Amfortas, denn sie wurde auch durch äußere Macht begleitet. Jemand musste nicht so sehr Simeon den Großen und das von ihm hinerlassene Reich retten, sondern die Erfüllung des Plans, den der Vertreter der Elohim Boris verkündet hatte. Als im Westen Parzival Amfortas heilte, rettete er auch die Titurel-Kräfte der Zukunft. Als Bojan Maga die „Wunden“ Simeons zu heilen begann, rettete er auch das Werk seines Großvaters wegen der Menschenzukunft.

Im Jahre 927 starb der Zar Simeon „plötzlich“ an Herzversagen, das wohl durch eine in Konstantinopel angefertigte schwarze Magie verursacht wurde. Bojan, der den christlichen Namen Beniamin trug, lernte zu dieser Zeit an der damals berühmten Magnaur-Schule in Konstantinopel, wo er trotz seiner 17 Jahre die Lehrer durch außerordentliche Belesenheit und durch sein Charisma in Erstaunen versetzte. Als er die Nachricht vom Tod seines Vaters bekam, kehrte er zur bulgarischen Hauptstadt Weliki Preslaw zurück.

Dort bot ihm sein Bruder Peter den Zarenthron an, aber Bojan musste eine viel wichtigere Mission erfüllen. Bereits in Konstantinopel knüpfte er Kontakte zu zwei mysteriösen „Syrern“, die 928 nach Weliki Preslaw kamen und sich mit ihm und fünf weiteren Mitstreitern im Kloster „Heilige Paraskeva“ trafen. Dort wurden sie in das Gralsmysterium eingeweiht und lösten danach den Bogomilenimpuls aus. Die beiden „Syrer“ waren die inkarnierte Jungfrau Sophia (die Gottesmutter) und Johannes der Evangelist. Seitdem Christus die beiden auf Golgatha mit Seinen Worten verbunden hatte, bilden sie eine Einheit. Johannes führte die Prozession bei der Beerdigung der Jungfrau Sophia im Gethsemane an. Er schrieb das Sophien-Evangelium, dessen Original nun die beidem den sechs ‚Johannes-Christen’ übergaben, wie die Bogomilen ursprünglich hießen. Einer von ihnen hatte vor neun Jahrhunderten der Beisetzung in Gethsemane beigewohnt. Das war Bojan, der der wieder inkarnierte Dionysius Areopagita ist. In Weliki Preslaw begriff er von allen am besten die Erhabenheit und Größe des Beginnenden. Deshalb stand er an der Spitze des entstehenden Bogomilentums. In diesem Augenblick wurde der Weg vom letzten Gralshüter Parzival (der Bewusstseinsseele) zum Gralsträger Bojan (dem Geistselbst) gebahnt. Die Beziehung zum Reich des „Presbyters Johannes“ wurde endgültig hergestellt. Von nun an trugen die eingeweihten Bogomilen den Gral in ihren Seelen und bildeten um diesen herum Brüdergemeinden in ganz Europa, in denen der Heilige Geist in erneuerter Form zum Vorschein kam. Im Unterschied zu den christlichen Urgemeinden, die unmittelbar nach dem Pfingstwunder entstanden waren, wirkten diese nun unter den Bedingungen einer zum Menschen hinuntergestiegenen kosmischen Intelligenz. Die Menschen besaßen sie noch nicht persönlich, wie dies nach dem 15. Jahrhundert geschah, aber die kosmische Intelligenz war in der Lage, das Empfinden des eigenständigen Denkens hervorzurufen, das Christus gewidmet und zum Geistselbst gerichtet war. Die Einmaligkeit der Bogomilen bestand darin, dass sie in sich das intensive gefühlsmäßige Erleben der Gralsgeheimnisse mit dem Versuch ihrer Erkennung nach der Art Sophias zu vereinigen. Als Resultat dieser Synthese entstanden zahlreiche Bücher (die von der orthodoxen und katholischen Kirche verbrannt wurden), das reale Brüderleben, die Gleichstellung der Frau 1000 Jahre vor den heutigen „zivilisierten“ Völkern, die Kenntnis der Reinkarnation, der außerordentliche Mut im Gesicht des Todes und v.a., was sie zum Nachahmungsbeispiel und Magnet für tausende Seelen aus allen sozialen Schichten machte. Ihre übernationale Heldentat liegt auch daran, dass nach dem Christus-Beispiel im Kloster „Heilige Paraskeva“ die sechs Begründer und die zwei „Syrer“ in ihrer Einheit das Urbild jener geistigen Brüder-Siebenzahl bildeten, in der die Blutsverwandtschaft überhaupt keine Rolle mehr spielte. Als Christus von oben herabstieg und übersinnlich in Jesus geboren wurde, wurde die Abhängigkeit von der mit der Zahl sieben zusammenhängenden Blutsverwandtschaft überwunden. Als Christus auf die Erde kam, zeigte Er uns die geistige Brüderschaft der Loge der zwölf Bodhisattvas durch die zwölf Jünger, mit denen Er Sich umgab. Dann konnte Er in den drei kurzen Jahren bis zum Golgatha-Tod unter der Einwirkung des zwölffachen Tierkreises und durch die eigene Ich-Kraft den physischen Leib Jesu in einen Geistesmenschen verwandeln und das Phantom beleben und in die geistige Welt holen, wo es herstammt (von den Thronen). Seitdem wirkt dieses Phantom in den geistigen Substanzen der Erde durch die Kräfte, die mit dem Geistesmenschen verwandt sind.

Johannes stand unter dem Kreuz und begriff mit einem höheren gnostischen Bewusstsein die Geburt und den Tod von Christus-Jesus. Damals befand sich die kosmische Intelligenz immer noch in der Sonnensphäre unter der Leitung Michaels. In Weliki Preslaw war sie unten und Johannes nahm am geheimnisvollen Akt der Überwindung der blutsverwandtschaftlichen „Siebenzahl“ teil, die sich mit der Gralsmacht (dem Ich-Impuls Christi) zum Geistselbst erhob und zu einer Acht wurde – zu einer neuen Oktave (denn Johannes und Jungfrau Sophia sind immerhin Einzelindividualitäten). Drei Jahrhunderte später wurde der wieder inkarnierte Johannes auf bulgarischem Boden zur Hauptfigur der geheimnisvollen Überwindung der irdischen Zwölf, als unter der Einwirkung des Grals, der Elohim und der zwölf eingeweihten Bogomilen sein Leib durchsichtig wurde. Er verwandelte sich nicht in seinem Wesen wie der physische Leib Jesu in einen Geistesmenschen, aber der Übergang zur Überwindung der irdischen Zwölffachheit durch den Menschen (den Tod des physischen Körpers) und die Verwandlung des Fleisches in Wort hatte schon begonnen. Die ganze Weisheit der Bodhisattvas, die bisher auf die Erde heruntergestiegen war, durchdrang ihn bis zu seinem physischen Leib und nach ihrer Umwandlung durch den Christus-Impuls sprach das Fleisch als Wort (geistige Zwölffachheit). Das Fleisch wird vollständig zum Wort erst in der sechsten Kulturepoche in der Person Maitreya-Buddhas werden, wenn dieser bei vollem Bewusstsein mit der Kraft des Christus-Impulses in seinem Ich diese große Transformation vornehmen wird. In Arbanassi wurde der Anfang unter dem nicht vollkommen wachen Bewusstsein gesetzt. Im 20 Jahrhundert wurde der Vorgang mit der Heldentat Rudolf Steiners und Beinsa Dounos im wachen Bewusstsein und unter anderen Bedingungen fortgesetzt.

Auf diese Weise wurde der Beschluss des Konzils aus dem vierten Jahrhundert zur Überwindung des „Quadrats“ und zum Übergang zu der neuartigen, „zwölffachen“(rosenkreuzerischen) Einweihung etappenweise im zehnten und 13. Jahrhundert unter den bulgarischen Bogomilen umgesetzt. Im 13. Jahrhundert war der Scholastiker Thomas von Aquin aus dem Orden der Dominikaner der Zeitgenosse des Arbanassi-Mysteriums. Während das Rosenkreuzertum die Folge des geistigen Konzils im vierten Jahrhundert war, entstand die Scholastik infolge der Entscheidung Aristoteles’ und Alexanders, die sich während der Schlacht von 869 in der geistigen Welt gegen den mohammedanischen Aristotelismus die Entstehung eines christlichen Aristotelismus zum Ziel setzten. Der Aristotelismus und der Alexandrismus mussten also durch den michaelischen Impuls  zum christlichen Geist zusammengeführt werden. Aristoteles inkarnierte als Thomas von Aquin und vollzog dies erfolgreich, indem er sich auf die bereits irdisch gewordene, jedoch durch ihn stark vergeistigte kosmische Intelligenz stützte. Die Scholastiker suchten die Antwort auf die Frage, wie die Offenbarung (der Glaube) und die Erkenntnis (die Wissenschaft) durch das Denken zusammengeführt werden können, wie Christus in der bevorstehenden fünften Kulturepoche in das Denken eingehen konnte, wenn nach dem 15. Jahrhundert die kosmische Intelligenz uns zur vollen Nutzung zur Verfügung gestellt werden musste und wie wir sie Michael in seiner Zeit nach 1879 zurückgeben können.

Die Antwort konnte nicht beim Übergang vom vorintellektuellen zur intellektuellen Menschenentwicklung im 13. Jahrhundert kommen, sondern erst an der Schwelle zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert, als das Zeitalter Michaels begann. Christus erlebte Sein Zweites Golgatha und Kali-Yuga ging zu Ende. Die Antwort gab wieder Thomas von Aquin, der als Rudolf Steiner inkarnierte. Er durfte diesmal frei über das Seelenkarma, die Ich-Reinkarnation, das Gralsmysterium sprechen, während er im 13. Jahrhundert trotz der leidenschaftlich verteidigten Ansicht von der Aufbewahrung des individuellen Ich-Prinzips nach dem Tod nicht zur Inkarnationsidee gelangen konnte. Wegen karmischer Gründe näherten sich die scholastischen Dominikaner bewusst nicht dem Gralsmysterium, weshalb sie zur Hauptwaffe der katholischen Kirche im Kampf gegen die Träger des Grals – die Bogomilen – wurden. Die Dominikaner gehörten weder zum „Christus-Volk“ noch zur „Gemeinschaft des Wortes“ und Thomas von Aquin selbst befand sich während der Zeitenwende in der geistigen Welt, als auf dem physischen Plan das Gralsmysterium geboren wurde. Dieser Umstand beeinflusst das Karma.

Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass die Seelen, die während der drei Jahre Christi auf Erden mit ihm in Berührung kamen, sich von allen anderen unterscheiden. Sie besitzen sowohl die idealistische Einstellung der Platoniker, die sie auf die Suche nach brüderlicher Einheit mit den Göttern schickt, sowohl das Denkerische, das sich mit dem Streben zum Individuellen der Aristoteliker vereint. Eine solche Kombination von Eigenschaften verwandelt eine solche Persönlichkeit in einen vollkommenen Vollführer des Gotteswillens, der über die Bodhisattvas hinuntersteigt. Dieser Wille bewegt diese Iche nicht zur Bildung eines militanten Ordens, welche im Rahmen der katholischen Kirche existiert und in der orthodoxen gefehlt haben. Stattdessen spüren solche Iche den drang in sich, Brüdergemeinden freier Seelen zu gründen, die den Gral als ihr Zentrum haben. Solche Persönlichkeiten waren die bulgarischen Bogomilen. Sie führten den Völkern in Mittel- und Westeuropa die neue Art und Weise der Verbindung mit dem Gral vor. Diese unterschied sich grundlegend von der esoterischen Strömung der Gralshüter im achten und neunten Jahrhundert sowie von der Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen exoterischen Strömung, die wir aus den Romanen Chrétien de Troyes‘, Wolfram von Eschenbachs und Robert de Borons kennen. Im Bogomilentum bestand eine harmonische Synthese zwischen dem Esoterischen und dem Exoterischen, die einzig den Kirchen Roms und Konstantinopels, welche das lebendige Christentum immer weiter töteten, widerstehen konnte. Diese Kirchen erkannten die große Gefahr, de die Bogomilen für ihre Macht darstellten, und schufen jeweils die Inquisition und die Konzilien gegen die bulgarische „Häresie“. Trotz des höllischen Hasses gegen die Bogomilen und ihrer Vernichtung auf satanische Art gelang es dieser Strömung, die in geistige Finsternis getauchte westeuropäische Menschheit zur Renaissance zu führen. So konnte die fünfte Kulturepoche beginnen und die Völker die Erfüllung ihrer Missionen aufnehmen.

izvora ryce, koito davat

Die Quelle „Hände, die geben“

In der Sonnensphäre begründete Erzengel Michael die Schule des kosmischen Christentums und unten erwiderte Ahriman das mit der Gründung einer unterirdischen Schule, aus der allerlei materialistische Impulse ausgingen. Das Bogomilentum schien auf dem äußeren Plan verschwunden zu sein, aber es existierte esoterisch weiter über das Rosenkreuzertum bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Es kamen die Reformation, die Aufklärung und die industrielle Revolution auf, und die Bulgaren schienen aus der Evolution ausgeschlossen worden zu sein, da ihre Herrscher und Kirchenführer sich durch die Verfolgung gegen die Bogomilen versündigt hatten. Am Anfang des Zeitalters der Bewusstseinsseele hörte Bulgarien auf zu existieren. Ein Jahr vor dem Beginn des michaelischen Zeitalters ist das Land wieder aus dem Nichts auferstanden, um die Ich-Führung der Menschheit zu übernehmen, denn der Bodhisattva war hier! Das bulgarische Volk hatte das Elohim-Gebot erfüllt und das Gefäß für den Hauptboten Christi auf Erden vorbereitet. Es taucht aber die Frage auf, welches Ich sich im Körper Peter Danovs verbarg. Es war der inkarnierte Boris I. Im Jahre 1897 begann sich mit dem von diesem Ich bewohnten Leib auch das Ich des Bodhisattva zu verbinden und ein Jahr später wandte sich der Eloah wiederholt an das bulgarische Volk in Varna über die Seele, die ihm 1000 Jahre früher zugehört hatte und nun zusammen mit dem Ich des zukünftigen Buddha Maitreya zuhörte. Auf die Frage, wie es möglich war, dass das bulgarische Volk nicht von der Weltbühne während der fünf Jahrhunderte dauernden geistigen Finsternis unter der osmanischen Herrschaft verschwunden war und das geistige Gespräch im Jahre 1898 in Varna stattfand, antwortete der Eloah selbst: “ Bei allen Leiden und Prüfungen habe ich euch mit meiner Hand unterstützt und euch Kraft und Geistesstärke verliehen, damit ihr nicht den Mut verliert und im Sumpf des Lebens und der Verzweiflung völlig untergeht. Und am Ende eurer lange dauernden Prüfung, als der Himmel entschieden, nach dem Ermessen der Vorsehung Gottes euch von der schweren Sklaverei zu befreien, war ich der erste, der kam, um für euch einzutreten, euch zu befreien, wobei ich vermutete, dass ihr die geschenkte Wohltat nutzen werdet, um die Vergangenheit wieder gutzumachen“. Trotz des Missbrauchs der „Gaben der Freiheit“ durch die Bulgaren nach der Befreiung vom türkischen Joch sprach der Eloah wieder. 1000 Jahre vorher hatte er vor Boris den Plan zur Gründung der slawischen Gemeinschaft und des “Christus-Volkes“ entworfen. Nun hörte dasselbe Ich, jedoch nicht über die Empfindungsseele, sondern über die Bewusstseinsseele der Fortsetzung des Plans zu, den der führende Geist der bereits entstandenen slawischen Familie offenbarte. Über Russland sagte der Geist, dass Gott ihm „eine große Zukunft vorbestimmt hat, damit Russland den göttlichen Willen zu „eurem Ruhm“ (also der Bulgaren) und „zum Ruhm Seines Reiches“ erfüllt. „Ihr werdet von Russland Tribut empfangen wie Melchisedek von Abraham“. Und in den Worten, die an die Gemeinschaft des Wortes gerichtet waren, wurde der Menschheit zum ersten Mal der bevorstehende Beginn der Zweiten Ankunft Christi verkündet:

„Begreift die unabänderliche Wahrheit, dass die Erhebung des slawischen Geschlechts eine für alle notwendige Erhebung ist, die Gott selbst für seinen Auserwählten tut, den Führer der Erlösung, der bald unter euch in seinem vollen Ruhm und seiner vollen Macht erscheinen wird, um das ewige Reich des Friedens, das Reich Gottes auf Erden wieder herzustellen.

Elf Jahre später begann Rudolf Steiner, durch den Bodhisattva inspiriert, den Ätherischen Christus zu verkünden, denn vor dem „Gespräch“ in Varna war er zum ersten Menschen geworden, der sich auf sein eigenes Ich stützend bei vollem Bewusstsein durch das Denken den richtigen Weg zur Verbindung mit den geistigen Welten in der fünften Kulturepoche bahnte, so wie wir ihn aus der „Philosophie der Freiheit“ kennen. Dank dieser Leistung erhielt die Erdenmenschheit die Geisteswissenschaft, ohne die die weitere Entwicklung unmöglich ist. Das war die dritte Offenbarung, die Christus den Menschen gegeben hat. Die erste geschah in der dritten Kulturepoche über den Mondelohim Jahve, sein „Mondgesicht“ Erzengel Michael und Moses in Form der „Zehn Gebote“ vom Berg (im geistigen Sinne) Sinai. Bei der zweiten Offenbarung in der vierten Kulturepoche stieg Christus in Jesus durch die Hilfe der sechs Sonnenelohim, erlebte das Mysterium von Golgatha und bezeugte Sein irdisches Dasein durch die Niederschrift der Evangelien, während Michael in dieser Zeit auf der Sonne weilte. Die dritte Offenbarung – die Geisteswissenschaft – folgte dem Zweiten (übersinnlichen) Golgatha, dem Hinunterstieg Erzengel Michaels in die der Erde nächsten geistigen Welt und seiner Aufrückung in die Stufe eines Archen sowie der Übernahme der neuen Rolle der Elohim in der fünften Kulturepoche. Während der ersten Offenbarung regierten die Elohim über die Gedanken-Kräfte des Kosmos. Vier Jahrhunderte vor der zweiten Offenbarung übernahmen die Archai diese Regierung wegen der bevorstehenden Individualisierung des menschlichen Denkens nach der Ankunft des Erlösers. Der Prozess dauerte fast bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, aber sein spezifischer Höhepunkt war im vierten Jh.n.Chr., als das Konzil der vier großen Meister stattfand. Inzwischen verzichtete Michael auf die Kontrolle über die von ihm regierte kosmische Intelligenz. Die beiden Prozesse fanden im Konzil ihre Widerspiegelung, als der Plan zur Reaktion der Menschheit unter den neuen Bedingungen entworfen wurde. Bei der dritten Offenbarung hatten die Elohim bereits ihre Rechte den Archai delegiert und bereiten sich seit diesem Zeitpunkt auf ihren Aufstieg zu Geistern der Bewegung.

Hier ist es angebracht, eine nicht allzu ausführliche Erläuterung über die „Gedanken-Kräfte des Kosmos“ und die „kosmischen Intelligenz“ zu geben. Die Quelle der Erkenntnis über die Wesenheiten in der ganzen Schöpfung Gottes ist der Heilige Geist aus der Trinität. Dieser beinhaltet die „Gedanken-Kräfte des Kosmos“ und wird in der dritten Götterhierarchie äußerlich für uns widerspiegelt (den Archai, Erzengeln und Engeln). Die inneren Widerspiegelungen in der zweiten Hierarchie (die die äußere Widerspiegelung des Logos ist) sind die Elohim. In den vorchristlichen Zeiten waren die Elohim die „Gedanken-Kräfte“, die auf eine automatische – also unfreie – Weise visionäre Imaginationen  im Menschenbewusstsein hervorriefen. Die Einwirkung erfolgte von außen, auf natürliche Weise, denn der direkte Eintritt in das Seelenleben des Menschen würde das Ich-Bewusstsein geradezu löschen. Wir können nur rätseln, was Boris empfunden haben mag, als der Eloah direkt in sein individuelles Bewusstsein eingedrungen ist, aber seine nachfolgenden Taten sprechen Bände. Das Werkzeug für dieses Eindringen ist die kosmische Intelligenz, die das Produkt der Himmlischen Sophia ist. Die Himmlische (kosmische) Sophia selbst ist ein Gruppenwesen, das im Laufe der Entwicklung unseres Sonnensystems entstanden ist. Ob andere „Sophien“ im Kosmos existieren, ist bisher nicht bekannt, aber mit Sicherheit wäre ohne das von ihr geschaffene Werkzeug die Möglichkeit einer bewussten Verbindung zwischen dem Menschen und den Gedanken-Kräften des Kosmos nie eingetreten. Bildhaft ausgedrückt, kondensiert die Himmlische Sophia den Heiligen Geist zu einer gedanklichen Substanz, welche ihr herausragendster Sohn Michael im Laufe von Äonen bewacht und sie uns während der eingetretenen christlichen Entwicklung in einem dem Christus-Vorbild folgenden Aufopferungsakt überbracht hat.

Mit der Übernahme der Kontrolle über die Gedanken-Kräfte des Kosmos durch die Archai und der Verwandlung der kosmischen Intelligenz in irdische Intelligenz befürchteten die Götter berechtigterweise, ob jemand auf der Erde fähig sein würde, auf eine den neuen geistigen Gegebenheiten angemessenen Art den Kontakt zu ihnen zu suchen. Während das in der alten Zeit durch die Elohim im Menschenleib hervorgerufene Hellsehen eine Frage der Physiologie war, wurde es nun zu einer Frage der Pathologie. Die Imaginationen mussten nunmehr persönlich vom Ich von innen heraus erlangt und nicht von außen hervorgebracht werden. Das Ich wurde zu einer „Gottheit“, die durch die reinen Gedanken die Imaginationen schafft und sie den Archai bietet, damit die Verbindung mit den Gedanken-Kräften des Kosmos in rechtmäßiger Art hergestellt wird. Das bedeutet, dass der Heilige Geist als Offenbarung ins Ich, in die Seele und den Menschenleib eintreten soll, ohne das individuelle Wachbewusstsein des Menschen zu verlöschen. Wenn der Geist spricht, so kommt er entweder als eine Imagination zur Geltung, die durch die Intuition begleitet wird, oder als eine durch die Intuition begleitete Inspiration bzw. als die drei gleichzeitig. Aber die Intuition muss unbedingt vorhanden sein, um die Richtigkeit der empfangenen Offenbarung zu bezeugen. Von den Vertretern des Heiligen Geistes in der dritten Götterhierarchie besitzen nur die Archai ein entwickeltes intuitives Bewusstsein und sie sind es, die die Wahrhaftigkeit jeder wahren Offenbarung „bezeugen“, die der geistig Suchende empfängt, begreift und in Begriffe einkleidet, um sie der Menschheit mitzuteilen. Da wir gegenwärtig im Zeitalter des schon zum Archen aufgestiegenen Michael leben, können wir den neuen Weg zum Himmel berechtigterweise den ‚michaelischen‘ Weg nennen. Der erste Mensch, der ihn praktisch benutzt hat, ist Rudolf Steiner, der dadurch die Dritte Offenbarung Christi an die Menschen ermöglichte.

Es taucht die Frage auf, welche Rolle die Bodhisattvas in den drei Offenbarungen Christi spielen, wobei für uns mit Rücksicht auf die bevorstehende Begegnung mit Ahriman die Tätigkeit des siebten Bodhisattva im 20. Jahrhundert besonders wichtig ist. Die Erste Offenbarung fällt mit Orpheus’ Zeit zusammen, als der Bodhisattva sich über sein irdisches Gefäß erhob. Moses stieg auf den „Berg“, um mit seinem „Mondbewusstsein“ die Gebote des Mondelohim Jahve über den „Monderzengel“ Michael zu empfangen. Michael ist nicht nur der Mitarbeiter Christi, sondern er gehört auch zur Himmlischen Sophia, über die der Logos zur Erde hinunterstieg. Bis zur Zeitenwende widerspiegelten die Bodhisattvas auch in einer Mondenart die Weisheit Gottes über die dritte „mondische“ Götterhierarchie, zu der Michael gehört. Da der Gotteswille in der Erdensphäre durch die Bodhisattvas erfüllt wird, müsste der fünfte von ihnen (der zukünftige Orpheus) geistig bei der Dekalogübergabe da gewesen sein.

Die Zweite Offenbarung Christi geschah auf dem physischen Plan, als Er  durch den Tod und die Auferstehung ging und Sich anschließend für immer mit der Erde und der Menschheit verband. Nach Christus verließ Michael die Sonne (erstarb für sie) und folgte der kosmischen Intelligenz, um in die der Erde nächste geistige Welt herabzusteigen, wo er wieder Ahriman besiegte  und zum „Sonnenbild“ Christi und zum Archen wurde. Nach der Einpflanzung der kosmischen Intelligenz in den Menschen im 15. Jahrhundert durch die erste Götterhierarchie, wurde das „Gewand“ der Himmlischen Sophia in der nachfolgenden materialistischen Entwicklung ahrimanisiert, sie „erstarb“ für uns und wartet auf ihre „Auferstehung“. Der siebte Bodhisattva (die Tochter des Jaïrus) war ebenfalls in der Zeitenwende physisch tot, aber er wurde durch Christus auferweckt, um sich mit seiner Kraft im Ich auf die Dritte Offenbarung und die zukünftige „Auferstehung“ der Sophia vorzubereiten. Trotz seiner Erscheinung in allen Jahrhunderten blieb er scheinbar unbemerkt. Er nahm an allem geistig Bedeutenden teil, ohne in den Vordergrund zu treten. Wie der Christus-Impuls, der sich in den unbewussten Tiefen der Menschenseelen verbarg, wirkte er dort, bewegte die Evolution und erwartete das Zeitalter, in dem er in unserem Wachbewusstsein auftauchen und sich uns zum dritten Mal nach dem Erleben des neuen Golgatha zeigen konnte.

Gegen Ende des 19. Jahrhundert saugte Christus die dunkle Sphäre materialistischer Gedanken um die Erde auf, verarbeitete sie in manichäischer Art und strahlte geistiges Licht aus, wobei Sein Astralbewusstsein in der nathanischen Seele (wo es sich nach der Zeitenwende befand) erlosch. Es folgte eine erneute Auferstehung in der nathanischen Seele, aber diesmal als ätherisches Bewusstsein im Lichtäther. Die nathanische Seele vollbrachte ihr fünftes Opfer, und danach wird der Christus im Ätherischen in den nächsten 3000 Jahren immer sichtbarer für den geistigen Menschenblick werden. Ihn hat zum ersten Mal 1898 der Vertreter der Elohim dem Bodhisattva verkündet und der Bodhisattva hat ihn dann Rudolf Steiner verkündet. Steiner sagte unmissverständlich, dass er die Ausdrücke benutzt, die er den Inspirationen des Bodhisattva selbst entnimmt, welche die Art der zukünftigen Ankunft Christi zeigen[7]. Vor 2000 Jahre hat Jeshu ben Pandira die physische Ankunft des Erlösers verkündet, nun verkündete Beinsa Douno die Ankunft Christi über die Herzen und Seelen der Menschen, welche ein hohes Ideal besaßen. Wenn die „Tochter des Jaïrus“ in der Seele des heutigen Menschen erweckt wird, bringt die Geisteswissenschaft den Astralleib in Bewegung. Dann geht der Mensch vom Denken mit dem physischen Gehirn zum Denken mit seinem Äthergehirn über (später mit dem ganzen Ätherleib), damit ihm der Bodhisattva-Schlüssel enthüllt wird, der das Tor zum ätherischen Christus aufschließt. Rudolf Steiner benutzt denselben Schlüssel! Die Anthroposophie liefert das Wissen, ohne das man nicht frei im Denken wird und sich als individuelles, spezifisches Geistselbst erkennen kann. Die richtige Benutzung der Geisteswissenschaft verwandelt unseren Astralleib in ein Geistselbst. Der Bodhisattva-Impuls wirkt an der Umwandlung des Ätherleibes in den Lebensgeist und treibt die Seelen unvermeidlich zur Bildung einer Brüdergemeinschaft um den „Thron des Lammes“, in der sie sich auch äußerlich zu ähneln scheinen. Es scheint, als ob alle gleich sind („nicht ich, sondern der Christus in mir“), denn sie tragen „weiße Gewänder“ und erkennen sich gegenseitig wegen der Treue zum „Lamm“. Die Anthroposophie – das sind der Heilige Geist und die Freiheit und der Bodhisattva ist das „Wort“ und die Liebe. Ohne Freiheit ist die Liebe nicht möglich. Wir können sagen, dass die Hauptaufgabe der Anthroposophie darin besteht, uns zum siebten Bodhisattva zu führen, durch  den wir uns mit dem ätherischen Christus verbinden, um nicht nur dem inkarnierten Ahriman entgegenzutreten, sondern auch den Anfang der eigentlichen Auferstehung der Himmlischen Sophia zu setzen. Die Himmlische Sophia wird sich dann mit den Göttern der ersten Hierarchie verbinden und der Kosmos wird zum einheitlichen Organismus mit dem Christus als Zentrum, der die Erdenmenschheit als zehnte Hierarchie der Freiheit und Liebe mit einschließt.  Dann werden wir auch das Vater-Prinzip erreichen, in dem jeder wieder eine Christus-durchdrungene Individualität sein wird, denn „niemand kommt zum Vater außer durch mich“. Zum ersten bewussten „Spatenstich“ für diesen grandiosen Bau waren die Opfer von Rudolf Steiner und Beinsa Douno notwendig. Welche Opfer haben die beiden vollbracht und worin unterschieden sich diese?

Gegen Ende des 19.Jahrhunderts hatte Rudolf Steiner sein Ich dermaßen mit dem Christus-Impuls durchleuchtet, dass er sich das Recht auf eine persönliche Begegnung mit Christus erlangte. Nach dieser Begegnung erlaubte er den Göttern während drei siebenjähriger Perioden (von 1902 bis zur Weihnachtstagung), jeweils durch seinen Astral-, Ätherleib und durch den physischen Leib zu wirken, damit die Menschheit die Geisteswissenschaft erhalten konnte. Auf der Weihnachtstagung selbst holte er aus der geistigen Welt den Gral herunter und tauchte ihn in die Seelen und Herzen der anwesenden Anthroposophen als ein dodekaedrisches imaginatives Liebesgebilde. Dieser michaelische Gral ist der Grundstein der Anthroposophischen Gesellschaft, dessen Kraft zur Gegenwirkung gegen den inkarnierten Ahriman ausreichen sollte. „Von oben“ wird aber „behauptet“, dass der Grundstein nicht ausreicht, um dem Ahriman entgegenzutreten! Warum? Denn neben der Weihnachtstagung fand im 20. Jahrhundert ein weiteres herausragendes geistiges Ereignis statt, das die Menschheit völlig außer Acht gelassen und nicht begriffen hat. Ohne das Ergebnis dieses Opfers kann niemand Ahriman widerstehen. Worum geht es?

Am 04.05.1936 befanden sich der Bodhisattva Beinsa Douno und zwei seiner Nachfolger im Salon des Zentrums „Izgreva“ (‚der Aufgang‘) und musizierten. Es war ein Montag – der Tag des Mondes. Mit verdunkeltem Mondbewusstsein sprang ein Mitglied der Partei „Demokratische Eintracht“ Alexander Zankovs über den Zaun, zerschlug die Fensterscheibe des Empfangsraums und verprügelte um 15:25 den Meister, der auf der linken Kopfseite (Luzifer) Schläge bekam, aber partiell rechtsseitig gelähmt wurde (Ahriman ist Luzifers Karma). Am 12.07. – am Petrustag – befand sich der Meister in Sofia. Doch überraschenderweise sagte er: „ Wir fahren ins Rilagebirge!“. Die Gruppe der Weißen Bruderschaft ging am 16.07. um 5:30 los. Einen Monat lang schrieb Beinsa Douno ins Heft der Stenografin Savka Keremidtschiewa jeden Tag eigenhändig mit seiner gelähmten rechten Hand Strich für Strich den Satz „Gott ist Liebe“. Er besteht aus elf Buchstaben („Богь е Любовь“). Wie wir wissen, bedient sich Ahriman der Zahl elf besonders intensiv im 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts für seine Höllenpläne. Der niedergeschriebene Satz hatte aber die entgegensetzte Wirkung. Nach dem letzten Strich wurde der Meister auf wundersame Weise wieder gesund und sprach die geheimnisvollen Worte „Hier war mehr als Golgatha“. Die Brüder und Schwestern waren begeistert, sie sangen ein Lied und gingen von seinem Zelt zur Quelle, die den Namen „Hände, die geben“ trägt. Der Text des Liedes, das damals gesungen wurde, ist vielsagend:„Von Gott gesegnet bist du, Meister der Liebe! Willkommen, willkommen, Meister der Weisheit!“

Für das Fest der Weißen Bruderschaft am 19.08. waren alle in Sofia versammelt, wo Beinsa Douno die inspirierende Rede „Um ihnen Leben zu geben“ gehalten hat. Dass der siebte Bodhisattva der Meister der Liebe und Weisheit ist, d.h. der Wahrheit, steht außer Zweifel, aber was bedeuteten die Worte, dass das Geschehene „mehr als Golgatha“ war? Was geschah eigentlich?

Wie bereits erwähnt, ist die nathanische Seele (Jesus von Nazareth) das einzige Wesen, dessen drei Leiber durch das Christus-Ich vollkommen durchdrungen und vergeistigt wurden. Nach Pfingsten verband sich das Christus-Ich als Impuls über den Heiligen Geist mit dem Ich jedes Menschen und wartet darauf, dass die Seele ihn „entdeckt“, damit sie zusammen die menschlichen Leiber zu vergeistigen beginnen. Erst im 20. Jahrhundert ist das allen frei erreichbar und Steiner führte es uns mustergültig vor. In den vergangenen Jahrhunderten seit dem Mysterium von Golgatha wurden in die Astral- und Ätherleibern bestimmter menschlicher„Platzhalter“ die in der geistigen Welt aufbewahrten Widerspiegelungen des Astral- und Ätherleibes des Christus Jesus eingeprägt. Das machte diese Menschen zu Heiligen. Seit dem Beginn des michaelischen Zeitalters wurde es dem Menschen ermöglicht, in sein Ich die in der geistigen Welt aufbewahrten Abbilder des Christus-Ich in den Hüllen Jesu zu empfangen, wenn dieser Mensch in seinen früheren Leben ein inniges Verhältnis zum Gralsmysterium gehabt oder zumindest intensiv an das Golgatha-Mysterium gedacht hat. Das Christentum begann zum Ich-Christentum zu werden. In gewisser Weise erhielt als erster der Lieblingsschüler Christi unter dem Kreuz dieses Abbild. Im zehnten Jh. spürten die erhabensten Bogomilen auch dessen Kraft, die später in Arbanassi die Leiber des wieder inkarnierten Johannes intensiv durchzog. Aber die wahre Wirkung des Abbilds konnte erst nach dem Einzug des michaelischen Zeitalters zur Geltung kommen. Steiner erhielt es bei vollem Bewusstsein, nachdem er aus eigener Kraft durch das Denken den Weg zur geistigen Welt für die Menschheit gebahnt hatte. Der siebte Bodhisattva hatte zweifellos eine tiefe Verbindung zum Mysterium des göttlichen Blutes bei allen seinen Hinunterstiegen seit der Zeitenwende. Aber die Frage ist, wie diese Verbindung zustande kam, so dass er diesen mysteriösen Satz 1936 ausgesprochen hat? War das nur die Erhaltung des Abbilds oder steckte noch etwas anderes dahinter?

Wir erwähnten bereits das Zweite manichäische Golgatha Christi am Ende des 19. Jahrhunderts, das in der uns nächsten geistigen Sphäre stattgefunden und neues geistiges Licht im Menschenbewusstsein hervorgebracht hat. Wir kennen die Erfahrungen des Anthroposophen Jesaiah Ben-Aharon, die die Fortsetzung des Zweiten Golgatha Christi während der Zeitspanne 1933-1945 beweisen. Schon nach 1909 sprach Steiner über den Ätherischen Christus und darüber, dass Er seit Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts für bestimmte Menschen mit neuen übersinnlichen Fähigkeiten sichtbar sein wird. In den nächsten 2500 Jahren sollen sich auch bei den restlichen Menschen diese Fähigkeiten als eine natürliche Begabung entfalten. Diese Fähigkeiten müssen durch die anthroposophische Anschauung erworben werden, denn anderenfalls würden wir das Tor vor dem Bösen öffnen. Die Menschheit war nicht vorbereitet, die dritte Offenbarung Christi zu empfangen, auf der Erde taten sich die Tore zur Hölle auf und das „Tier“ hat sich aus dem „Abgrund“ gezeigt. Aber nur in diesem Zustand völliger Verzweiflung konnte von unten nach oben die brennende Frage nach der Natur und Zukunft des Menschen ausgestrahlt werden. Aus eigener okkulter Erfahrung kann ich die Existenz dieser Frage bestätigen. Der Ätherische Christus hat sie gehört. Von höchstem Mitgefühl bewegt, beschloss Er, Sich aufopfernd für immer mit dem Tier im Menschen zu verbinden und dieses künftig zum Guten zu wenden, wenn das menschliche Ich es zulässt. Christus brauchte aber eine Brücke, über die er hinuntersteigen konnte. Die kleine Gemeinschaft menschlicher Iche, die Michael treu waren, befand sich in der geistigen Welt und sah mit tiefster Sorge auf das Bacchanal des Bösen, das auf der Erde Millionen Opfer hinterließ. Diese Gruppe von Michaeliten formulierte und sprach diese Frage aus. Danach öffnete sie, von moralischer Kraft erfüllt, ihre Herzen für die Ströme, die aus dem ätherisierten Blut der Opfer ausgingen und verband sich mit ihnen. Es wurde eine ätherische Brücke errichtet, über die der Ätherische Christus in den Drachen des Tieres hineinstieg. Dadurch konnten im menschlichen Ich neue Kräfte zur Bekämpfung des Bösen aufkommen. Außerdem wurde die Sonne als eine neue Sonne im ätherischen Kosmos geboren. Welche Rolle spielte der Bodhisattva bei diesem Mysterium?

Die Michaeliten beobachteten mit ihrem geistigen Blick den Hinunterstieg des Ätherischen Christus über die von ihnen geschaffene ätherische Brücke, aber es war notwendig, dass jemand eine physische Brücke zu den Leibern der Erdenmenschheit baute. Das tat der Meister Beinsa Douno. Vor dem ersten Golgatha war das makrokosmische Christus-Ich hinuntergestiegen und hatte den Astral-, Äther- und physischen Leib der nathanischen Seele jeweils in ein Geistselbst, einen Lebensgeist und Geistesmenschen verwandelt. Die nathanische Seele wurde zum Urbild des Trägers des Christus, wobei sie bei dem Hinunterstieg an Epiphanie außerhalb des Leibes war. Nun stieg der Ätherische Christus über das Ich des Bodhisattva hinunter, ging durch den Astral- und Ätherleib und erreichte die übersinnlichen Teile seines physischen Leibes, um sich dort – im Willen – mit der bösen Natur der Erdenmenschheit zu verbinden. Das Christus-Bewusstsein in der nathanischen Seele stieg aus dem Lichtäther in den Wärmeäther (die niedrigstmögliche Stufe für den Abstieg der Götter), der schon seit dem alten Saturn in Verbindung mit dem Willen und dem physischen Menschenleib steht. Die nathanische Seele vollbrachte ihr sechstes Opfer und Beinsa Douno verwandelte sich in das Urbild eines Menschenwesens, das auf dem physischen Plan und mit wachem Bewusstsein zum Christus-Träger und freiwilligen Mitwirkenden bei der Opferbringung wurde. Die Leiber des Bodhisattva waren zwar nicht wie die Leiber der nathanischen Seele während der drei Jahre vergeistigt, aber immerhin waren sie in einem ausreichenden Maß durchdrungen, so dass aus dieser Zusammenarbeit  die neue Erden-Menschen-Sonne im ätherischen Kosmos (Wärmekosmos) entstand und die bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannten Kräfte im menschlichen Willen hervorrief, die dem Bösen widerstehen können. Mit den ersten Bluttropfen auf dem Golgatha-Hügel leuchtete die Erde wie die zukünftige Astralsonne auf,  nun wurde sie als Äthersonne geboren, was auf die oben befindlichen  Michaeliten und vor allem den unten befindlichen Bodhisattva zurückzuführen ist. „Das war mehr als Golgatha“ –  d.h. etwas Verschiedenes als das physische Erste und das Zweite übersinnliche Golgatha. Letzteres kann man auch ‚makrokosmisch‘ nennen, denn es geschah in der die Erde umgebenden Sphäre. Das Mysterium von 1936 hatte aber zweifellos einen mikrokosmischen Charakter wegen der Beteiligung des Bodhisattva, das ein Wesen mit menschlicher Evolution ist. In dieser Eigenschaft ist er von außerordentlicher Bedeutung für die geistige Welt, denn über ihn erfahren die Götter die Geheimnisse der physischen Welt. Die ausgeübte Gewalt und die nachfolgende Lähmung waren eine Widerspiegelung des Tieres aus dem Abgrund. Das Durchdringen des Willens Beinsa Dounos durch Christus kam im Aufschreiben des Satzes „Gott ist Liebe“ zum Ausdruck. Die Geburt der neuen Äthersonne hat seinen Ätherleib wiederbelebt und die physische Lähmung verschwand auf wundersame Art.

Erst jetzt können wir mit mehr Sicherheit im Lichte dieser Ereignisse nach einer Antwort auf die Frage suchen, warum „von oben“ die Warnung kommt, dass der durch die Anthroposophie ausgebildete michaelische Gral nicht ausreicht, um dem verkörperten Ahriman entgegenzutreten. Zu diesem Zweck werden wir ein ungewöhnliches Herangehen an das Thema durch die Paneurhythmie anwenden. Bekannterweise besteht die Paneurhythmie aus drei Stufen. Das sind die 28 Übungen, „die Sonnenstrahlen“ und „das Pentagramm“.

Wir wollen uns den Gral wie ein Weinglas mit Kuppa (Kelch), Stiel und Fuß vorstellen, der mit dem Kelch nach unten steht. Das Erste, was jeder Eingeweihte des Grals tun muss, ist das Glas mit der Substanz der menschlichen Liebe als Ergebnis der im Ich neugeborenen Weisheit zu füllen. Das ist nicht die Liebe zum Urvater (Vatergott) aus dem Alten Testament oder die Liebe zu dem Nächsten (dem Sohn) aus dem Neuen Testament, sondern die Liebe zur Wahrheit (zum Heiligen Geist).

Die Wahrheit ist der höchste Berg der Liebe, und nun spricht sie überzeugend durch geeignete Gefäße, die aus eigener Kraft Klarheit des Bewusstseins, Reinheit des Herzens und Stärke des Willens erlangt haben. Diese Menschen werden die tatsächlichen Nachfolger Christi sein, die in ihrem Ich die Weisheit der Geisteswissenschaft und des Bodhisattva-Impulses im 20. Jahrhundert von neuem hervorbringen und jede neue, durch persönliche okkulte Erfahrung erreichte Weisheit in Liebe/ Wahrheit verwandeln.

Das oben beschriebene Mysterium von 1936 ist verständlicherweise nicht im Grundstein anwesend – Steiner verließ die Erde physisch im Jahre 1925. Ohne die Kräfte dieses Mysteriums aber besitzt die Substanz im Gralskelch nicht die nötige Qualität, um jenem kolossalen Bösen entgegenzutreten, das der verkörperte Antichrist auslösen wird. Wenn der Grundstein völlig ausreichend gewesen wäre, so hätte der Arche Michael nicht durch Steiner die Ausstrahlung eines neuen Impulses Ende des 20./Anfang des 21. Jahrhunderts vorhergesagt, der einzig das geistige Leben der Menschheit retten kann. Wir behaupten, dass die freie Ich-Synthese zwischen der Anthroposophie (Michael) und dem Impuls Beinsa Dounos (Christus) eine qualitativ neue Art der individuellen Liebe-Wahrheit (vom Heiligen Geist) hervorbringen kann, welche der heutigen Menschheit völlig unbekannt und unverständlich ist und deshalb unter dem umgedrehten Gralskelch verborgen bleibt. Sie ist verborgen, denn sie entsteht im Willen beim „warmen“ Ätherischen Christus. Wer eine solche Substanz für seinen Gral hervorbringt, kann die Verwandtschaft mit der Substanz im Gral eines anderen Menschen wiedererkennen. Auf diese Weise entsteht eine Bruderschaft von Individualitäten mit „weißen Gewändern“. Die Kraft zur Vergeistigung des Astralleibes und seine Verwandlung in Licht kommen vom Heiligen Geist, wohingegen die Kraft zur Verwandlung des Ätherleibes in ein „weißes Gewand“ und in Leben von Christus kommt. Zum ersten Mal wird der Ausdruck „weißes Kleid“ in der Apokalypse Johannes‘ verwendet, wenn vom Brief des „Menschensohnes mit dem spitzen Schwert im Mund“ an die Gemeinde in Sardes die Rede ist – d.h. an die Menschheit des fünften nachatlantischen Zeitalters, die „den Namen“ hat, dass sie lebet, doch eigentlich „tot“ ist. Aber es gab etliche, die „ihre Kleider nicht besudelt hatten“, „und sie werden mit mir wandeln, in weißen Kleidern, denn sie sind’s wert“. “ Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ Deutlicher könnte man es nicht sagen! Wer sein niedriges Ich besiegt, wird seinen ewigen Namen erhalten (das Geistselbst) und zum Teil der Christus-Gemeinschaft der „weißen Gewänder“ (des Lebensgeistes) werden. Aber nur, wenn er empfohlen („bekannt“) durch Christus ist.

Zum zweien Mal werden “die weißen Kleider“ im Brief an die Gemeinde in Laodizes erwähnt, d.h. an die Menschheit des siebten nachatlantischen Zeitalters, die „weder kalt noch warm“ sein wird, sondern lau: “Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutet ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbart werde die Schand deiner Blöße.“ Der Mensch wird im Krieg aller gegen alle dringend die Weisheit (das Gold) brauchen, die aber durch das Feuer des verchristlichten Ich gegangen ist, um sich in Liebe zu verwandeln und das Böse (die Nacktheit) in Gutes zu transformieren.

Zum dritten Mal tauchen die „weißen Kleider“ in der „Epoche der Siegel“ (der sechsten Wurzelrasse) auf. Bei der Öffnung des fünften Siegels sieht Johannes „unter dem Altar die Seelen derer, die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten“. Mit „großer Stimme“ fragten sie den Herrn den „Heiligen und Wahrhaftigen“, wann er richtet und rächt ihr Blut „an denen, die auf der Erde wohnen.“ „Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weißes Kleid, und ward zu ihnen gesagt, daß sie ruhten noch eine kleine Zeit, bis daß vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch sollten noch getötet werden gleich wie sie“.

In der Bibel wird der Vatergott „Gott“ genannt, das Wort ist „Gott“ und der Heilige Geist ist „Herr“. Die wegen des Wortes „Erwürgten“ fragen den Heiligen Geist, wann Er richtet, denn die Fragen an Denjenigen, Der die „weißen Kleider“ verteilt, bedürfen obligatorisch der „Billigung“ des Heiligen Geistes.

Als das sechste Siegel geöffnet wird, beginnt die Vergeltung, aber die „Beschädigung“ der Erde, des Meeres und der Bäume wird verzogen, bis die Knechte unseres Gottes „an ihren Stirnen versiegelt werden“. Johannes hört die Zahl derer, die versiegelt wurden: „hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren von allen Geschlechtern der Kinder Israel: je 12000 von allen Stämmen Israels“, danach sieht er „ eine große Schar, welche niemand zählen konnte, aus allen Heiden und Völkern und Sprachen, vor dem Stuhl stehend und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen, schrieen mit großer Stimme und sprachen: Heil sei dem, der auf dem Stuhl sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!“ Die Menschen, die „weiße Kleider“ tragen, sind diejenigen, die gekommen sind „aus großer Trübsal“. Sie „haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes“, welches wie ein Hirt sie leiten wird zu Gott, damit er „alle Tränen von ihren Augen“ abwischt. Nachdem sich das siebente Siegel aufgetan hatte, „ ward eine Stille in dem Himmel bei einer halben Stunde“ und es begann die “Epoche der Posaunen“ (die siebte Wurzelrasse), begleitet durch den Gotteszorn und den Abschluss der physischen Erdentwicklung.

Gegenwärtig können wir kein tieferes Verständnis dieser Ereignisse aufbringen, die in 15-20000 Jahren stattfinden werden. Doch aus den angeführten Zitaten aus der Apokalypse des Johannes wird deutlich, dass „das Anziehen der weißen Kleider“ durch einzelne geistig Suchende schon heute mit dem Aufbau des persönlichen Gral beginnt. Wenn das Ich vollkommen bewusst die Synthese der Geisteswissenschaft (Michael) und des Impulses des Bodhisattva (Christus) vornimmt, so führt der Mensch eigentlich die 28 Übungen der Paneurhythmie aus, bringt seine Substanz als Liebe für den Gral hervor und kleidet sich in „weiße Kleider“, wobei das „Zähmen des Tieres“ im Astralleib weitergeht. Ohne die moralische Kraft, die vom Bodhisattva kommt, können die Anthroposophen ihr niederes Ich nicht besiegen. Ohne die Anthroposophie bleibt den Nachfolgern Beinsa Dounos ihr „Treibstoff“ für das Ich aus und die 28 Übungen können sie nicht zum eigentlichen „Anziehen des weißen Gewandes“ führen. Praktisch bleiben beide Impulse ohneeinander getrennt. Das Schicksal der Menschheit heute liegt in den Händen „einiger Menschen aus Sardes“, die ihre „Kleider nicht besudelt haben“.

Nur diese Menschen werden in der Lage sein, im Gral (in ihrem Ich) ihre mikrokosmische Liebessubstanz mit der makrokosmischen Weltenliebe zu vereinigen, die als eine mächtige kosmische Strömung seit der Zeitenwende durch unsere Welt hindurchfließt. Und in diesem neu entstandenen „Trank“, auf den die Götter so lange schon warten, ist das „Produkt“ des Jahres 1936 enthalten. Dann kann die Bewusstseinsseele tatsächlich den Christus-Impuls (das Abbild des Christus-Ich) in sich aufnehmen und sich in eine imaginative Seele verwandeln. In diesem Prozess des Aufbaus des Kelchfußes sind die Bodhisattvas auch unersetzlich. Warum?

Die Anthroposophie berichtet, dass die Ausbildung unserer Sinnesorgane, unseres Nervensystems und Gehirns daraus resultiert, dass in unserem Inneren geistige Kraftströmungen festgehalten werden, die jeweils aus der Astralwelt, dem niederen und dem höheren Devachan herrühren. Dieses „Festhalten“ ist eine natürliche Fähigkeit, die die Götter im Menschen entwickelt haben. Sie ist folglich nicht unser Verdienst. Die Ausarbeitung der Imaginationen in unserer Bewusstseinsseele ist aber unsere persönliche Tat, die erst im Zeitalter Michaels ermöglicht wurde, als in unser intellektuelles Bewusstsein die Imaginationskraft eindrang. Diese geistige Kraft steigt aus der Bodhisattva-Loge hinunter. Sie muss „festgehalten“ werden, d.h. durch die Bewusstseinsseele bewusst erkannt werden. Das führt zur Herausbildung eines „Kelchs“ für die durch das Ich strömende Weltenliebe und menschliche Liebe. Danach erhebt die Christuskraft, die aus dem Golgatha-Mysterium geboren wurde, den imaginativen menschlichen Kelch mit dem „Götternektar“ zu den Göttern und druckt sie in den kosmischen Imaginationen ab, in denen dieser Nektar zu einem Teil des Weltinhalts wird. Und dann kommt das „verschwundene“ Palladium, das von der Bodhisattva-Loge zur Bewusstseinsseele des Menschen hinunterkommt, damit er den „Trank“ in sich als die wahre geistige Sonne erlebt. Die Rückkehr des Palladiums ist das Kennzeichen dafür, dass das Ich die zwölf Übungen der Paneurhythmie ausführt, die ‚Sonnenstrahlen‘ heißen. Als Beinsa Douno unten auf der Erde die „Sonnenstrahlen“ vorspielte, imaginierte die ganze Loge der Bodhisattvas den makrokosmischen Ich-Christus als die Liebe, in der nach dem Golgatha-Mysterium alle Lebewesen im Gotteswerk leben.  Durch Musik, Gesang und Tanz übte diese Liebe einen magnetischen Einfluss auf die Ätherleiber der Anwesenden aus. Aber diese Liebe muss auch verstanden werden! Sehr aufschlussreich ist ein Gespräch, das der junge Anthroposoph Dimo Daskalov (1907-1989), der während des Sozialismus zahlreiche Vorlesungen Rudolf Steiners unter Geheimhaltung übersetzt und verbreitet hat, mit Beinsa Douno im Rilagebirge führte. Daskalov stellte dem Meister die Frage: „Meister, warum werden Sie von Ihren Nachfolgern für Christus gehalten?“ Die Antwort lautete: „Wenn du an ihrer Stelle wärest, hättest du das gleiche gedacht!“. Die platonisch gestimmten Seelen um den Bodhisattva suchten durch die Paneurhythmie eher das kosmische Erleben der „Sonnenstrahlen“, während der Aristoteliker Dimo Daskalov diese zu begreifen suchte. Trotzdem hing bis zu seinem Tod ein Porträt Beinsa Dounos im Zimmer, in dem er die Werke Rudolf Steiners übersetzte und den Weg für die Anthroposophie in Bulgarien einebnete. Ein Porträt Steiners fehlte. Nur er weiß, was seine Seele erlebt hat, während er die Synthese der beiden unternahm, die erst nach der Enthüllung des Bodhisattva im Jahre 2000 zur vollen Geltung kommen konnte. Seitdem wurde es möglich, den erneuerten Gral aufzubauen. Auch die Vorhersage Michaels über einen neuen Impuls am Ende des Jahrhunderts ist eingetreten. Der Impuls wurde bis zum Jahr 2007 ausgestrahlt, denn durch die 28 Übungen-Vorlesungen, die unbedingt von einem gemischten Paar aus einem Mann und einer Frau auszuführen sind, die neue Art gezeigt wurde, den menschlichen Teil der „Ambrosia“ im erneuerten Gral entstehen zu lassen, welche bis zur vollständigen Ausbildung verborgen und für die Menschen unverständlich bleibt. Um die „Sonnenstrahlen“ zu tanzen ist die Bruderschaft um den Christus notwendig. Das „Pentagramm“ der Paneurhythmie ist der Abschluss des Werks, das durch ein persönliches Opfer nach dem Bodhisattva-Vorbild besiegelt wird. In diesem Augenblick wird der Kelch umgedreht und das waagerecht liegende „Pentagramm“ wird zum Fuß. Die „Ambrosia“, die von einer himmlischen Lichthülle umgeben ist, wird für alle sichtbar. Die Himmelshülle ist die erlöste kosmische Intelligenz, in der die menschlichen und die Weltgedanken eine solche unzertrennliche Einheit bilden, dass Michael in aller Ruhe in ihr wirken kann. Die Erlösung wurde möglich, weil sie aus der Befolgung der unerlässlichen Bedingung kam, die selbst Michael stellte, dass die Anthroposophie mit „anderen Strömungen vereint wird“. Diese Strömung ist ohne Frage die geistige Strömung der Bodhisattvas, die im 20. Jahrhunderts uns die Paneurhythmie als ein imaginatives Bild des neuen Gral gegeben hat.

Hier können wir eine Imagination zur Veranschaulichung des Unterschieds zwischen dem Grundstein und der Paneurhythmie darstellen. Der niederländische Anthroposoph Bernard Lievegoed unterscheidet vier Mysterienströmungen, die in die Weihnachtsversammlung münden und eine Art waagerechtes Erdenkreuz bilden: die Michaelsströmung im Norden, die Rosenkreuzerströmung im Süden, die Artusströmung im Westen und die Gralsströmung im Osten[8]. Aus ihnen wurde der Stein der Liebe gebildet und in die Seelen der Anthroposophen eingelegt, aber dieser Stein muss zur Wahrheit erhoben werden.

Wenn wir gedanklich eine senkrechte Linie von den vier Spitzen des Kreuzes in Richtung des Himmels ziehen, entsteht eine Pyramide, deren Spitze die Bodhisattva-Loge bildet. In der Pyramide sehen wir das Bild eines menschlichen Kopfes und dieser symbolisiert die erlöste kosmische Intelligenz. Ohne die Teilnahme der Menschen kann Michael seine erlöste Gabe nicht zurückerhalten!

An dieser Stelle endet der Weg des Schülers und es beginnt der Weg des Eingeweihten des Grals. Der erste Mensch, der es schafft, den Kelch „umzudrehen“, wird zum neuen Gralshüter werden. Er wird Bulgare sein! Ihm werden weitere Menschen folgen und sich den Seelen in Sardes anschließen „die ihre Kleider nicht besudelt haben“ und deshalb dem Antichristen in der bevorstehenden großen Schlacht auf Erden gegenübertreten können. Auf diese Menschen werden sich die Götter verlassen, denn alle anderen werden mehr oder weniger „verführt“ werden. Aber die Aussicht ist nur auf den ersten Blick ungünstig, denn den „Seelen aus Sardes“ werden sich die Meister der Weisheit und der Harmonie der Empfindungen anschließen. Manes, Skythianos, Zarathustra (Jesus), Christian Rosenkreuz und die anderen haben eine enorme Macht. Ganz zu schweigen vom Bodhisattva, der nach dem Opfer von 1936 eine andere Stelle in der geistigen Welt innehat, die ihm ermöglicht, sogar an den Werken der Himmlischen Sophia direkt mitzuwirken. Als Beinsa Douno unter dem bulgarischen Volk weilte, weihte er uns in ein Geheimnis ein: Einmal finden jährlich im Himalaya und auf der Sonne Konzilien statt. Er erwähnte nicht, welche Wesenheiten daran teilnehmen. Heute können wir sagen, dass hinter dem Himalaya das ätherische Shamballa steckt – die irdisch-menschliche Sonne, die in der unserer Erde nächsten Ätherwelt liegt. Das Konzil findet dort zwischen dem 19. und dem 21. August statt. Das Konzil auf der Sonne findet an Pfingsten in der „Mutterloge“ statt, die in der niederen Sonnensphäre (dem niederen Devachan) liegt. Aber es gibt noch ein Konzil und es findet im höheren Devachan (der höheren Sphäre der Himmlischen Sophia) während des Osterfestes statt. Dieses Konzil trifft die wichtigsten Entscheidungen, die das Schicksal unseres Sonnensystems und insbesondere der Erde betreffen. Die Beschlüsse werden dann den anderen zwei Konzilien zur Ausführung weitergereicht. An diesem dritten Konzil nehmen nur Wesenheiten mit  einem „Sternendasein“ teil. Solche sind die höheren Wesensglieder der Himmlischen Sophia –  die Geister der Weisheit (das Gebiet der Jungfrau) und die Geister der Bewegung (das Gebiet der Waage), sowie die Götter aus der ersten Hierarchie. Die Elohim und die Wesenheiten unter ihnen haben nur ein „Planetendasein“. Sie tagen an Pfingsten in der „Mutterloge“ der Menschenführung, die die Tätigkeit der Sophia  in der ganzen Erdentwicklung lenkt. Der Leiter dieser Loge ist der übermenschliche Avatar Manu/Noah, der als Dhyani-Buddha den Übergang von der atlantischen zur nachatlantischen Wurzelrasse gelenkt hat. Am Konzil im ätherischen Shamballa, das im August stattfindet, nehmen die Meister der menschlichen Evolution teil.

An welcher Stelle in diesem Panorama müssen wir die Bodhisattvas, Buddhas und Dhyani-Buddhas suchen, die jeweils an der Verwandlung ihres Astralleibes in das Geistselbst, des Ätherleibes in den Lebensgeist und des physischen Leibes in den Geistesmensch arbeiten? In seinem Buch „Die zwölf Heiligen Nächte und die geistigen Hierarchien“ schreibt Sergej Prokofieff, dass der Bodhisattva den „Tempel“, der die ‚Mutterloge‘ genannt wird, nicht betreten darf. Buddha darf das Heiligste des Tempels betreten und der Dhyani-Buddha wirkt aus diesem Heiligsten heraus als Leiter. Vor etwa zehn Jahren bekam eine Frau an Pfingsten während meines Vortrags „Gottes Risiko“ in der Gegend Reiter von Madara bei Schumen die klare Imagination, dass in jenem Augenblick auf der Sonne gleichzeitig ein Konzil stattfindet, an dem geflügelte Wesenheiten teilnehmen und Beinsa Douno in „weißem Gewand“ unter diesen als Leiter herumgeht. Nach dem Mysterium von 1936, als der Bodhisattva vom Ätherischen Christus bis zum physischen Leib durchdrungen wurde, hat er sich das Recht verdient, in der Mutterloge wie Manu zu wirken. Das geschah lange bevor er die Buddha-Stufe erreicht hat, was in etwa 2500 Jahren eintreten wird. Hier sehen wir den Sprung in der Evolution, den die physische Begegnung mit der Ich-Kraft Christi bewirken kann.

Die Bodhisattvas sind bekannterweise Wesenheiten aus der menschlichen Evolution. In den vorchristlichen Zeiten gehörte der Mensch vollständig der planetarischen Evolution an und die höchste Stufe, die ein irdischer Eingeweihter erreichen konnte, war die Buddha-Stufe. Diese Stufe erlaubt ihm, die Gegend der Waage bewusst zu erleben, wo die Planeteneinflüsse die Sterneneinflüsse streifen. Deshalb erhielten die Bodhisattvas bei ihrem Hinunterstieg in das irdische Gefäß Inspirationen von den Wesensgliedern der Himmlischen Sophia, die sich zu den Geistern der Bewegung erstrecken. Bis zur höheren Sphäre der Himmlischen Sophia in der Jungfrau, wo die geistige Ehe der Braut (Sophia) mit dem Lamm (dem kosmischen Christus) stattfindet, konnten sich nur übermenschliche Wesenheiten wie Manu bewusst emporheben. Nach dem Mysterium von Golgatha und insbesondere nachdem die bewusste Verbindung mit dem Christus-Impuls bereits auf der Erde möglich wurde, stand der Weg zum Erreichen der Stufe Manus auch einigen Menschenwesen offen. Von besonderer Bedeutung dabei ist die Arbeit am Aufbau einer bewussten Beziehung zum Auferstehungsleib (dem Phantom des physischen Leibes), der in der Zeitenwende aus dem Grab auf Golgatha aufgestiegen ist und seitdem in den geistigen Substanzen der Erde durch die Kräfte wirkt, die mit dem höchsten Wesensglied des Menschenwesens – seinem Geistesmenschen – verwandt sind. Der Bodhisattva des 20. Jahrhunderts wurde zum Vorbild dieser Möglichkeit, mit der er nicht nur das Recht erlangte, als “Manu“ zu wirken, sondern auch den Prozess der Auferweckung der „getöteten“ Himmlischen Sophia  und die zukünftige Verbindung mit der ersten Götterhierarchie antrieb. Zu dieser Hierarchie sie Sophia hoffnungsvoll auf, so wie der Mensch hoffnungsvoll zur dritten Götterhierarchie aufsieht, auf deren Stufe sich seine höheren Wesensglieder befinden. Natürlich wird der gegenwärtige Bodhisattva nicht jener menschliche Manu sein, der nach Ende der siebten Kulturepoche den Übergang zur sechsten Wurzelrasse vollziehen wird, denn dem Aufstieg zum Buddha-Maitreya wird er nicht mehr auf die Erde hinuntersteigen. Welcher Mensch das tun wird, ist es noch zu früh zu sagen. Wichtig ist, die Werke der Bodhisattvas mit Verständnis zu studieren und sie nachzuahmen, denn sie sind die Werke Christi.

Ein solches Werk war die Rettung der bulgarischen Juden im Jahre 1943. Viele Seiten wurden über diese Rettung vollgeschrieben, aber die Wahrheit kam auf okkulte Weise erst 2013 zu Tage, als sich dieses „Wunder“ zum 60. Mal jährte. Die Insider wissen, dass weder die Kirche noch Abgeordnete oder der König die Nachkommen jenes Volkes retten konnten, das den Erlöser vor 2000 Jahren gekreuzigt hatte. Die Rettung war ein Werk Beinsa Dounos, der über den königlichen Vertrauten Lubomir Lultschev den König Boris III. dazu bewegte, den Deportationsbefehl zu zerreißen und einen neuen zu schreiben. Aber das ist auch der äußere Grund für den günstigen Ausgang, während die Motive für die Vernichtung des Deportationsbefehls erst 2013 ans Tageslicht kamen. Als der Hauptvertreter Christi auf Erden begriff der Bodhisattva, dass die Juden ein Opfer dargebracht und sich ein enormes Karma aufgeladen haben, als sie den Logos kreuzigten. Dafür muss ihnen die Menschheit dankbar sein. Die einzige Möglichkeit, das zu büßen besteht darin, die Erscheinungen der Christus-Liebe in den Andersgläubigen wiederzuerkennen. Diese Andersgläubigen waren die Bulgaren. Christus hat durch Beinsa Douno und die Bulgaren der Welt das Urbild der zukünftigen verständnisvollen Menschheit vorgeführt, die zu den Juden eine solche Liebe ausstrahlen wird, dass sie „ihr Haupt mit Asche bestreuen“ und den Erlöser mit ihrer Seele aufnehmen werden. 1943 begriff nur Beinsa Douno, was vorging, während bei allen anderen, die am Mysterium beteiligt waren, Christus verborgen in ihren Willensimpulsen wirkte, in denen Er seit 1936 lebt. Trotzdem wurde unser Volk wider zum Urbild der zukünftigen Erdenmenschheit.

Leider hörten die äußeren bulgarischen Führer nicht die Warnung des Vertreters der Elohim aus dem Jahre 1898 nicht. Die Politiker und die Regierenden haben das Licht des Bodhisattva nicht erkannt und es kam die Geißel Gottes zum Gebrauch – der Bolschewismus.  Die 45 Jahre Kommunismus, die fünfhundertjährige Finsternis während der osmanischen Herrschaft und das Eindringen des Materialismus nach 1989 in Form der westlichen „Demokratie“ üben eine zerstörende Wirkung auf das bulgarische Volk aus. Trotzdem gelang es ihm, seine Aufgabe zu erfüllen. Auf okkulte Weise haben wir folgende Information empfangen: Jedes Mal, wenn eine Person eine Synthese geistiger Strömungen vornimmt, das die Manifestation eines mächtigen geistigen Impulses oder das Nahen bevorstehender Prüfungen der Menschheit bzw. Beides zusammen bedeutet. Die Synthese am Anfang des 21. Jahrhundert bedeutet Beides!

Die eingeweihten Bogomilen mit dem inkarnierten Bojan Maga an der Spitze sind wieder in Bulgarien, um die Evolution in die richtige Richtung zu treiben. Ob sie verstanden werden, ob ihnen sich weitere Personen anschließen, hängt von der Reife der anderen Menschen ab. Heute – 1150 Jahre nach dem „Gespräch“ zwischen dem Eloah und Boris I. – sind das „Christus-Volk“ und das „Slawentum“ zwei physisch existierende Bildungen. Die germanische Gemeinschaft existiert auch, aber sowohl sie als auch die „Gemeinschaft des Wortes“ – Slawen – kennen den Ausweg aus der unvermeidlichen Ausweglosigkeit nicht. Nur die neue bulgarische „Häresie“ ist in der Lage, diesen Weg zu zeigen. Aber zu diesem Ziel muss der Mensch zuerst in einem notwendigen Maß seinen persönlichen Egoismus im Astralleib überwinden, um danach mit dem viel schwierigeren Nationalismus im Ätherleib und den Rassismus im physischen Leib fertig zu werden. Viele geistig orientierte Menschen halten die Überwindung des Nationalismus und Rassismus für eine nicht so schwierigere Aufgabe. Also leben sie die Verbindung zum Volkserzengel mit Sicherheit nicht wahrhaftig aus und ohne diese werden der Übergang zu Michael und die tatsächliche Überwindung des Rassismus unmöglich. Die Wahrheit über die Größe der Bulgaren in der Menschenentwicklung wird das „Slawentum“ und das „Germanentum“  sowie andere verblüffen, die sich unverdienterweise vergangene Größe auf Kosten des ursprünglich von Gott auserwählten Volkes zugeschrieben haben. Mit geistiger Sicherheit behaupten wir, dass die Fälschung der Wahrheit über die Bulgaren Gottesbekämpfung darstellt, die eine Erhöhung des persönlichen und nationalen Karmas nach sich zieht. Aus diesem Grund sind heute manche großen Gottesbekämpfer aus der Vergangenheit unter den Bewohnern des „irdischen Paradieses“ zwischen der Donau und dem Rhodopagebirge (in Bulgarien) inkarniert. Diesen Bewohnern steht noch vieles bevor, was in der Vorsehung steht und dem erwähnten 5500 Jahre alten Plan entspricht. In den nächsten 1500 Jahren müssen die Bulgaren die Menschheit bis zum Anfang der slawischen Kulturepoche „hinüberziehen“. Erst dann – 7000 Jahre nach dem Entwerfen dieses Plans – wird der große Plan über die Herausbildung und das Verschwinden einzelner Völker beendet und das jeweilige Ich-Produkt hervorgebracht werden. Das „Christus-Volk“ ist etwa verpflichtet, das Wesen des Grals als kulturelles Ferment für das zukünftige wahre esoterische Christentum auszuarbeiten. Mit diesem Christentum werden wir in die sechste Kulturepoche eingehen, wenn es keine Völker mehr, sondern zwei Rassen geben wird – die Rasse der „Guten“ und die Rasse der „Bösen“. Durch die magische Transformation des Bösen in ihrem Ich wird der siebte Bodhisattva zum Buddha des Guten aufsteigen und durch das Wort wird er uns die wahre Kraft des Buddhi-Prinzips vorführen, welche die neuen „Feuermenschen“ aussprechen wird. Der heutige inkarnierte Mensch ist das ausgesprochene Wort der Götter. In dem Zeitalter des Wassermanns wird das Fleisch zu Wort und das Wort wird den Menschen durch diejenigen aussprechen, die aus eigener Kraft den Übergang zur zehnten Hierarchie der Freiheit und Liebe verwirklicht hat. Bulgare bedeutet „Mensch des Geistes“. Die zehnte Götterhierarchie wird aus unsterblichen Menschen bestehen, die vom Geist, die von den Bulgaren geschaffen werden. Gibt es heute Kandidaten, die Bulgaren werden wollen?

 

[1] GA 113, Vortrag vom 31.08.1909

[2] Ebd.: „Der grundsätzliche Unterschied des Christus von dem Bodhisattva ist der, dass wir den Bodhisattva nennen müssen den großen Lehrer, die Verkörperung der Weisheit, die durch alle Kulturen durchgeht, die in der verschiedensten Weise sich verkörpert.“

[3] Ebd.

[4] „Sonntagsvorträge“, 25.10.1914, „Die Bedingungen des ewigen Lebens“

[5] Bojan Boev, „Das Stimmen der menschlichen Seele“, Bd.3, „Das bulgarische Volk und die Härte”

[6] Vgl., GA 149, Vortrag vom  02.01.1914

[7] GA123, Vortrag vom 10.09.1910: „Und wenn die Essäerlehre in unserer Zeit wieder erneuert werden soll, wenn wir leben wollen nicht im Geiste einer Tradition von einem alten Bodhisattva, sondern im Sinne des lebendigen Geistes eines neuen Bodhisattva, so müssen wir uns ebenso inspirieren lassen von dem Bodhisattva, der einst der Maitreya Buddha werden wird. Und dieser Bodhisattva inspiriert uns so, daß er darauf aufmerksam macht: Die Zeit rückt heran, wo der Christus in neuer Form, in einem ätherischen Leibe, eine Gnade sein wird für diejenigen Menschen, welche durch eine neue Essäerweisheit die neuen Kräfte entwickeln in der Zeit, wo die Wiederkunft des Christus im ätherischen Gewände an die Menschen belebend herantreten wird. Ganz im Sinne des inspirierenden Bodhisattva, der der Maitreya Buddha werden soll, wollen wir reden.“

[8] Bernard Lievegoed, „Über die Rettung der Seele: Das Zusammenwirken dreier grosser Menschheitsführer“